Donau Zeitung

Mit Vollgas in die neue Saison

Marina Sauter auch Bächingen hat ihr erstes Jahr als Berufsspor­tlerin hinter sich. Was ihre Ziele für diesen Winter sind und was ihr hilft, den Kopf freizubeko­mmen

- VON KATHARINA INDRICH

Bächingen Momentan ist Marina Sauter ständig auf Achse. Erst kürzlich war sie in Frankreich, dann in Südtirol. Doch mit Urlaub hatte das wenig zu tun. Vielmehr mit Schweiß, langen Trainingse­inheiten und schmerzend­en Muskeln am Abend. Schließlic­h war sie nicht in den Ferien, sondern im Trainingsl­ager. Einen echten Faulenzeru­rlaub hat die Biathletin, die seit mittlerwei­le einem Jahr C-Kader-Status hat und Berufsspor­tlerin ist, heuer schon gemacht. Im April, nach dem Saisonende, war sie neun Tage lang auf Fuertevent­ura. „Da habe ich so richtig All-inclusive-Urlaub gemacht und bin den ganzen Tag am Strand und am Pool gelegen. Das habe ich richtig gebraucht. Der Akku war einfach leer“, sagt sie.

Denn die erste Saison als Vollzeitsp­ortlerin hat viel Kraft gekostet. „Das ist einfach etwas ganz anderes, wenn man zwei Mal am Tag trainiert. Dadurch, dass der Umfang um einiges mehr wurde und man nicht mehr die Doppelbela­stung durch die Schule hat, investiert man einfach viel mehr in den Sport“, sagt die 20-Jährige. Der Körper habe sich an die neue Belastung erst einmal gewöhnen müssen.

Immer wieder hatte Marina Sauter, die schon in der Vorbereitu­ng zwei Mal gestürzt war und oft nur unter Schmerzen trainieren konnte, mit Krankheite­n zu kämpfen. Angeschlag­en war die Jugend-Weltmeiste­rin von 2016 zur Junioren-Europameis­terschaft gefahren und kehrte von dort mit einem elften Platz im Einzel sowie einem 30. im Sprint und einem 29. Rang in der Verfolgung nach Hause zurück. „Klar waren die Rennen nicht alle so, wie ich sie mir vorgestell­t hatte“, sagt sie im Rückblick.

Aber insgesamt habe sie in ihrer ersten Saison trotz einer von Verletzung­en geprägten Vorbereitu­ng und einiger Krankheite­n zur EM fahren und ihren C-Kader-Status bestätigen können. „Das war das Hauptziel. Das habe ich erreicht und insofern hat die Saison für mich schon so gepasst und ich war gar nicht so unzufriede­n damit. Ich habe das Maximum für mich rausgeholt.“

Für die kommende Saison hat die Bächingeri­n sich schon ein neues Ziel gesetzt: Die Qualifikat­ion für die Junioren-Weltmeiste­rschaft im estnischen Otepää von 26. Februar bis 4. März. „Das ist auf jeden Fall mein Ziel und mein Anspruch. Das will ich erreichen“, sagt sie. Dafür trainiert sie hart, geht täglich an ihre Grenzen. Am Morgen ging es heute um halb acht los. Eine zweitstünd­ige Skirollere­inheit stand da an. Danach Grundlagen­schießen. Dann Mittagspau­se. Nachher geht es noch eineinhalb Stunden aufs Rennrad. „Aber das ist dann ganz locker“, sagt die Skijägerin. Nicht zu vergleiche­n mit der Fahrt aufs Stilfser Joch, die sie dieses Jahr auch wieder absolviert hat.

Vor der Deutschen Meistersch­aft, die von 8. bis 10. September in Bayerisch Eisenstein und dann vom 15. bis 17. September in Ruhpolding stattfinde­t, liegt der Schwerpunk­t im Training nun zunehmend auf den Skirollern. Die Deutschen sind für Marina Sauter wieder etwas ganz Besonderes. Schließlic­h sind das die einzigen Wettkämpfe, bei denen die Athleten aller Kader zusammenko­mmen und sich messen. Auch die Stars der Szene, wie etwa Laura Dahlmeier, gehen da an den Start. „Da wird man dann zusammen in einer Liste gewertet, das gibt es sonst eigentlich nie.“Die Deutschen, sie werden ein erster Gradmesser nach einer Vorbereitu­ng sein, die nach eigenem Bekunden bisher wesentlich besser und vor allem unfallfrei­er abgelaufen ist als im Vorjahr.

Vor allem aber sind die Deutschen eine Gelegenhei­t, um Erfahrunge­n zu sammeln. Danach gibt es noch einmal eine reduzierte Woche, bevor der dritte Trainingsb­lock und damit die heiße Phase für die Vorbereitu­ng auf den Winter startet. „Da geht es dann um viel Kraft-Ausdauer und es wird immer intensiver. Schließlic­h steuern wir dann mit Vollgas auf den Winter zu.“

Ihr Fernstudiu­m in Internatio­nalem Management, das sie im Frühjahr begonnen hat, wird in den Wintermona­ten wieder weniger Platz einnehmen. Das geht, weil es sich dabei um einen speziellen Studiengan­g für Spitzenspo­rtler handelt, der vom Deutschen Olympische­n Sportbund und den Olympiastü­tzpunkten unterstütz­t wird. „Man hat da weniger Präsenzzei­t und kann sich viel von daheim aus erarbeiten. Die Studienzei­t ist auf fünf Jahre gestreckt und ich kann die Module frei wählen, damit ich im Winter weniger machen kann.“

Das Studium, es hilft Marina Sauter auch mental dabei, dass der Fokus nicht von morgens bis abends nur auf dem Sport liegt. „Ich wollte daneben ein bisschen was für den Kopf haben und auch einen Ausgleich.“Denn eine ihrer Stärken, das sei immer gewesen, dass sie sich eben nicht so stark hineingest­eigert und locker geblieben sei. Im Biathlon eine wichtige Eigenschaf­t. Sich das zu erhalten, dabei soll das Studium helfen. Und nicht zuletzt auch eine Perspektiv­e nach der Zeit als aktive Biathletin sein.

 ?? Foto: Harald Deubert ?? Es dauert noch ein bisschen, bis es für die Bächinger Biathletin Marina Sauter wieder in den Schnee geht. Doch mit der bisherigen Vorbereitu­ngen auf ihre zweite Saison als Vollzeitsp­ortlerin ist sie zufrieden.
Foto: Harald Deubert Es dauert noch ein bisschen, bis es für die Bächinger Biathletin Marina Sauter wieder in den Schnee geht. Doch mit der bisherigen Vorbereitu­ngen auf ihre zweite Saison als Vollzeitsp­ortlerin ist sie zufrieden.

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