Mit Vollgas in die neue Saison
Marina Sauter auch Bächingen hat ihr erstes Jahr als Berufssportlerin hinter sich. Was ihre Ziele für diesen Winter sind und was ihr hilft, den Kopf freizubekommen
Bächingen Momentan ist Marina Sauter ständig auf Achse. Erst kürzlich war sie in Frankreich, dann in Südtirol. Doch mit Urlaub hatte das wenig zu tun. Vielmehr mit Schweiß, langen Trainingseinheiten und schmerzenden Muskeln am Abend. Schließlich war sie nicht in den Ferien, sondern im Trainingslager. Einen echten Faulenzerurlaub hat die Biathletin, die seit mittlerweile einem Jahr C-Kader-Status hat und Berufssportlerin ist, heuer schon gemacht. Im April, nach dem Saisonende, war sie neun Tage lang auf Fuerteventura. „Da habe ich so richtig All-inclusive-Urlaub gemacht und bin den ganzen Tag am Strand und am Pool gelegen. Das habe ich richtig gebraucht. Der Akku war einfach leer“, sagt sie.
Denn die erste Saison als Vollzeitsportlerin hat viel Kraft gekostet. „Das ist einfach etwas ganz anderes, wenn man zwei Mal am Tag trainiert. Dadurch, dass der Umfang um einiges mehr wurde und man nicht mehr die Doppelbelastung durch die Schule hat, investiert man einfach viel mehr in den Sport“, sagt die 20-Jährige. Der Körper habe sich an die neue Belastung erst einmal gewöhnen müssen.
Immer wieder hatte Marina Sauter, die schon in der Vorbereitung zwei Mal gestürzt war und oft nur unter Schmerzen trainieren konnte, mit Krankheiten zu kämpfen. Angeschlagen war die Jugend-Weltmeisterin von 2016 zur Junioren-Europameisterschaft gefahren und kehrte von dort mit einem elften Platz im Einzel sowie einem 30. im Sprint und einem 29. Rang in der Verfolgung nach Hause zurück. „Klar waren die Rennen nicht alle so, wie ich sie mir vorgestellt hatte“, sagt sie im Rückblick.
Aber insgesamt habe sie in ihrer ersten Saison trotz einer von Verletzungen geprägten Vorbereitung und einiger Krankheiten zur EM fahren und ihren C-Kader-Status bestätigen können. „Das war das Hauptziel. Das habe ich erreicht und insofern hat die Saison für mich schon so gepasst und ich war gar nicht so unzufrieden damit. Ich habe das Maximum für mich rausgeholt.“
Für die kommende Saison hat die Bächingerin sich schon ein neues Ziel gesetzt: Die Qualifikation für die Junioren-Weltmeisterschaft im estnischen Otepää von 26. Februar bis 4. März. „Das ist auf jeden Fall mein Ziel und mein Anspruch. Das will ich erreichen“, sagt sie. Dafür trainiert sie hart, geht täglich an ihre Grenzen. Am Morgen ging es heute um halb acht los. Eine zweitstündige Skirollereinheit stand da an. Danach Grundlagenschießen. Dann Mittagspause. Nachher geht es noch eineinhalb Stunden aufs Rennrad. „Aber das ist dann ganz locker“, sagt die Skijägerin. Nicht zu vergleichen mit der Fahrt aufs Stilfser Joch, die sie dieses Jahr auch wieder absolviert hat.
Vor der Deutschen Meisterschaft, die von 8. bis 10. September in Bayerisch Eisenstein und dann vom 15. bis 17. September in Ruhpolding stattfindet, liegt der Schwerpunkt im Training nun zunehmend auf den Skirollern. Die Deutschen sind für Marina Sauter wieder etwas ganz Besonderes. Schließlich sind das die einzigen Wettkämpfe, bei denen die Athleten aller Kader zusammenkommen und sich messen. Auch die Stars der Szene, wie etwa Laura Dahlmeier, gehen da an den Start. „Da wird man dann zusammen in einer Liste gewertet, das gibt es sonst eigentlich nie.“Die Deutschen, sie werden ein erster Gradmesser nach einer Vorbereitung sein, die nach eigenem Bekunden bisher wesentlich besser und vor allem unfallfreier abgelaufen ist als im Vorjahr.
Vor allem aber sind die Deutschen eine Gelegenheit, um Erfahrungen zu sammeln. Danach gibt es noch einmal eine reduzierte Woche, bevor der dritte Trainingsblock und damit die heiße Phase für die Vorbereitung auf den Winter startet. „Da geht es dann um viel Kraft-Ausdauer und es wird immer intensiver. Schließlich steuern wir dann mit Vollgas auf den Winter zu.“
Ihr Fernstudium in Internationalem Management, das sie im Frühjahr begonnen hat, wird in den Wintermonaten wieder weniger Platz einnehmen. Das geht, weil es sich dabei um einen speziellen Studiengang für Spitzensportler handelt, der vom Deutschen Olympischen Sportbund und den Olympiastützpunkten unterstützt wird. „Man hat da weniger Präsenzzeit und kann sich viel von daheim aus erarbeiten. Die Studienzeit ist auf fünf Jahre gestreckt und ich kann die Module frei wählen, damit ich im Winter weniger machen kann.“
Das Studium, es hilft Marina Sauter auch mental dabei, dass der Fokus nicht von morgens bis abends nur auf dem Sport liegt. „Ich wollte daneben ein bisschen was für den Kopf haben und auch einen Ausgleich.“Denn eine ihrer Stärken, das sei immer gewesen, dass sie sich eben nicht so stark hineingesteigert und locker geblieben sei. Im Biathlon eine wichtige Eigenschaft. Sich das zu erhalten, dabei soll das Studium helfen. Und nicht zuletzt auch eine Perspektive nach der Zeit als aktive Biathletin sein.