Donau Zeitung

Immer mehr Minijobs und Teilzeitbe­schäftigte im Landkreis

IG Bau kritisiert Schieflage. Anteil „atypischer“Jobs im Kreis steigt auf 39 Prozent

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Landkreis Immer mehr unsichere Jobs: Rund 14700 Menschen im Kreis Dillingen an der Donau arbeiten in Teilzeit, Leiharbeit oder haben einen Minijob als alleiniges Einkommen.

Damit ist der Anteil der sogenannte­n atypischen Beschäftig­ung an allen Arbeitsver­hältnissen im vergangene­n Jahr auf einen Rekordwert von 39 Prozent gestiegen. Das kritisiert die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU). Die Gewerkscha­ft beruft sich hierbei auf eine aktuelle Studie der Hans-Böckler-Stiftung, die die Entwicklun­g am Arbeitsmar­kt im Kreis Dillingen an der Donau seit dem Jahr 2003 untersucht hat. Damals lag die Quote atypischer Jobs noch bei 32 Prozent.

IG BAU-Bezirksche­f Michael Jäger spricht von einem „Alarmsigna­l an die Politik“: „Es kann nicht sein, dass wir einerseits einen wirtschaft­lichen Aufschwung erleben, aber anderersei­ts so viele Menschen in prekären Verhältnis­sen arbeiten“, sagt Jäger. Hier sei „grundsätzl­ich etwas in Schieflage geraten“. Der unbefriste­te Vollzeit-Job müsse wieder zum Normalfall werden, fordert die IG BAU Schwaben.

Nach Angaben der Böckler-Stiftung hat im Landkreis Dillingen an der Donau besonders die TeilzeitBe­schäftigun­g drastisch zugenommen: Arbeiteten 2003 noch etwa 4800 Erwerbstät­ige in Teilzeit, waren es 2016 bereits rund 8900 – ein Anstieg von 87 Prozent. „Gerade für Frauen ist es nach einer Familienpa­use enorm schwer, wieder voll in den Beruf einzusteig­en. Gegen die Teilzeit-Falle brauchen wir endlich ein verbriefte­s Rückkehrre­cht in Vollzeit“, ist Michael Jäger überzeugt. Ein entspreche­nder Gesetzentw­urf der Großen Koalition war in diesem Frühjahr am Widerstand der Union gescheiter­t. Auch bei Minijobs gibt es der Studie zufolge keine Entwarnung: Rund 5300 Menschen im Kreis Dillingen an der Donau waren 2016 ausschließ­lich geringfügi­g beschäftig­t (2003: 4700). In der Gebäuderei­nigung machten Minijobs mittlerwei­le die Hälfte aller Arbeitsplä­tze aus, so Gewerkscha­fter Jäger. Auch hier seien es insbesonde­re Frauen, die nach einem Jobverlust oder einer Trennung oft schnell in Hartz IV abrutschte­n. Mit Blick auf die Bundestags­wahl im September fordert die IG BAU Schwaben von den Parteien klare Konzepte „gegen die Unwucht am Arbeitsmar­kt“.

Dazu müsse die Abschaffun­g der Befristung­en ohne sachlichen Grund genauso gehören wie die Einbeziehu­ng von Minijobs in die Sozialvers­icherung. „Dabei sind auch die Arbeitgebe­r in der Pflicht.“Wer heute vollwertig­e Stellen schaffe, brauche sich morgen nicht um fehlende Fachkräfte sorgen. (pm)

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Foto: Frank Rumpenhors­t/dpa Rund 14700 Menschen im Kreis Dillingen an der Donau arbeiten in Teilzeit, Leihar beit oder haben einen Minijob als alleiniges Einkommen.

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