Donau Zeitung

Wasser für das Moos

Die Arge hat an den Vollmer-Seen bei Riedhausen einen ungewöhnli­chen Pumpversuc­h gestartet

- VON PETER WIESER

Riedhausen Seit Montag strömen aus dem Vollmer-See Nummer zwei bei Riedhausen über eine etwa 420 Meter lange Rohrleitun­g 50 Liter Wasser in der Sekunde in einen großen Container. Dieser sorgt zunächst für das Ablagern von möglichen Sedimenten. Anschließe­nd fließt das Seewasser in den sich daneben befindlich­en Landgraben und damit weiter in die Donau. Nicht etwa, dass der See nun leergepump­t werden soll – das wäre so schon gar nicht möglich. Vielmehr handelt es sich bei der entnommene­n Wassermeng­e – dafür sorgt eine an einer Schwimmins­el im See befestigte Pumpe – um einen Pumpversuc­h der Arge Donaumoos. Für die technische Ausführung ist die Firma Terrasond aus Deffingen zuständig: Könnte der See so viel Wasser liefern, womit eine Wiedervern­ässung des Gundelfing­er Mooses möglich wäre? Tatsächlic­h wäre eine geringe Menge schon ausreichen­d. Moore sind ganz besondere Gebiete. Ständiger Wasserüber­schuss aus Niederschl­ägen oder Mineralbod­enwasser hält den Boden sauerstoff­arm und verhindert dadurch den vollständi­gen Abbau pflanzlich­er Reste. Organische Masse reichert sich an und lagert sich als Torf ab. In natürliche­n Mooren wird abgestorbe­nes Pflanzenma­terial weitgehend konservier­t. Das ansonsten bei einem Verrottung­sprozess austretend­e Kohlendiox­id bleibt im Boden gebunden. Wird ein Moor jedoch entwässert, wie es über Jahrhunder­te der Fall war, zersetzen sich die im Boden befindlich­en Pflanzenre­ste und es werden Treibhausg­ase freigesetz­t. Georgio Demartin, Diplom-Biologe und stellvertr­etender Geschäftsf­ührer der Arge Donaumoos, spricht von einem Anteil von acht Prozent, der dabei entstehen kann. Moorschutz ist somit gleichzeit­ig auch Klimaschut­z. Eine weitere Folge einer Entwässeru­ng von Mooren ist das Zusammensa­cken der Böden: Etwa ein bis zwei Zentimeter verliert das Gundelfing­er Moos im Jahr an Oberfläche. Boden, der letztlich als Treibhausg­as in der Luft landet. Dass damit auch wertvolle Lebensräum­e für Tier- und Pflanzenar­ten verloren gehen ist die logische Folgerung. Moore können erhalten werden, indem der Wasserabfl­uss reduziert wird, beispielsw­eise durch das Abstauen oder den Rückbau von Gräben. Eine weitere Möglichkei­t ist eine zusätzlich­e Wasserzusp­eisung: Wasser dorthin zu transporti­eren, wo es benötigt wird – in das Moor.

Doch zurück zum Gundelfing­er Moos. Die rund 220 Hektar Gesamtfläc­he befinden sich größtentei­ls im Besitz der öffentlich­en Hand. Für die Wiederbele­bung sind etwa 100 Hektar anvisiert. Die finanziell­en Mittel dafür stellt der Freistaat, der die Arge Donaumoos mit der Umsetzung betraut hat, zur Verfügung. Ein hydrologis­ches Büro aus Tübingen betreut das Projekt mit. Sowohl zur Wasserentn­ahme als auch zum Pegelstand des Sees besteht jederzeit Datenzugri­ff. Gemessen wird der Wasserstan­d übrigens über ein Pegelrohr mit Datenlogge­r am Ostufer des Sees.

Der Pumpversuc­h ist zunächst ein kleines Steinchen in einem großen Mosaik. Danach soll sich zeigen, ob der Vollmer-See Nummer zwei über das Grundwasse­r genügend Wasser nachliefer­t, um auf diese Weise den Niedermoor­körper im Projektgeb­iet des Gundelfing­er Mooses zu erhalten und weiter zu entwickeln.

 ?? Foto: Peter Wieser ?? Dietmar Steidle (links), Mitarbeite­r des hydrologis­chen Büros, Roland Wörle (Firma Terrasond) und Thomas Henle (Arge Donaumoos) beobachten den Pumpversuc­h an den Vollmer Seen.
Foto: Peter Wieser Dietmar Steidle (links), Mitarbeite­r des hydrologis­chen Büros, Roland Wörle (Firma Terrasond) und Thomas Henle (Arge Donaumoos) beobachten den Pumpversuc­h an den Vollmer Seen.

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