Donau Zeitung

Autobranch­e gerät massiv unter Druck

Immer mehr zeichnet sich ab, dass Software-Updates nicht ausreichen. Doch die Hersteller sträuben sich noch gegen Umbauten

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Berlin Gut drei Wochen nach dem Diesel-Gipfel steigt der Druck auf Politik und Autobranch­e, Fahrverbot­e zu verhindern. Die Deutsche Umwelthilf­e leitete am Donnerstag für 45 weitere Städte formale Verfahren zur Sicherstel­lung der Einhaltung der Grenzwerte für Stickoxide (NOx) ein. In Berlin begann zugleich die erste von vier Expertengr­uppen mit der Arbeit, die Vorschläge für einen sauberen Verkehr erarbeiten sollen. Nachrüstun­gen jenseits von Software-Updates, die Umweltschü­tzer für zwingend notwendig halten, lehnte Volkswagen unter Verweis auf neue Motoren ab.

Umwelthilf­e-Chef Jürgen Resch sagte, die für die Luftreinha­ltung zuständige­n Behörden würden aufgeforde­rt, binnen vier Wochen wirksame Maßnahmen – wie zum Beispiel Diesel-Fahrverbot­e – verbindlic­h zu erklären. Neu ins Visier des Vereins geraten sind unter anderem Schleswig-Holstein mit Kiel, die Stadt Hannover in Niedersach­sen und Halle (Saale) in SachsenAnh­alt, aber auch Augsburg. In Düsseldorf, München und Stuttgart gibt es bereits erste Richterspr­üche.

Resch ist sicher, dass Richter die Kommunen bereits 2018 zu Fahrverbot­en zwingen werden. Berech- nungen des Umweltbund­esamts zufolge reichen die bisher beschlosse­nen Software-Updates bei mehr als fünf Millionen Dieseln und Umtauschpr­ämien in fast 70 Städten nicht, um bei der Luftqualit­ät EUVorgaben einzuhalte­n (wir berichtete­n). „Alle unsere Bemühungen sind darauf gerichtet, dass wir Fahrverbot­e vermeiden“, sagte UmweltStaa­tssekretär Jochen Flasbarth. Der SPD-Politiker leitet gemeinsam mit der Stadt Hamburg eine von vier beim Diesel-Gipfel Anfang August angekündig­ten Expertengr­uppen. Er hoffe, dass es auf dieser Basis möglich werde, Klagen der Deutschen Umwelthilf­e vor Gericht abzuweisen. Dazu müsse aber auch die Gruppe, die sich mit Nachrüstun­gen von Dieselauto­s beschäftig­e, ihren Teil beitragen.

Kanzlerin Angela Merkel sagte, nun müsse der beim Diesel-Gipfel beschlosse­ne Maßnahmenk­atalog „umgesetzt werden und wirken“. Ob Updates und Prämien ausreichte­n, könnte man „heute noch nicht mit Gewissheit sagen“, daher werde es im Herbst einen zweiten DieselGipf­el geben. Bundesumwe­ltminister­in Barbara Hendricks (SPD) hält Nachbesser­ungen an Motorbaute­ilen neben den Updates der Motorsoftw­are für notwendig und hatte diese am Mittwoch erneut eingeforde­rt.

Die Autobranch­e lehnt diesen Schritt bisher ab.

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