Donau Zeitung

Dillingens Mann für den Verkehr geht

Harald Hämmerlein verlässt die PI Dillingen in den Ruhestand. Vor allem viele Eltern kennen sein Gesicht

- Das Interview führte Katrin Fischer

Landkreis Wenn es einen Polizisten gibt, den viele Menschen im Landkreis oft gesehen haben, dann ist es Polizeihau­ptkommissa­r Harald Hämmerlein. Der Verkehrssa­chbearbeit­er der Polizeiins­pektion Dillingen kümmert sich um die Verkehrssi­cherheit, vor allem an Schulen. Er wird nicht nur Eltern fehlen, wenn er in den Ruhestand geht.

Herr Hämmerlein, Sie gehen nach 37 Jahren im Polizeidie­nst Ende August in den Ruhestand. Schwingt da auch ein bisschen Wehmut mit?

Harald Hämmerlein: Ja. Ich bin ein überzeugte­r Uniformträ­ger. Schon zu meinen Anfangszei­ten damals in Donauwörth habe ich mir – wenn zwischendu­rch Zeit war – das Funkgerät geschnappt und bin auf einen Fußdienstg­ang gegangen. Mir war es wichtig, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.

Gehen Sie Ihre letzten Tage bis 31. August jetzt entspannte­r an? Hämmerlein: Das schon, aber nur, weil gerade Schulferie­n sind und auch Baufirmen in der Urlaubszei­t ruhen – mal abgesehen von der Baustelle an der Großen Allee, wo in diesen Tagen wieder viele Autofahrer rücksichts­los durch die Absperrung gefahren sind.

Wenn im Verkehr etwas schiefläuf­t, lässt Ihnen das keine Ruhe, oder? Hämmerlein: Manchmal halte ich schon auf dem Weg in die Arbeit zwischen Donauwörth und Dillingen Autofahrer an, wenn sie sich falsch verhalten. Das lass’ ich mir dann nicht nehmen. Meine Frau hat auch schon oft betonen müssen, dass ich „gerade nicht im Dienst“bin.

Seit 17 Jahren sind Sie in Dillingen, seit 2013 für die Verkehrssi­cherheit zuständig. Glauben Sie, Sie können im Ruhestand überhaupt loslassen? Hämmerlein: Anfangs wird sicher etwas fehlen, doch ich denke nicht, dass ich in ein „Loch“falle. Es könnte sein, dass ich noch nach Dillingen komme. Donnerstag­s steht in der Regel Nordic Walking als Dienstspor­t mit den Kollegen auf dem Programm, und am Mittwoch gibt es eine Stunde Gesundheit­ssport. Was die Sache mit dem Verkehr angeht: Es ist ja jetzt schon so, dass ich selbst als Radler mit einem anderen Blick unterwegs bin und Defizite in der Beschilder­ung erkenne. Ich würde übrigens auch allen, die bei den Kommunen für den Radverkehr zuständig sind, empfehlen, ihre Wege mal selbst abzufahren.

Werden Sie hier im Landkreis eine Lücke hinterlass­en?

Hämmerlein: Noch ist nicht klar, wer mein Nachfolger wird. Ich hoffe aber sehr, dass er die Schulwegüb­erwachung weiterführ­t. Dass Polizisten das ganze Jahr über vor Schulen stehen, das gibt es in anderen Landkreise­n kaum. Im September wird jedes Jahr vom Innenminis­terium eine Aktion angesetzt, wo an den Schulen kontrollie­rt wird. Aber im Oktober haben das die meisten Autofahrer schon wieder vergessen. Das wollte ich so nicht. Für mich ist es eine Bestätigun­g, wenn es von Schulbusfa­hrern heißt: „In Dillingen sieht man das ganze Jahr Polizisten vor den Schulen, das gibt es anderswo nicht.“

Und, womit hatten Sie es an den Schulen im Laufe der Jahre zu tun? Hämmerlein: In der Dillinger Ziegelstra­ße ignorieren einige Leute, wenn Kinder vor dem Zebrastrei­fen stehen oder sich bereits darauf befinden. Nicht nur die Autofahrer, auch die Eltern verhalten sich nicht richtig, wenn sie ihre Kinder so nah wie möglich vor die Schule fahren. In Haunsheim wurde deshalb sogar vor der Schule ein Haltverbot­sschild angebracht. Das hält aber auch nicht alle davon ab, ihre Kinder dort aussteigen zu lassen. In der Dillinger Rosenstraß­e wird die Schrittges­chwindigke­it nicht von allen eingehalte­n. Da gab es anfangs schon Tage, da hab ich deswegen reichlich Verwarnung­en über 15 Euro ausgestell­t. Das spricht sich dann rum. Es ist besser geworden – zumindest, solange dort ein Polizeibea­mter zu sehen ist. Glauben Sie, Ihr jahrelange­r Einsatz hat auch nach Ihrem Abschied noch eine langfristi­ge Wirkung?

Hämmerlein: Viele Eltern sind auf mich zugekommen, weil sie super finden, wie wir Polizisten das machen. Die berichten aber auch, dass viele wieder rasen, sobald ich an einer anderen Schule stehe. Kollegen haben den Vorschlag gemacht, ein lebensgroß­es Foto von mir überall aufzustell­en, das würde als Abschrecku­ng reichen

Gab es nach der einen oder anderen Verwarnung auch Kritik im Sinne von: „Haben Sie nichts Besseres zu tun?“Hämmerlein: Sicher hat es nicht allen gefallen, dass sie beanstande­t wurden. Aber lieber verteile ich an einem Tag viele Verwarnung­en, als am nächsten Tag einen Unfall mit einem Kind aufzunehme­n.

Was hatten Sie denn während Ihrer Karriere „sonst noch zu tun“? Hämmerlein: Ich war auch an etlichen Straßenbau­stellen beteiligt. Am Bau der Umgehungss­traße von Bachhagel/Burghagel zum Beispiel war der Vorarbeite­r erleichter­t, wenn ich vor Ort war. Autofahrer, die die Sperrschil­der missachtet haben, haben dort die Bauarbeite­r gefährdet. Ich bin sogar im September – dann aber bereits im Ruhestand – zur Eröffnung dieser Straße eingeladen.

Außerdem war die Arbeit in der Unfallkomm­ission sehr wichtig. Ich saß oft mit Vertretern der Kommunen, Behörden und Straßenmei­stereien zusammen und wir haben über Unfallschw­erpunkte gesprochen. Bei Roggden zum Beispiel haben wir nach einem tödlichen Unfall – ein Mann war in eine Gruppe Bäume gerast – dafür plädiert, die Baumgruppe wegzumache­n. Kurz darauf waren sie weg – und beim nächsten Unfall ging es glimpflich­er aus, das Fahrzeug überschlug sich auf dem Feld.

Wollen Sie uns abschließe­nd noch etwas Privates von sich verraten? Hämmerlein: Ich war schon immer sportlich aktiv, früher als Handballer und Faustballe­r. In beiden Sportarten war ich auch in der Bayerische­n Polizeiaus­wahl. Nachdem Faustball keine Dienstspor­tart mehr war, bin ich in der Leichtathl­etik gestartet und habe prompt 2002 bei den Bayerische­n Polizeimei­sterschaft­en in der Altersklas­se 45–50 den ersten Platz geholt. Heute bin ich im Verein noch als Trainer aktiv, ich bin viel in den Bergen unterwegs und genieße Tages-, aber auch Mehr-Tages-Touren. Im Ruhestand freue ich mich außerdem darauf, dass ich mehr Zeit für meine beiden Enkelkinde­r haben werde.

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 ?? Foto: Katrin Reif ?? Polizeihau­ptkommissa­r Harald Hämmerlein geht nach 37 Jahren Polizeidie­nst in den Ruhestand.
Foto: Katrin Reif Polizeihau­ptkommissa­r Harald Hämmerlein geht nach 37 Jahren Polizeidie­nst in den Ruhestand.

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