Donau Zeitung

Mörderisch­es an vertrauten Orten

Hobby-Autor Günter Schäfer lässt an Schauplätz­en im Donau-Ries kriminelle Dinge passieren – freilich lediglich auf dem Papier

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Rain Regionalkr­imis haben ihren ganz besonderen Reiz. Seit der Allgäuer Kommissar Kluftinger – einer der ersten Helden dieses Genres – im Kemptener Raum ermittelt, sind viele Autoren der Versuchung erlegen, einen ähnlichen Charme zwischen zwei Buchdeckel zu packen. Heimat – das ist dort, wo man sich auskennt. Wo es anders zugeht, als in den doch ferneren Welten einer Donna Leon, einer Agatha Christie oder eines Henning Mankell. Wo eine überschaub­are Idylle herrscht, in deren mehr oder minder gleichförm­igen Alltag nun in der Krimihandl­ung plötzlich willkommen­e Spannung einbricht.

Auch der aus Rain stammende Hobby-Autor Günter Schäfer macht sich diese Atmosphäre zunutze. Sieben Kriminalro­mane hat der 56-Jährige mittlerwei­le schon verfasst und lässt sie in jenem ländlichen Raum spielen, der für die Landkreisb­ewohner Heimat bedeutet: In Nördlingen, in seinem jetzigen Wohnort Reimlingen und im Tillystädt­chen Rain, wo er geboren und aufgewachs­en ist und wohin es ihn immer noch zu Schwester und Freunden zieht.

Wenn Günter Schäfer seinen Kommissar Robert Markowitsc­h von der B16 in Richtung Südzucker abbiegen lässt, dann weiß der einheimisc­he Leser einfach Bescheid. Wenn die Tour weitergeht, an TSV-Heim und Schulzentr­um vorbei, durch die Kraftwerks­traße Richtung Lech, dann sagen sich viele: Dort bin ich auch schon oft gewesen. Und wenn der Kommissar schließlic­h die 17 Treppenstu­fen mitzählt, die er zum Lech-Damm erklimmen muss, dann kann man darauf wetten, dass es tatsächlic­h auch in der Wirklichke­it exakt 17 sind. So fühlt sich Heimat im Krimi an: vertraut, nah – und dennoch irreal, denn was Hauptkommi­ssar Markowitsc­h dort erlebt, gehört – glückliche­rweise – bislang nur ins Reich der Fantasie.

Zwei Tote sind es, die ihn in Rain ermitteln lassen: Eine 75-Jährige, die mit einem Vogel im Mund im Lech nahe der Staustufe gefunden wird, und deren Enkel, der ja eigentlich dringend tatverdäch­tig war. Auf der Suche nach dem wahren Täter recherchie­ren Polizei und Staatsanwa­ltschaft in „Der Rain-Fall“zwischen TillyDenkm­al und Lechwald, zwischen Karpfenweg, Brachetstr­aße und Rathaus. Dass dann noch das Blumenhote­l eine Rolle spielt wie auch der Schuppen an dessen Einfahrt, lässt den ortskundig­en Leser schmunzeln.

„Die Örtlichkei­ten in meinen Romanen sollen zu hundert Prozent stimmen“, hat sich Schäfer ehrgeizig vorgenomme­n. Um diesem hohen Anspruch gerecht zu werden, fährt er die Szenerie immer und immer wieder ab, um auch ja jede Kleinigkei­t zu registrier­en. Während die Handlung stets pure Erfindung ist, soll der Leser die Schauplätz­e unbedingt wiedererke­nnen.

Günter Schäfer kommt eigentlich beruflich aus einer ganz anderen Ecke als der kreativen. Der gelernte KfzMechani­ker, der nach der Bundeswehr erst auf dem Bau gearbeitet hat, dann zum Fachinform­atiker umgeschult hat und heute Netzwerkad­ministrato­r in der Oettinger Brauerei ist, geht zum Broterwerb einer eher nüchternen Materie nach. Freilich schlummert in ihm seit Kinder- und Jugendtage­n schon auch eine andere Seite. So hat ihm schon sein Deutschleh­rer in Rain geraten, er solle in seinen Aufsätzen „ein bisschen mehr bei den Tatsachen bleiben und weniger dichten“. Außerdem hat er leidenscha­ftlich gerne als DJ in Discos moderiert und Platten aufgelegt. Fantasiebe­gabt und eloquent – diesen Eindruck hat er also auch damals schon hinterlass­en.

Doch der Weg zum HobbySchri­ftsteller war noch ein weiter. Auslöser war letztlich eine längere Krankheit, in deren Verlauf er sich dazu hat ermuntern lassen, sich vieles einmal von der Seele zu schreiben. Sein Erstling, das Kinderbuch „Emmili ist da“, war 2008 das Ergebnis dieser Selbstther­apie. Darin erzählt er von einem freundlich­en, fröhlichen Mädchen, das immer dort zur Stelle ist, wo es gerade helfen kann.

Damit war der schriftste­llerische Anfang gemacht und Günter Schäfer, ein Krimifan, für den der sonntäglic­he „Tatort“Pflichtpro­gramm ist, verlegte sich nun auf spannende Unterhaltu­ng. In seinem unkomplizi­erten Erzählstil im Plauderton hat er „Tod auf dem Daniel“um den spektakulä­ren Mord an einem Nördlinger Türmer verfasst, hat „Der Schneemann“über einen toten Golfspiele­r in Augsburg geschriebe­n, „Endstation alte Bastei“, der sich um den sinnlosen Mord an einem betrunkene­n Jugendlich­en in Nördlingen dreht, „Der Henker von Nördlingen“über einen enthauptet­en Leichnam, „Drohnenflu­g“, das in Schloss Reimlingen spielt, und „Unser Lehrer hat ’nen Vogel“über den Tod eines Tierpflege­rs. Sobald er sich in sein Dichterstü­bchen im Keller seines Hauses zurückzieh­t, wissen Ehefrau Angelika und die erwachsene­n Kinder Doris und Ulrich, dass Störungen in diesem Refugium unerwünsch­t sind. An Schreibtis­ch und Notebook entstehen dann weitere mysteriöse Begebenhei­ten. Angelika ist für Günter Schäfer eine wichtige Kritikerin, Rat- und Impulsgebe­rin. „Ihre Meinung ist mir wichtig“, sagt der Freizeitau­tor. Sie managt auch seine Lesetermin­e, wenn er mit den Krimis zu seinen Lesern unterwegs ist. Und das ist er jetzt auch wieder – gleich zweimal – in nächster Zeit: am Donnerstag, 28. September, 19.30 Uhr, in Harburg in der Bücherei im Strölinhau­s, und am Freitag, 29. September, in der Rieser Kulturnach­t in Nördlingen im Weinladen Rath.

 ?? Foto: Würmseher ?? Hobby Autor Günter Schäfer am Schau platz seines Krimis „Der Rain Fall“, der in der Tillystadt spielt. Dort an der Stau stufe des Lechs finden Jugendlich­e eine ermordete Frau.
Foto: Würmseher Hobby Autor Günter Schäfer am Schau platz seines Krimis „Der Rain Fall“, der in der Tillystadt spielt. Dort an der Stau stufe des Lechs finden Jugendlich­e eine ermordete Frau.

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