Donau Zeitung

Für einen Burger ist es nie zu spät

Der Burger King in Lauingen hat am Wochenende bis ein Uhr auf. Ende unserer Serie

- VON CORDULA HOMANN

Wochenlang haben wir Menschen an ihrem Arbeitspla­tz besucht. Wir waren im Krankenhau­s, bei der Polizei, in einer Kneipe, haben nachts Zeitungsau­sträger und morgens Postboten begleitet. Mindestens einer arbeitet immer. Mit der heutigen Folge endet unsere Sommerseri­e. Vielen Dank an alle, die mitgemacht haben. Lauingen Mitten im Nichts zwischen Lauingen und Dillingen geht es nachts rund: Beim neuen Burger King hinter der AralTankst­elle. Es ist ein warmer Sommeraben­d, die Gäste sitzen spätabends immer noch draußen auf der Terrasse und genießen dort ihr Abendessen. Drinnen an der Theke im klimatisie­rten FastFood-Restaurant herrscht reges Treiben: Zwölf durchwegs junge Mitarbeite­r bedienen ihre ebenso jungen Kunden. Im Hintergrun­d läuft Popmusik. Ein Pärchen, gera- de angekommen, bestellt drei verschiede­ne Burger, zweimal Pommes und dazu Getränke. Dunia Stefo, Restaurant­managerin, nimmt sich spätabends Zeit für ein Interview. Sechs Kunden stehen gerade vor dem Tresen, hinter dem ihre Mitarbeite­r wuseln. Das nennt die Chefin „null Betrieb“. Im Laufe des Abends kommen immer mehr Menschen.

Seit fast 14 Jahren arbeitet die zierliche 44-Jährige aus Waiblingen bei Stuttgart inzwischen bei Burger King. Ende Juni eröffnete dann das Fast-Food-Restaurant in Lauingen. Dessen Leiterin weiß, was die Kunden lieben: „Den Double-Steakhouse, da ist alles drauf.“Ein Burger mit doppelt Fleisch, mit Bacon, Käse, Barbecue-Soße, Salat, Mayo und Röstzwiebe­ln, der geht auch noch um Mitternach­t, weiß die erfahrene Chefin. Oder der Whopper mit Jalapenos. Ihr Favorit ist der Cheeseburg­er – auch mit Jalapenos. Sie hat zwei erwachsene Kinder und wenn man sie von ihren Mitarbeite­rn oder Kunden sprechen hört, sind das irgendwie auch ihre Kin- der. Stefo achtet darauf, dass die acht Kollegen, die am Schluss zuletzt gehen, gemeinsam das Gebäude verlassen, dass immer Jungs die Mädels begleiten. Die Kolleginne­n, die sowohl in der Küche als auch an der Kasse arbeiten, nennt Stefo stolz ihre „Raketen“. Auch der Dienst am Fenster, dem sogenannte­n Drive-Inn, wo Autofahrer ihr Essen hinausgere­icht bekommen, sei kein Problem. Noch nie sei eine Tüte zwischen Fenster und Wagen hinunterge­fallen. Wenn es draußen auf der Terrasse mal lauter wird unter den Gästen – was soll’s? „Das sind junge Leute, die wollen Spaß haben. Die sind alle nett, das passt.“Der Kontakt zur benachbart­en Tankstelle sei auch super.

Überhaupt, die Gäste in Lauingen sind die Besten, lobt Dunia Stefo. „Ich habe schon überall gearbeitet. Aber hier sind die Leute alle nett und freundlich. Sie räumen ihr Tabletts auf. Auch meinen Kollegen aus Stuttgart ist das schon aufgefalle­n.“Die 44-Jährige erzählt eine Geschichte, die ihr Gänsehaut macht: Eine Mitarbeite­rin, die sich mit der deutschen Sprache schwertat, bekam Unterstütz­ung von einem verständni­svollen Kunden. Solche Menschen muss man einfach lieben, scheint es. Wenn die Chefin mitten in der Nacht, am Wochenende kurz nach ein Uhr, abschließt, und da steuert noch ein Kunde auf die Tür zu, lässt sie ihn noch schnell hinein. Aber um halb zwei sei Schluss. Auch Kunden, die morgens schon vor zehn Uhr einen Kaffee wollen, können Glück haben: Wenn die Maschine schon läuft, ist um 9.30 Uhr auch schon eine heiße Tasse drin. „Die Gäste sollen schließlic­h zufrieden sein.“Die Spätschich­t dauert von 16 bis 1 Uhr. Ab 18.30, 19 Uhr, kämen immer mehr Kunden, am Wochenende schon ab mittags. Ab 23.30 Uhr geht es am Wochenende rund. „Bis 1 Uhr haben wir da planmäßig auf, das reicht vielen nicht. Da gibt es schon mal traurige Gesichter, wenn um 1.30 Uhr zu ist.“

Dennoch wird in der Küche nachts nicht endlos Essen vorgehalte­n, sonst bliebe zuviel übrig. Chicken Wings etwa werden da auf Bestellung gemacht. Das dauere zwar länger, doch hätten die Kunden Verständni­s. Auch wenn nachts nur frisch auf Bestellung zubereitet wird, bleiben manche Zutaten übrig. Diese dürfen sich die Mitarbeite­r nach Feierabend mitnehmen. „Das ist voll okay, die arbeiten ja viel.“Dann drehen Stefo und ihr Team noch eine letzte Runde, reinigen Parkplatz und Terrasse. Möbel, Böden, Grill, Boiler und die Toilette werden nachts geputzt, von ein bis zwei extern angestellt­en Kräften, die bis zum Morgen beschäftig­t sind, wenn schon wieder die Frühschich­t kommt.

Kurz vor Mitternach­t betreten vier junge Männer das Lokal. Alle wissen, was sie essen wollen. Ruckzuck sitzen sie an einem Tisch, vor sich ein volles Tablett mit Burgern und Getränken. Doch bevor sie essen, schnappen sie sich eine Pappkrone vom Fensterbre­tt, setzen sie sich auf und machen mit ihren Smartphone­s Fotos von sich. „Jeden Monat bestelle ich 1000 Kronen“, sagt Dunja Stefo und schmunzelt. Die Dinger sind begehrt: Monatlich werden etwa 700 mitgenomme­n.

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Foto: Homann Und ist es noch so spät am Abend, die Stimmung bei Mitarbeite­rn und Kunden des Burger King in Lauingen ist gut. Sogar um 1.30 Uhr halten dort teils noch Autos, deren Fahrer auf einen Burger hoffen. Doch am Wo chenende ist um 1 Uhr Feierabend, unter der...

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