Der verschwundene See
Das Dattenhauser Ried hat eine interessante Geschichte. Einst gab es dort Fischer und Seemeister
Dattenhausen Es ist ein Naturparadies, das Dattenhauser Ried. Von Einheimischen wird es liebevoll „See“genannt. Da stellt sich natürlich die Frage, wie dieser Name zustande kommt. Ein See ist dort nämlich nicht zu finden. Heute ist in diesem Gebiet ein Moor mit vielen seltenen Tier- und Pflanzenarten. Ein Blick in die Vergangenheit klärt über den Namen auf.
Das Gebiet liegt in einer Senke zwischen den Dörfern Burghagel, Oberbechingen und Dattenhausen. Die Fläche wird durch einen schmalen Graben entwässert. Der Entwässerungsgraben wurde einst durch einen künstlich angelegten Damm aufgestaut, wie im Aufsatz von Alois Kapfer über das Dattenhauser Ried zu lesen ist. Im Jahr 1425 sei zum ersten mal von einem „Weiher“gesprochen worden. Und dieser Weiher wurde, wie im Mittelalter üblich, zur Fischzucht angelegt. „Vom Fischreichtum des Dattenhauser Sees zeugt die Meldung vom 14. Oktober 1601, als der Weiher abgefischt wurde und in zwei Zügen 12 000 Karpfen gefangen wurden.“, schreibt Kapfer. Die Fische wurden zeitweise sogar bis nach München geliefert und am Herzogshof verzehrt. Im Verlauf der Geschichte sind Seemeister und Seefischer in dem Gebiet vermerkt. Deren Aufgabe war es, den See zu überwachen und darauf zu achten, dass die Fische nicht von der Bevölkerung abgefischt werden, wie im Zöschinger Heimatbuch von 1933 zu lesen ist.
Auf einer Karte des Jahres 1754 ist der „See“dann nicht mehr aufgezeichnet. Wann genau er abgelassen wurde, ist nicht bekannt. Die Flächen des ehemaligen Gewässers wurden später größtenteils als Viehweiden und Streuwiesen genutzt. Nach 1830 wurde das Gebiet an die Bürger der umliegenden Gemeinden verkauft. Von nun an diente das Ried dem intensiven Torfabbau. Ab 1927 entwässerte die „Seegenossenschaft“das Feuchtgebiet und verwandelte es in landwirtschaftliche Nutzflächen. Bis 1928 war eine Fläche von ungefähr 250 Hektar entwässert. Torf wurde noch bis etwa 1960 gestochen.
Im September 1985 ist das Ried zum Naturschutzgebiet ernannt worden. Die Folgen des Torfstechens und der landwirtschaftlichen Nutzung werden nun seit einigen Jahren durch die Renaturierung nach und nach wieder aufgehoben, damit das Gebiet wieder in seinen Uhrzustand gebracht wird. Die Gefahr, die von einem entwässerten Moor ausgeht: Kohlenstoffdioxid – und noch schlimmer Lachgas – werden freigesetzt.
Das Dattenhauser Ried – mit rund 250 Hektar das größte Moorgebiet im Naturraum Schwäbische Alb – ist einen Besuch wert. Heute führt ein Teil des Wanderwegs „Sinnereich“durch das Moor. Dort kann man seltene Pflanzen entdecken. Auf einem Aussichtsturm, der auf der Wanderroute liegt, hat man einen schönen Blick über das ganze Dattenhauser Ried.