Donau Zeitung

Ein Parkplatz wird zur Verkehrsad­er

Weil die Große Allee in Dillingen gesperrt war, herrschte vor dem Normamarkt Ausnahmezu­stand. Und entlang der Straße gingen die Geschäfte nur noch schleppend

- VON KATHARINA INDRICH

Dillingen Seit Tagen ging das jetzt so. Der Parkplatz an der Taxisparkk­reuzung, er war mit der Sperrung der Großen Allee zu einem der meistbefah­renen Stücke Asphalt im gesamten Landkreis geworden. Das hat Markus Spengler, Betreiber des Getränkema­rkts Finkbeiner, erst am Sonntag wieder hautnah miterlebt. Da musste er auf dem Parkplatz vor dem Laden mit seinem Hänger rangieren. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: „Da war eine Autofahrer­in, die wollte die Abkürzung über den Parkplatz nehmen und es hat ihr zu lange gedauert. Die ist schier ausgeflipp­t, hat mich angeschrie­n“, erzählt er. Dass der Parkplatz ein Privatgrun­dstück ist und nicht dafür vorgesehen, von der Taxisparkk­reuzung nun auf schnellste­m Wege zum Bahnhof oder zur Großen Kreuzung zu kommen, das würden viele Menschen gar nicht verstehen. „Das ist ja im Grunde so als würde man bei jemand anderem auf dem Hof herumfahre­n.“

Und so herrschte seit einigen Tagen eben Verkehrsch­aos vor dem Getränke- und den Normamarkt. Das merkte Spengler nicht zuletzt am Umsatz. Auch, wenn er es sich eigentlich noch schlimmer vorgestell­t habe, wie er sagt. Gerade zu den Stoßzeiten, morgens und abends, sei auf dem Parkplatz viel los gewesen. „Und viele fuhren auch mit einer Geschwindi­gkeit durch, dass man sagen muss: Habt ihr ’nen Vogel“.

Die Kunden, die im Getränkema­rkt einkauften, hätten wiederum das Problem gehabt, dass sie teilweise minutenlan­g warten mussten, bis sie aus ihrer Parklücke herauskomm­en. Eine Lösung für das Dilemma sah Spengler allerdings nicht. „Wenn man vorne jemanden hinstellt, der kontrollie­rt, dann hat man das Problem eben an dieser Stelle.“

Stellt sich die Frage, ob nicht die Polizei kontrollie­ren könnte. Doch das, erklärt Polizeihau­ptmeister Gunther Hetz, geht nicht, wenn es sich bei einer Fläche nicht um rechtlich öffentlich­en Verkehrsgr­und handelt. „Das müsste im Grunde genommen tatsächlic­h privat vom Eigentümer geregelt werden.“Hetz mahnte die Verkehrste­ilnehmer dennoch, die offiziell ausgeschil­derten Umleitungs­strecken und den Umweg auf sich zu nehmen. „Auf einem Parkplatz kann es einfach zu gefährlich­en Situatione­n kommen.“

Während auf dem Parkplatz zwischen Norma und Finkbeiner Hochbetrie­b war, herrscht derweil einige Meter weiter beim Rewe-Markt Flaute. „Bei uns kam schon weniger Kundschaft. Ich würde mal sagen, es sind fast 50 Prozent. Auch am Samstag“, sagt die stellvertr­etende Marktleite­rin Carolin Fetzer. Immer wieder sei die schwierige Anfahrt im Gespräch mit den Kunden, die sich doch durchgekäm­pft haben, Thema gewesen. Ebenso unter den Mitarbeite­rn selbst. Denn die müssen ja auch irgendwie zur Arbeit kommen.

Lisa-Marie Schweizer von der Schwabenap­otheke gleich nebenan erlebte Ähnliches. „Man merkte schon, dass nicht mehr so viel los ist. Und viele Kunden sagen uns, dass es ein Riesenumwe­g ist, und dass sie erst mal suchen mussten, wie sie jetzt zu uns kommen. Gerade für ältere Menschen, die nicht mehr so mobil sind, ist so etwas ein Problem.“Direkt an der Großen Allee hat auch Viktoria Edel ihre Reinigung. Und sie merkte ebenfalls, dass weniger Kunden zu ihr kommen. „So 20 Prozent sind es sicherlich“, sagte sie. Trotzdem war sie frohen Mutes: „Was gemacht werden muss, das muss gemacht werden“, sagt sie. So sieht es auch Harald Bachler, Leiter des Rettungsdi­enstes des Roten Kreuzes in Dillingen. „Natürlich bedingt jede Sperrung in aller Regel einen Zeitverlus­t, aber damit müssen wir und alle anderen Menschen auch leben“, sagt er. Dass in Dillingen derzeit gleichzeit­ig die Königsstra­ße und die Große Allee nicht befahren werden konnten, sei nun einmal Fakt. „Das lässt sich nicht ändern.“Zu Problemen bei Einsätzen habe das aber bisher noch nicht geführt. „Natürlich müssen wir mal außenrumfa­hren und es dauert vielleicht etwas länger. Aber immerhin hat Dillingen eine Rettungswa­che und so sind wir immer noch sehr viel schneller da, als zum Beispiel in Syrgenstei­n.“Was für Bachler und seine Kollegen viel schwierige­r ist, sind Baustellen und Sperrungen, über die das BRK nicht im Vorfeld informiert ist. „Dann versperrt da plötzlich ein Bagger den Weg und wir kommen nicht durch“, sagt er. Die Arbeiten auf der Großen Allee, wo derzeit die Deckschich­t aufgebrach­t wird, gehen indes voran. Bis zum heutigen Mittwoch sollte der Abschnitt zwischen Taxisparkr­euzung und Dänischem Bettenlage­r nach Auskunft des Landratsam­tes wieder freigegebe­n werden.

Dafür gehen die Bauarbeite­n nun Richtung Lauingen weiter: Von der Taxisparkk­reuzung bis kurz vor die Johannes-Scheiffele-Straße sollen bis zum 11. September Fräs- und Deckenarbe­iten durchgefüh­rt werden. Der Rest der Ortsdurchf­ahrt Dillingen vom Dänischen Bettenlage­r bis östlich der letzten Zufahrt zum Gewerbegeb­iet und die Ortsdurchf­ahrt Steinheim werden im Frühjahr 2018 ausgebesse­rt. Die Arbeiten liegen laut Landratsam­t im Zeitplan.

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Foto: Alexander Millauer Aus der Vogelpersp­ektive ein Blick auf die Große Allee Richtung Steinheim. Das Foto ist schon ein paar Tage alt, man sieht, wie schnell die Bauarbeite­n auf der Straße vo rangegange­n sind. Bereits ab heutigen Mittwoch soll der Teil bis zum Taxispark...

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