Donau Zeitung

Mit dem „Partymobil“nach Berlin?

Der Alerheimer Bürgermeis­ter Christoph Schmid setzt auf unkonventi­onellen Wahlkampf. Der SPD-Politiker will nicht trotz, sondern wegen seiner Partei gewählt werden

- VON RENÉ LAUER

Alerheim In Alerheim ist der Bürgermeis­ter noch selbst für die Mülltonnen zuständig. Auch, wenn ein frisch gebügeltes, weißes Hemd nicht die beste Kleidung für diese Aufgabe ist. Christoph Schmid krempelt die Ärmel hoch und packt an. Während er die staubigen Behälter hinter sich her schleift, lässt er seinen Blick nach rechts schweifen, wo sich am Horizont ein Hügel abzeichnet. „Außenstehe­nde mögen es vielleicht nicht verstehen, aber für uns ist der Wennenberg schon etwas ganz Besonderes“, sagt Schmid. Ab und zu ziehe auch er sich dort auf eine Bank zurück. Dann, wenn er in Ruhe nachdenken müsse.

Christoph Schmid ist tief in seiner Gemeinde verwurzelt. Schon der Großvater war Bürgermeis­ter in Alerheim. Dass ihm die Parteizuge­hörigkeit in die Wiege gelegt wurde, kann man aber nicht behaupten. Denn während seine Schwester sich für eine Karriere in der CSU entschiede­n hat, war Schmid schon als Jugendlich­er eher links eingestell­t. „Die Punk-Rock-Alben habe ich heute noch zu Hause“, verrät der 41-Jährige und lacht.

Seine erste politische Aktion war eine Demonstrat­ion gegen eine NPD-Veranstalt­ung in seiner Heimatgeme­inde, die er damals organisier­t hat. Zu den Hits von Hans Söllner greife er mittlerwei­le aber eher nicht mehr. Schmid kratzt sich am Hinterkopf. „Bei manchen Sachen ist es mir fast peinlich, dass ich das mal gehört habe.“

Im Ries, da kennt man ihn, den Christoph Schmid. Von den Fußballplä­tzen, auf denen der 41-Jährige von Zeit zu Zeit immer noch steht. Oder aus den Bierzelten, in denen der Familienva­ter gerne etwas länger verweilt. Mit Spezi-Maß, denn Alkohol trinkt er nicht. Habe er noch nie, wie er sagt.

Auf überregion­aler Ebene ist der Bürgermeis­ter ein weitestgeh­end unbeschrie­benes Blatt. Seine politi- sche Karriere ist vergleichs­weise jung, auch wenn er bereits seit mehr als 15 Jahren Mitglied der SPD ist. 2008 wurde er in Alerheim mit 31 Jahren zum Bürgermeis­ter gewählt, im Gemeindera­t saß er vorher nie. Sechs Jahre später übernahm der Kreisrat den Vorsitz der SPD im Landkreis Donau-Ries.

Als die Bundestags­abgeordnet­e Gabriele Fograscher erklärte, sie würde auf eine erneute Kandidatur verzichten, entschiede­n sich seine Parteigeno­ssen für Schmid. Nicht ohne Grund.

Der 41-Jährige ist in seiner Heimat beliebt. Nicht nur, weil er in seiner zweiten Amtszeit als Bürger- meister mit 97,4 Prozent der Stimmen bestätigt wurde – als SPDler in einer bayerische­n Gemeinde. Schmid ist kein Politiker vom alten Schlag. Im Gemeindera­t oder auf einer Veranstalt­ung darf es bei ihm auch locker zugehen. „Manchmal bin ich vielleicht etwas zu flapsig“, meint Schmid und verzieht das Gesicht. Wenn es möglich sei, bringe er seine zwei kleinen Töchter auch einfach mit zu einem Termin. „Es ist mir wichtig, so viel Zeit wie möglich mit der Familie zu verbringen.“

Doch er wolle nicht nur als der Kumpeltyp wahrgenomm­en werden, sondern als seriöser Politiker. „Ich möchte auch nicht, dass die Leute mich nur wählen, weil sie mich als Person mögen. Sie sollen auch die Werte meiner Partei unterstütz­en“, sagt Schmid. Für seinen Wahlkampf hat sich der Alerheimer Bürgermeis­ter etwas Außergewöh­nliches einfallen lassen.

Einen kleinen Hot-Dog-Wagen hat der 41-Jährige zum „Partymobil“umgebaut. Mit dem knallroten Gefährt will Schmid dort Wahlkampf machen, wo Politiker die Menschen mit bewährten Methoden nicht erreichen.

Mit Christoph Schmid am Herd sollen dann kleine Grillfeier­n ausgericht­et werden. „Wir hoffen, so die jüngeren Leute zu erreichen“, sagt der SPD-Kandidat. Wer einen Abend mit dem Partymobil gewinnt, soll ausgelost werden.

Nur um Spaß gehe es dabei aber nicht, schließlic­h will der 41-Jährige auch bekannt machen, wofür er steht. Etwa dafür, dass die Voraussetz­ungen für Familien in der Region verbessert werden. In Alerheim hab er das mit einem neugebaute­n Kindergart­en und einer Krippe schon verwirklic­hen können.

Auf den Feiern soll also auch über ernste Themen gesprochen werden. „Christoph Schmid ohne Politik, das gibt es sowieso nicht“, beschreibt der Alerheimer Bürgermeis­ter sich selbst.

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Foto: Lauer Christoph Schmid tritt für die SPD bei der Bundestags­wahl an. Wahlkampf macht er mit seinem Hot Dog Mobil.

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