Da ist was los!
Die Unterglauheimer sind aktiv, vielseitig und halten zusammen. Ein Rundgang
Unterglauheim 828 Labialpfeifen aus einer Zinn-Bleilegierung. 72 Holzpfeifen. 56 Zungenpfeifen. Eine von diesen knapp hundert Pfeifen gehört Annemarie Zengerle. „Aber welche? Keine Ahnung“, sagt sie und lacht. Zum ersten Mal steht die Unterglauheimerin vor der neuen Orgel, schaut und hört ganz genau zu. Denn das imposante Instrument in der St.-Vitus-Kirche ist das Herzstück. „Ich habe auch etwas gespendet und eben eine Patenschaft für eine Pfeife übernommen“, erzählt Annemarie Zengerle. Bei der offiziellen Einweihung war sie verhindert, deshalb sieht sie das 205 000-Euro teure Instrument gestern zum ersten Mal aus der Nähe. Im Rahmen unserer Dorfserie „Bei uns daheim“war unsere Zeitung zu Gast in dem 650-Seelen-Dorf Unterglauheim, einem Ortsteil von Blindheim im VG-Gebiet Höchstädt. Und die Unterglauheimer haben sich nicht lumpen lassen: Pünktlich sind sie um 14 Uhr vor der Kirche versammelt, bauen Biertischgarnituren auf, stellen Kaffee und Kuchen bereit und haben sich für den Besuch ihrer Heimatzeitung richtig vorbereitet. Zweiter Bürgermeister Helmut Gerstmayer war zwar verhindert, hat sich im Vorfeld aber ein Programm ausgedacht. Martin Mayer – der Allrounder in Unterglauheim – übernimmt bei knapp 30 Grad Celsius gemeinsam mit Bürgermeister Jürgen Frank das Ruder – und fängt mit dem Orgelspielen an. Seit vier Jahren ist er unter anderem Pfarrgemeinderatsvorsitzender und vertritt Organist Franz Kramer.
Weiter geht es beim Rundgang zur wunderschönen, kleinen Grotte auf dem Friedhof, die seit Jahren liebevoll von Marianne Knötzinger gepflegt wird. Gestern stellte sie extra frische Blumen, die letzten Sonnenblumen, auf. „Es brennt immer eine Kerze“, sagt Bernadette Mayer, die jahrelange Vorsitzende des Pfarrgemeinderates war. „Unsere Grotte ist ein schöner Ort“, sagt sie und läuft mit Sohn Martin hinter der Friedhofsmauer weiter zum „Schrobbagässle“bis die Gruppe beim „Bungalow“, einem mehr als über hundert Jahre altem Privathaus stehen bleibt. In dem unscheinbaren Häuschen mit den grünen Fensterläden trifft sich die Jugend des Dorfes. „Immer dann, wenn Licht brennt“, sagt Martin Mayer mit einem Zwinkern. „Also fast immer“, ruft seine Schwester Angela Spiller und lacht. Sie ist Abteilungsleiterin beim Tennisverein, der aktuell acht Mannschaften stellt und besonders auf die Damen, die höherklassig spielen, stolz ist. „Im Sommer sind wir fast jeden Abend auf dem Tennisplatz – manchmal auch nur für ein Glas Sekt“, verrät sie. Alina Schweyer ist auch Tennisspielerin in Unterglauheim und aktuelle Kreismeisterin. Ihre zweite Leidenschaft ist die Feuerwehr. Mit 14 Jahren ist sie die Jüngste im Verein. „Das macht einfach Spaß, das ist ein toller Verein.“Freundin Anna Knaus ist auch in der Jugendgruppe und fügt hinzu: „Die Feuerwehr gehört zum Dorf dazu und darum bin ich dabei.“Und derzeit ist die Unterglauheimer Feuerwehr top ausgestattet mit zwei Fahrzeugen, die Kommandant Johannes Oberfrank für die Zeitung herausgeputzt hat. Das neue Feuerwehrauto ist erst wenige Tage auf dem Hof. „Darauf sind wir stolz: Das erste, neue, eigene Auto nur für Unterglauheim“, so Oberfrank.
Eine echte Rarität hat der Burschenverein, der vor vier Jahren wiederbelebt wurde, vorzuweisen. Die Fahne wurde mit der Technik der Samtmalerei angefertigt – eine Arbeit, die es heute nicht mehr gibt, wie Geschäftsführer Martin Mayer sagt. Deshalb will der Verein die Fahne erneuern, aber die wertvolle Malerei erhalten – 7000 Euro. „Die Hälfte zahlen wir, für den Rest komme ich bei euch vorbei.“
In dem netten Dorf gibt es aber nicht nur offiziell eingetragene Vereine, sondern eine Vielzahl von gut organisierten, langjährigen Gruppen. Alle sind sie beim Rundgang dabei und stellen sich vor. Da gibt es beispielsweise die Laufgruppe, die sich seit 1994 drei Mal die Woche trifft – egal bei welchem Wetter. „Außer es hat wirklich Starkregen“, wie Ingrid Linder erzählt. Morgens um 7.30 Uhr geht es los. Konsequent. Ähnlich handhabt es die Mountainbike- und Radgruppe des Ortes: Jeden Mittwochnachmittag steigen sieben Frauen auf ihre Räder und strampeln bis zu 50 Kilometer. Und die Hausfrauengruppe, die heuer 30. Jubiläum feiert, kommt jeden ersten Mittwoch im Monat zusammen. Ganz schön was los. Oder wie Josef Linder sagt: „Unterglauheim ist ein vielseitiges Dorf.“Das stimmt.
IBei uns im Internet
Viele Bilder vom Rundgang unter www.donau zeitung.de/bilder