Wildwuchs auf dem Laugnakreisel
Mittlerweile steht das Unkraut meterhoch auf der Verkehrsinsel. Bald sollen die Freiflächen bepflanzt werden – sehr zum Missfallen von Insektenfreunden
Wertingen Anton Fink würde keine „G’maade Wiesn“hinterlassen, wie es im Oberbayerischen heißt. Und das nicht einmal im übertragenen Sinn. Stattdessen stellte der Stadtbaumeister fest, dass der Wildwuchs auf den Freiflächen des Laugnakreisels bedenkliche Dimensionen angenommen hat.
Das wundert Fink, denn nicht die Stadt sei für die ästhetische Gestaltung der Grünflächen verantwortlich, sondern das Staatliche Bauamt Krumbach. Das sei in einer Besprechung im Rathaus eindeutig geregelt worden.
Allerdings fand dieses Gespräch noch mit Martin Hatzelmann statt, der damals noch der Ansprechpartner der Stadt für die Belange mit dem Kreisverkehr war. Doch an dieser Stelle gab es einen Wechsel – nun ist in Krumbach Andreas Reiser zuständig. Der sagte gegenüber unserer Zeitung: „Es handelt sich um eine Sonderbaulastmaßnahme, die noch nicht abgeschlossen ist. Bis dahin muss die Initiative für Verschönerungen oder Grünpflege von der Stadt ausgehen. „In Abstimmung“sollte allerdings das weitere Vorgehen erfolgen.
Thomas Rossmanith führt das gleichnamige Autohaus in Sichtweite des Laugnakreisels. „Schön ist er natürlich nicht“, sagt er. Doch er ist vor allen Dingen froh, dass die Zeit der großen Baumaßnahmen vorbei ist. Lärm und Schmutz seien für gute zwei Jahre, bis Anfang 2016, ein ständiger Begleiter für seinen Autohandel gewesen. Doch damit sei nun ja Gott sei Dank Schluss. Und über das Endergebnis in seiner Nachbarschaft macht sich der Geschäftsmann keine großen Gedanken. „Ich persönlich glaube, dass da nichts Großes geschehen wird. Vielleicht kommt ja irgendwann doch der Overfly“, sagt Rossmanith.
Stadtbaumeister Anton Fink will nun allerdings intern prüfen, ob die Straßenmeisterei den Wildwuchs auf den Flächen um den Kreisverkehr mähen wird und will mit dem Staatlichen Bauamt in Kontakt treten.
Für die nahe Zukunft ist laut Fink und Reiser sowieso eine größere Änderung geplant: Denn sobald der Aushub beim Gottmannshofener Bolzplatz beendet sei, wird der gewonnene Humus auf dem Kreisel ausgebracht. Anschließend sollen schöne Pflanzen gesetzt werden. Soweit der Plan.
Wann genau die Blumenbeete dem Auge des Betrachters schmeicheln sollen, ist noch nicht abgeklärt. Fink rechnet mit Ende September.
Im Städtchen herrscht großer Konsens über die Ästhetik. Der Kreisel sieht mit dem verwaschenen braun-grünen Wildwuchs derzeit sehr unschön und verlottert aus, meinen viele Wertinger. Das findet auch Heidi Terpoorten, die selbst einen Naturgarten vor dem eigenen Haus hat – und dem „Netzwerk Hortus Insectorum (Garten der Insekten)“an- gehört. Terpoorten setzt sich dafür ein, dass im öffentlichen Raum mehr blühende Lebensräume für die gefährdeten Tiere und Insekten geschaffen werden. Die Flächen rund um den Laugnakreisel wären ein Platz dafür. Auch Terpoorten, die für die Grünen im Kreistag sitzt, sagt: „So braucht man den Kreisel nicht lassen, das kann man schon abmähen.“
Eine solche Fläche ist ein Geschenk“, meint die Binswangerin energisch. Und diese dürfe auf keinen Fall mit Humus bedeckt werden, um darauf reine Zierblumen anzupflanzen. Stattdessen sei es wichtig, die Chance zu nutzen, um insektenfreundliche Pflanzen auf einer sogenannten „Magerfläche“auszubringen. „Die Landwirtschaft nimmt zunehmend Flächen ein, die den Lebensraum der Bienen und anderer Insekten weniger werden lassen“, weiß Terpoorten. Wichtig ist es der Kreisrätin auch bei naturnahen Flächen, diese sachgerecht von einem Fachmann anpflanzen zu lassen. Sie denkt zum Beispiel an heimische Wildblumenwiesen, die man nur einmal im Jahr mähen müsste.
Außerdem kann laut Terpoorten eine relativ naturbelassene Fläche einen ganz eigenen optischen Reiz entwickeln.
„Am Anfang werden sich manche vielleicht daran gewöhnen müssen.“Doch mit „insektenfreundlichen“Pflanzen, Stauden und Krokussen beispielsweise, ließe sich der Kreisel sowohl ansehnlich als auch naturfreundlich gestalten.
Und außerdem sei ihr Plan langfristig gesehen deutlich billiger. Denn eine Bepflanzung mit Humus und Zierpflanzen sei mit viel Aufwand und erheblichen Kosten verbunden. Die Pflanzen müssten dann nämlich parallel mit den Jahreszeiten ausgewechselt werden.