Kollektion für Kunden auf vier Beinen
Im Rettenbacher Atelier Wistuba wird Hündin Sissi zum Model. Für den Menschen gibt es die passende Mode dazu
Rettenbach Wenn Waltraud Wistuba diesen Herbst aufs Oktoberfest geht, muss Hündin Sissi mit. Und ein ganzes Päckchen Visitenkarten. Die Schneidermeisterin ist es gewohnt, dass man sie auf ihre Kreationen anspricht. Diesmal wird es aber vermutlich Sissi sein, die die meisten Blicke auf sich zieht. Sissi trägt jetzt nämlich „Franzi Couture“– maßgeschneidert für die kleine Hundedame und bald auch für viele andere Vierbeiner.
Die Idee, neben zweibeinigen auch mal vierbeinige Kunden einzukleiden, entstand spontan – und Chefin Waltraud Wistuba war erst gar nicht so begeistert. „Meine Tochter und meine Mitarbeiterin Elisabeth Hirsch haben mich aber von Anfang an unterstützt und jetzt sind wir voll dabei“, sagt die Chefin, die sonst eher anspruchsvolle Kostüme, edle Mäntel oder auch große Roben für Opernstar Diana Damrau entwirft. Derzeit dreht sich im Atelier aber das meiste um „Franzi“-Kollektion: Aus leichtem Markisenstoff entstehen Modelle, die in der warmen Jahreszeit vor der Sonne schützen. Bereits fertig sind die „Lollipop“-Modelle: türkis, mint oder gelb, mit aufgesteppten Sternchen und kuschlig mit Frottee gefüttert. Das Modell „Black Betty“ist noch ein Stück wärmer gefüttert, außerdem ist der Stoff genauso wasserabweisend wie die Stücke aus Softshell-Material, auf denen als Schmuck das Logo der Kollektion aufgestickt ist – es zeigt natürlich die kleine Sissi. „Wenn es nass wird, ist das eine tolle Sache – der Hund friert nicht und wird nicht nass. Man muss nur noch die Pfoten waschen, wenn sie wieder ins Haus kommt“, erklärt Wistuba. Auf einer Schneiderpuppe prangt das Modell, dass Sissi auch gerne trägt, allerdings etwas größer: Grauer Münchner Loden, verziert mit Eichenblättern und einem Riegel mit echten Hornknöpfen. Wie gemacht fürs Oktoberfest. Aber auch die karierten „Scotty“-Modelle mit aufgesetzten Taschen passen gut zum Trachtenlook.
In München wird es die Kollektion bald auch zu kaufen geben, bereits jetzt gibt es die Sachen übers Internet. „Ludwigswelt in der Rumfordstraße möchte ein ganzes Fenster mit unseren Sachen gestalten, dort kann man dann unsere Stücke bestellen“, freut sich Waltraud Wistuba. Hals, Brust und Rückenlänge müssen die Hundebesitzer ausmessen, und außerdem angeben, ob für ein Männchen oder Weibchen geschneidert wird – der Passform wegen.
Zur Kollektion gehören neben der Hundekleidung und kleinen Stoff-Hunden auch bunte ShopperTaschen aus Filz. „Die Idee kam mir, als eine Kundin eine solche Tasche dabei hatte“, verrät die findige Schneidermeisterin. Hündin Sissi liebt die Tasche und macht es sich gerne darin bequem. Aber auch zum Einkaufen, versichert Waltraud Wistuba, ist die Tasche – auch ohne Hund – sehr gut zu gebrauchen.
Ihren zweibeinigen Kunden bleibt Waltraud Wistuba bei aller Freude über die erste tierische Kollektion natürlich dennoch verpflichtet. Denn in diesem Bereich ist die Schneidermeisterin eben seit Jahrzehnten erfolgreich – vor wenigen Wochen vertrat sie erneut Deutschland beim Weltkongress des Schneiderhandwerks in Taipeh. Neben Modellen von Kollegen aus ganz Deutschland präsentierte sie dabei auch eigene Kreationen: einen traumhaften Mantel mit Bubikragen und Goldknöpfen, der über einem zarten weißen Kleid mit schwarzen Punkten getragen wird. „Die Mode ändert sich – aber vieles kommt immer wieder“, sagt sie. Denn einen ähnlichen Mantel habe sie bereits als Gesellenstück gefertigt – das Design ist heute wieder top aktuell. Und was trägt der Mensch nun im Herbst? „Capes, Mäntel und Kurzjacken sind im Kommen“, bringt Waltraud Wistuba vom Kongress als Trend mit. Eine kürzere Jacke sehe gleich jugendlicher aus. Dazu: Strumpfhosen – sie werden mit interessanten Strukturen und Mustern getragen und bringen kurze Kleider oder Bleistiftröcke mit Schlitz auch in der kühleren Jahreszeit gut zur Geltung. Wer möchte, kann sich natürlich auch gleich passend zur Franz-Couture seines Lieblings eine eigene Jacke nähen lassen – dann sind nicht nur auf dem Oktoberfest bewundernde Blicke sicher.