Ein Blick zurück kann helfen
Die Senioren, die über ihre Erlebnisse mit der Bundestagswahl berichten, wählen seit 1949 die selbe Partei. Sie haben besondere Erfahrungen gemacht, die sie dazu bewegen, sich immer so zu entscheiden. Sie erinnern sich an den Zweiten Weltkrieg, an den Hunger und das Chaos danach. Und daran, was die Gründung der Bundesrepublik damals bedeutete. Sie haben das geteilte Deutschland erlebt und die Wiedervereinigung. Sie bekommen ihre Rente und leben in einem gepflegten, modernen Pflege- und Seniorenheim. Sie sind dankbar, dass sie wählen können und informieren sich in Zeitung, Radio und Fernsehen über Politik. Vor der Wiedervereinigung grenzten sich die großen Parteien mehr voneinander ab – und ihre vielen Stammwähler hatten einen großen Einfluss auf das Ergebnis der Wahl.
Junge Wähler haben ganz andere Erfahrungen gemacht. Für sie sind Weltkrieg und DDR Kapitel aus dem Geschichtsunterricht. Den Pflegeheim-Standard kennen sie vielleicht nur vom Besuch der Oma. Parallel dazu verlieren die Parteien immer mehr Mitglieder. Es gibt zahlreiche Wechsel- und Nichtwähler. Viele, die sich auch über das Internet und über soziale Netzwerke über politische Themen informieren. Außerdem ist die Parteienlandschaft vielfältiger geworden. So unterschiedlich die Blickwinkel der verschiedenen Generationen auch sind, so vielfältig ihre Interessen und Möglichkeiten – manches überschneidet sich auch. Einige der Anliegen, die die Generation 80+ heute hat, sind auch für jüngere aktuell, etwa ein sicheres, friedliches Europa. Ein weiteres Beispiel: Flüchtlinge gab es nach dem Krieg auch schon. Und Themen wie Rente, Gesundheit und Soziales betreffen alle früher oder später.