Sie hat viele Anliegen gehört
Herz-Jesu-Figur stand einst in der Kapelle des Wertinger Distriktskrankenhauses. Nach vielen Jahren in privaten Händen ist sie jetzt wieder öffentlich zugänglich. Wie es dazu kam
Wertingen Eine 113 Zentimeter hohe Christusfigur bereichert seit August 2017 das Wertinger Heimatmuseum. Es handelt sich um eine sogenannte Herz-Jesu-Figur.
Die Figur könnte viel erzählen, denn sie stand einst an zentraler Stelle in der Hauskapelle des einstigen Distriktskrankenhauses Wertingen in der Dillinger Straße 30. Die Besucher kamen damals mit ihren Anliegen in den Gottesraum und beteten vor und zu der Herz-JesuFigur.
Die Kapelle wurde 1914 eingeweiht, nachdem das Krankenhaus um einen Anbau erweitert und umgestaltet worden war. Die Wertinger Zeitung berichtete in ihrer Ausgabe vom 7. April 1914 dazu: „[…] Die Kapelle selbst kann als Schatzkästlein des Distriktes angesprochen werden; sie birgt Reichtümer seltener Art, Werke berühmtester Meister, Herz und Auge kann sich weiden. In stiller Andacht in dem kleinen Gottesraum ein Vaterunser zu verrichten, ist erbauend für Herz und Gemüt.
Formvollendet ist die Kapelle, bestimmt zur Erflehung der Gesundheit für Kranke und Sieche und zur Darbringung heißer Dankgebete Wiedergenesender. […]“Das Distriktskrankenhaus, das 1878 eröffnet und später das Kreiskrankenhaus des Landkreises Wertingen wurde, war bis 1963 in der Dillinger Straße in Betrieb, bevor es im gleichen Jahr in den Neubau am Ebersberg umzog.
Knapp 50 Jahre nach der Einweihung besagter Kapelle hat man ihre Ausstattung wohl nicht mehr als
Irgendwann passte die Figur nicht mehr zum Zeitgeist
„Schatzkästlein des Distrikts“gesehen, denn sie zog damals nicht mit um. Die im Nazarenerstil geschnitzte und gefasste Herz-Jesu-Figur empfand der Zeitgeist wohl als zu süßlich, als kitschig. Die Klosterschwestern, die im Krankenhaus arbeiteten, übergaben die Figur in die Obhut von Xaver Spingler. Er war die rechte Hand der Klosterfrauen, wenn es um diverse technische Arbeiten ging. Xaver Spingler ist der Großvater von Karolina Wörle aus Gottmannshofen. Sie übergab dem Heimatmuseum die Figur im Juli 2017. Erhalten hatte sie die Skulptur von ihren Eltern.
Die Stadt und vor allem die Mitarbeiter des Wertinger Heimatmuseums danken Karolina Wörle für die Schenkung. Denn sie nahmen die Figur als Anlass, über die Geschichte des alten Krankenhauses und seiner Kapelle nachzudenken und darüber, wie sich die Menschen damals wohl fühlten.
Mit der Vorstellung der Herz-JesuFigur aus der einstigen Hauskapelle des Wertinger Distriktskrankenhauses beginnen wir eine Serie. Mit ihr wird Museumsreferent Cornelius Brandelik in loser Reihenfolge besondere Objekte des Wertinger Heimatmuseums und ihre Geschichte vorstellen.