Donau Zeitung

Maske und Wahrheit

Cro wurde mit nettem HipHop schnell zum Popstar und zum Millionär. Jetzt meldet er sich nach einer Auszeit zurück – mit einer Botschaft

- Interview: Steffen Rüth

Wissenscha­ftliche Studien über den Panda besagen, dass er zu faul ist, um Sex zu haben und lieber den ganzen Tag isst. Trifft das auch auf dich zu?

Cro: Nein, mit dieser Beschreibu­ng kann ich mich überhaupt nicht identifizi­eren. Ich esse nicht den ganzen Tag (grinst).

Dennoch trittst du im Video zum Song „Baum“ohne Maske auf und überfährst den Panda-Cro am Ende. Zeigst du als nächstes dein Gesicht?

Cro: Nein, nein. Der Song soll aussagen, dass man bei sich selbst bleiben und nicht unkritisch auf andere hören sollte. Nur du selbst kannst dich stoppen. Und wenn du das alte Ich überfährst, läufst du als neues Ich weiter. Das heißt aber nicht, dass ich ein anderer Mensch bin. Ich bin immer noch derselbe wie immer, nur weiterentw­ickelt. Cro 2.0 quasi. Ein paar Fehler konnten ausgemerzt werden.

Die Maske bleibt also weiter?

Cro: Ja, sie wird sogar ein noch größerer Teil der Story als bisher. Wie? Das wirst du dann sehen.

Das Album heißt „tru.“, einer der Songs „fake you“. Themen wie Wahrheit, Lüge, Realität scheinen dich sehr zu beschäftig­ten. Behandeln dich die Menschen ohne Maske anders als mit? Cro: Ja, total. Ohne Maske werde ich meistens gar nicht erkannt. In das Album spielt alles mit rein, fake, tru, Maske auf, Maske ab, wie sind die Leute zu mir mit, wie sind sie zu mir ohne Maske, wie lerne ich Mädchen kennen mit Maske und wie ohne.

Mädchen mit Maske kennenlern­en stelle ich mir komisch vor.

Cro: Das geht aber auch! Letzten Sommer war ich mit Maske unterwegs, ein Mädchen lief über die Wiese, ich bin angehalten, aus dem Auto gesprungen und so „Eyyyy, warte mal“. Sie natürlich „Hä?“. Aber dann kam ein gutes Gespräch dabei heraus.

Stand das Konzept von Anfang an? Cro: Am Anfang stand gar nichts. Ich hatte keine Ahnung, wo es hingehen soll mit dem Album. Ich habe wieder richtig von vorne angefangen. „tru.“war das erste Lied, das ich mir für das Album überlegt hatte. Ich hatte mir so eine Fantasiewe­lt im Stil von „Mad Max“ausgedacht, mit vielen Armen und ein paar Superreich­en, da sollte das alles spielen. Doch dann habe ich das komplett verworfen. Ich wollte lieber die Wahrheit erzählen, mein Leben. Die Hochs, die Tiefs, wo ich hingehe, wo ich herkomme, viel Geld haben, wenig Geld haben, das ist viel spannender als irgendeine Story.

Geht es bei all dem auch um den Selbstdars­tellungstr­ieb deiner Generation? Cro: Ja. Alle wollen heutzutage immer schon aussehen und sich selbst so inszeniere­n, wie sie es von ihren Vorbildern vorgemacht bekommen. „tru.“bedeutet: Bleib bei dir.

Willst du deine Fans erziehen?

Cro: Bloß nicht. Ich will den Leuten allerdings ohne Zeigefinge­r wieder ein bisschen mehr Echtheit nahebringe­n. Früher war nicht alles besser, aber einiges von damals kann man ruhig beibehalte­n. Und ein bisschen Fake macht alles schöner, nur zuviel Fake ist Mist.

Du sagst, du hast Fehler ausgemerzt. Welche machst du immer wieder? Cro: Da gibt es viele. Der Mensch ist doof. In manchen Lebenslage­n mache ich weiter, bis es knallt. Beziehunge­n, Arbeit, feiern, rauchen, zu schnell fahren – man macht

Fehler, bis was passiert.

In „Baum“, „Unendlichk­eit“und „2kx“befasst du dich damit, was von dir bleibt, wenn du nicht mehr bist. Ist das mit 27 nicht reichlich früh? Cro: Über Tod und Sterben will ich gar nicht nachdenken, aber sich zu überlegen, was man wohl mal hinterlass­en wird, das finde ich krass.

Du sagst in „Unendlichk­eit“: „Bitte Gott steh mir bei, dass am Ende dieses Lebens mehr als eine Trophäe bleibt.“Glaubst du überhaupt an Gott?

Cro: Ja, an meinen. Irgendwas wird da sein. Ob der gasförmig, blau oder klein ist, das weiß ich nicht. Der Gott ist das Über-Ich, das mit mir redet. Ich denke, dass jeder seinen persönlich­en Gott hat, der sich um einen kümmert.

Und die Auszeichnu­ngen, der Erfolg, das bedeutet nichts?

Cro: Die Trophäen sind der Lohn für die harte Arbeit, klar. Aber sie bestehen nur aus Staub. Das richtige Denkmal sind meine Lieder. Hoffe ich.

Kannst du dir Carlo in einem ganz normalen Beruf vorstellen? Cro: Wäre ich kein Künstler, dann wäre ich bestimmt erwachsene­r, so insgesamt. Ich bin ja nicht blöd, sondern smart, und in der Welt, in der ich kein Star wäre, würde ich auch kein Dummkopf sein wollen. Ich wäre keiner, der sein Leben nicht im Griff hat. Der Carlo in der Parallelwe­lt, vielleicht wäre er so ähnlich wie Clark Kent, das bürgerlich­e Alter Ego von Superman. So mit Brille und Seitensche­itel (lacht).

Du hast eine Villa in Stuttgart gekauft, dein Studio da eingericht­et, dein älterer Bruder Benno lebt ebenfalls da. Wie kann man sich das alles vorstellen? Cro: Wie bei James Bond! Mit einer riesigen Glasfront mit Blick auf die ganze Stadt. Da stehe ich oft, blicke hinab und denke „Das ist alles meins“. Nein, Quatsch. Aber der Blick ist echt krass. Das Studio auch. Jeder Ton, den ich dort aufnehme, fühlt sich sehr hochwertig an.

Wie stellst du dir den alten Carlo vor? Cro: Ich glaube, das Wunsch-Ich, das lebt mit Frau, Kindern und Golden Retriever am See. Aber wer weiß. Vielleicht kommt auch alles ganz anders.

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Ein Kickstart, fünfeinhal­b Jahre ist das jetzt her: Da lan dete der Stuttgarte­r Carlo Waibel, verborgen hinter ei ner Panda Maske, mit Songs wie „Easy“und „Du“sofort Chart Hits, das Debütalbum „Raop“ging auf Platz eins – wie die zwei...
Fotos: dpa, Saeed Kakavand Seine Karriere Ein Kickstart, fünfeinhal­b Jahre ist das jetzt her: Da lan dete der Stuttgarte­r Carlo Waibel, verborgen hinter ei ner Panda Maske, mit Songs wie „Easy“und „Du“sofort Chart Hits, das Debütalbum „Raop“ging auf Platz eins – wie die zwei...

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