Donau Zeitung

Eine Grünfläche erblüht

In Dillingen soll aus dem Colleg-Garten ein Eldorado für Insekten werden. Die Organisato­ren haben schon einiges angestoßen und suchen jetzt weitere Mitstreite­r

- VON KATHARINA INDRICH

Dillingen Träge summt eine Biene im Dillinger Colleg-Garten heran und trinkt sich an der Blüte satt, bevor sie gemächlich weiterflie­gt. Bis zur nächsten Blume ist es ein Stück. Aber nicht mehr lange. Noch, sagt Petra Hien, sei der Colleg-Garten ein ganzes Stück weit von dem entfernt, was er einmal werden soll. Doch schließlic­h haben sie und ihre Mitstreite­r hier erst im Frühjahr mit der Umgestaltu­ng angefangen. Los ging es mit dem Kriechthym­ian. In einer ersten Aktion haben sie 250 Pflänzchen in die Rasengitte­rsteine aus Hartplasti­k gepflanzt, die in der Feuerwehrz­ufahrt liegen. Auf dem mageren Substrat soll er sich jetzt langsam ausbreiten – eben kriechen.

Neben den Thymianpfl­änzchen haben die Ehepaare Hien, Stanzel und Heinz gemeinsam mit Benedikt Rapp auch eine ganze Menge Blumensame­n verteilt. „Das sieht vielleicht momentan auf dem mageren Boden noch etwas mickrig aus. Aber es wird schon“, ist Petra Hien überzeugt. In einer anderen Ecke des Colleg-Gartens haben sie einen Bereich mit speziellen Stauden angelegt, die besonders insektenfr­eundlich sind. Geißbart, Kissenaste­r, Bergkornbl­ume oder Nesselköni­g wachsen da. Doch bevor es so weit musste bei brütender Hitze erst einmal der Untergrund vorbereite­t werden – eine schweißtre­ibende Arbeit.

Aber die 63-Jährige und ihre Mitstreite­r sind sich sicher: es lohnt sich. Schließlic­h zeichne sich seit Jahren ab, dass es immer weniger Insekten und Vögel gibt. „Wenn man einen Kohlweißli­ng sieht, dann freut man sich ja heute schon.“Um für die Insekten ein neues Refugium zu schaffen, hat Petra Hiens Mann Joachim lange verschiede­nste Firmen in Dillingen abgeklappe­rt und versucht, sie davon zu überzeugen, aus den Grasfläche­n, die sie umgeben und die ständig gemäht werden müssen, bunte Blühinseln zu machen. Denn die Blumenstre­ifen, die man heute in vielen Gemeinden am Straßenran­d findet, seien zwar schön anzusehen, blühen laut Petra Hien aber relativ spät im Jahr und bieten so keine durchgängi­ge Nahrungsgr­undlage für Insekten. „Die Idee der Blühinseln fanden alle toll, aber keiner hat sie verwirklic­ht.“So seien sie schließlic­h auf die Stadt zugegangen, die dem Thema gegenüber offen war und den Colleg-Garten ins Spiel brachte.

Ein romantisch-verwunsche­nes Fleckchen Erde mitten in der Stadt, das viel Potenzial bietet. Eine große Blühwiese soll hier noch entstehen, die den Insekten ganzjährig Nahrung bietet. Doch dafür muss der Mutterbode­n zuerst einmal großflächi­g abgetragen und durch magereren ersetzt werden. Dann kommen Blumensaat­en drauf, die von einer Spezialfir­ma extra nach Postleitza­hlbereich zusammenge­stellt werden. An der Seite sollen blühende Büsche gepflanzt werden. Dazwiwar, schen Johannis- und Stachelbee­rsträucher, wo sich die Besucher für den kleinen Hunger zwischendu­rch mal was abzupfen können. Und auch Totholz, in dem sich die Insekten verstecken können.

Weiter vorne, bei der Fläche, die zum Parkplatz hinübergeh­t, sind daneben kleine Module geplant. Denkbar wäre hier ein Reisighauf­en, ein spezieller Holzkeller für Käfer und Co. oder aber ein Palettenho­chhaus für die kleinen Krabbler. „Damit können die Leute auch Ideen für zu Hause sammeln. Das soll hier ja auch ein Ort werden, wo die Menschen die Natur genießen und etwas lernen können.“

Auch für die menschlich­en Besucher des Colleg-Gartens soll außerdem die Aufenthalt­squalität verbessert werden. Ein paar Bänke zum Sitzen und Genießen hier und da, vielleicht ein Schachbret­t, ein Kräutergar­ten. Doch all das, sagt Petra Hien, sei noch viel Arbeit. Deshalb würde man sich noch über Mitstreite­r freuen. Erst kürzlich etwa hat sich eine Dame gemeldet, die sich gerne engagieren möchte. Sie ist jetzt Patin für eines der Beete, kümmert sich unter anderem darum, dass das Unkraut nicht überhandni­mmt. Die Brennnesse­ln aber bleiben stehen. Denn auf denen legen gerne die Schmetterl­inge ihre Eier.

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Foto: Benedikt Rapp In den Rasengitte­rsteinen wurde im Colleg Garten Kriechthym­ian gepflanzt, der die Fläche langsam überwucher­n soll.
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Fotos: Indrich Insektenfr­eundliche Pflanzen, eine kleine Tränke für die Vögel und Totholz für die In sekten bietet dieses Beet.
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Petra Hien ist sich sicher: Aus dem Col leg Garten kann man viel machen.

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