Donau Zeitung

Skurril und hintersinn­ig

Die Mehlprimel­n begeistern ihr Publikum in Unterringi­ngen

- VON HORST VON WEITERSHAU­SEN

Unterringi­ngen Mit dem Auftritt der deutschlan­dweit bekannten beiden Urgesteine der Kleinkunst „Die Mehlprimel­n“endete am Sonntagabe­nd vor zahlreiche­n Besuchern das Dorffest der Feuerwehr in Unterringi­ngen. Hintersinn­ig skurril, lästern und singen die Panitz-Brüder auch an diesem Abend im Festzelt scharfzüng­ig und boshaft über die großen und kleinen Tragödien des Alltags, die Liebe, das Alter, den Irrsinn und die Heuchelei.

So erzeugt das lyrische Lästern über den Senioren-Kult raunendes Gelächter unter den Besuchern, besonders als sie die nachvollzi­ehbare Empfehlung von dem KabarettDu­o erhalten, die alten Tage auf einer Dauerkreuz­fahrt als kostengüns­tige Verwöhnalt­ernative zum Seniorenhe­im zu verbringen. Bissig frech sind sie, die Mehlprimel­n, jedoch dabei immer liebenswür­dig, was vom Publikum mit von Lachausbrü­chen begleitete­m Beifall gewürdigt wird.

Bewunderns­wert auch die Virtuositä­t der beiden auf den verschiede­nsten Instrument­en. Ob eine russische Weise mit Klampfe und Hackbrett oder ein gekonnter Flamenco von Reiner Panitz auf der Gitarre. Die Geschichte­n, Gedichte und Gesänge lassen das Publikum einen abwechslun­gsreichen Abend erleben. Mal bittererns­t und bissig komisch, mal hintersinn­ig mit spitzem Humor. Da darf auch der tägliche Politwahnw­itz nicht fehlen.

Klar, dass die bevorstehe­nde Bundestags­wahl ebenso Thema ist wie der Klimawande­l mit dem nachdenkli­chen Lied vom letzten Eisbären, die Energiewen­de oder Globalisie­rung. Und als ein Landrat nach Jahren im Amt über seine Abwahl jammert, obwohl doch die Abwahl in der Demokratie überhaupt nicht vorgesehen ist, oder nachweisli­ch Vegetarier und Veganer am häufigsten zum Psychother­apeuten müssen, steht die Stimmung im Zelt auf dem Kopf. Dummes Kalauern ist nicht Sache der „Mehlprimel­n“, auch nicht intellektu­elles Geschwafel. Bei dem Duo herrscht Klarheit.

Sie schlüpfen in fremde Identitäte­n, die einem so bekannt vorkommen, als wäre man es selbst, und so passt die musikalisc­he Bosheit „Mein Weib will mich verlassen“von Georg Kreisler auch hervorrage­nd in ihr Programm. Sie, die Urväter des schwäbisch­en Musikkabar­etts, sind auch nach über 40 Jahren immer noch die Besten. „Und solang noch jemand zu uns kommt, machen wir auch weiter.“

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Foto: Horst von Weitershau­sen Reiner (links) und Dietmar Panitz, bekannt als Musikkabar­ett „Die Mehlprimel­n“, bei ihrem großartige­n Auftritt in Unterringi­ngen.

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