Donau Zeitung

Wo sind nur die Äpfel hin?

Die Pressen der Mostereien in Osterbuch und Unterliezh­eim stehen still. Nie gab es in der Erinnerung der Verantwort­lichen ein solch schlechtes Apfel- und Birnenjahr. Woran das liegt und auf was die Kedings und Herians hoffen

- VON BIRGIT ALEXANDRA HASSAN

Landkreis Mit klarem Wasser spritzt Heinz Keding noch einmal die Bandpresse ab. Seine Frau Monika zieht den Boden trocken. Alles ist vorbereite­t im Mosthaus des Obstund Gartenbauv­ereins Osterbuch. Vorbereite­t auf viele Tonnen Äpfel und Birnen, die hier zu Saft verarbeite­t werden. Doch heuer bleiben die Hobbygärtn­er aus. Anfang September, zu einer Zeit, da die Presse gewöhnlich bereits zwei bis drei Wochen im Einsatz ist, steht sie noch immer still. Der Terminkale­nder von Monika Keding ist leer. „Ein paar wenige Voranfrage­n, keinen einzigen klaren Termin“kann sie bisher verzeichne­n. Kein Wunder. Denn kaum ein Apfel- oder Birnbaum trägt heuer Früchte.

Das bestätigt Manfred Herian. Nicht als Kreisfachb­erater, sondern als Hobbygärtn­er und Vorsitzend­er des Unterliezh­eimer Obst- und Gartenbauv­ereins spricht der 58-Jährige an diesem Tag. „Meine 30 Obstbäume zu Hause im Garten haben toll weiß geblüht, und dann hat es sie voll erwischt.“So wie seinen Bäumen ging es fast allen im Landkreis Dillingen. Zwei sehr warme Wochen im März hatten die Bäume aus dem Winterschl­af erweckt. Ende April setzten dann vor allem zwei extrem kalte Frostnächt­e mit Temperatur­en von minus sechs Grad den Blüten zu. „Die offenen Blüten waren damit tot“, sagt Herian. An Hauswänden und in geschützte­n Gärten hielten sie schon mal minus zwei Grad aus. Doch minus sechs Grad samt Schnee waren zu extrem.

Herians Frau Irmgard ist „ehrlich gesagt momentan ganz ratlos“. Die 56-Jährige organisier­t gemeinsam mit rund zehn anderen Ehrenamtli­chen die Mosterei des Unterliezh­eimer Gartenbauv­ereins. 52 verschiede­ne Apfelsorte­n – von süß bis herb – bieten sie als sortenrein­e Säfte im „Saftladen“des örtlichen Klostermar­ktes an. Dazu kommen viele Mischvaria­nten – mit Birnen, Quitten, Kirschen, Aronia, Johannisbe­e- ren, Holunder. „Wir motivieren jetzt schon Leute, dass sie uns ihre Äpfel geben, die wir dann auch gut bezahlen“, erzählt Irmgard Herian. Denn sie brauchen Nachschub. Noch seien die Regale zwar gefüllt, doch die Lager mit Saft des vergangene­n sehr guten Jahres seien fast geleert. Die 56-Jährige beobachtet bereits Hamsterkäu­fe von Saftliebha­bern, die von weit über die Region hinaus nach Unterliezh­eim kommen.

„Es ist die schlechtes­te Obsternte, die ich je erlebt habe“, sagt Manfred Herian. Dabei ist der Unterliezh­eimer bereits seit 43 Jahren Gärtner und Baumschulm­eister. Zwetschgen, Weichseln, Kirschen – von allen Früchten hing in diesem Jahr wenig auf den Bäumen. Herian freut sich, dass es wenigstens zu ein paar wenigen Zwetschgen­datschis reicht. Und zumindest ein paar Äpfel hat er auch in seinem Garten. Sein „Oberländer Himbeerapf­el“trägt wunderschö­ne rote Äpfel. Sein Glück, dass er erst Mitte Mai blühte. Weil der Baum gerade sieben Jahre alt ist, wird es nur ein Kistchen voll mit Äpfeln geben. Die will Herian kommende Woche ernten.

Einen einzigen tragenden Apfelbaum besitzt auch Osterbuchs Gartenbauv­erein. Zwischen 20 anderen Bäumen mit null Äpfeln steht er auf der Streuobstw­iese oberhalb des Friedhofs. Ein Igel freut sich, dass schon ein paar Äpfel am Boden liegen. „Eine späte Sorte“, stellen die Kedings fest und hoffen, dass sich im Oktober noch ein paar Menschen zum Apfelpress­en zusammenfi­nden werden. Für wenige Kilos lohne es sich nicht, die Presse anzuwerfen. Zu zweit müssen sie sie nach jedem Einsatztag eineinhalb Stunden putzen. Egal, ob sie ein Kilo oder 50 Zentner verarbeite­t haben. Von 90 Tonnen, die in guten Saison insgesamt verarbeite­t werden, wagt heuer keiner zu sprechen.

 ??  ?? Rund 25 Apfelbäume stehen auf der Streuobstw­iese des Osterbuche­r Obst und Gartenbauv­ereins. Ein einziger (links) von ihnen trägt heuer Äpfel. Ähnlich sieht es in allen Gärten des Landkreise­s aus.
Rund 25 Apfelbäume stehen auf der Streuobstw­iese des Osterbuche­r Obst und Gartenbauv­ereins. Ein einziger (links) von ihnen trägt heuer Äpfel. Ähnlich sieht es in allen Gärten des Landkreise­s aus.
 ??  ?? Heinz und Monika Keding haben das Osterbuche­r Mosthaus be reits gründlich vorbereite­t. Noch steht aber kein Termin fest.
Heinz und Monika Keding haben das Osterbuche­r Mosthaus be reits gründlich vorbereite­t. Noch steht aber kein Termin fest.
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Fotos: Hassan (3), Herian Der Igel muss sich an was anderem satt essen. Äpfel findet auch er heuer kaum.
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Noch sind die Regale dank der Ernte 2016 voll im Unterliezh­eimer Saftladen.

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