Donau Zeitung

Die unendliche Geschichte einer Ortsumfahr­ung

Nach acht Jahren wird am 21. September die Umgehung bei Bachhagel eingeweiht. Sie beschäftig­te auch die Gerichte. Sogar einen Bürgerents­cheid gab es

- VON KATHARINA INDRICH

Bachhagel Es war Ende September 2009. Da stellte Wilhelm Weirather, damals Chef des Staatliche­n Bauamts in Krumbach, im Gemeindera­t von Bachhagel einen möglichen Streckenve­rlauf für eine Umgehung von Burghagel und Bachhagel vor. „Unser Ziel ist es, im kommenden Jahr den Planfestst­ellungsbes­chluss in den Händen zu halten. Es ist Eile geboten. Nur wenn wir bis 2010 Baureife erhalten, bestehen gute Chancen auf hohe Förderunge­n“, sagte Weirather damals.

Dass es mit der Baureife doch etwas länger dauern würde, konnte damals noch keiner absehen. Nun aber, fast genau acht Jahre später, soll die neue Straße im Bachtal endlich eingeweiht werden. Am 21. September um 15 Uhr wird die Ortsumfahr­ung feierlich für den Verkehr freigegebe­n werden.

Zunächst ging es tatsächlic­h Schlag auf Schlag. Bereits im Januar 2010 entschied der Gemeindera­t, das Planfestst­ellungsver­fahren einzuleite­n. Für ein Projekt, das damals mit Kosten von 8,2 Millionen Euro veranschla­gt war. Doppelt so viel, wie zunächst angenommen. Doch gegen diese große und teurere Lösung gab es schnell Widerstand im Ort. Eine Bürgerinit­iative gründete sich, sammelte Unterschri­ften, damit nur eine kleinere Variante durchgeset­zt wird – für maximal 1,5 Millionen Euro. Doch die Fragestell­ung des Bürgerbege­hrens wurde vom Landratsam­t als unzulässig abgewiesen, da sie sich unter anderem auf kein realisierb­ares Ziel richte. Für 1,5 Millionen, wie in der ersten Fragestell­ung formuliert, sei die vorgeschla­gene „kleine Lösung“nicht zu realisiere­n, so die damalige Einschätzu­ng des Straßenbau­amtes, die der Entscheidu­ng des Landratsam­tes zugrunde lag.

Gleichzeit­ig entschloss sich jedoch der Gemeindera­t angesichts der Stimmung im Ort, den Bürgern durch ein Ratsbegehr­en die Möglichkei­t zu geben, in jedem Fall in einem Bürgerents­cheid über die Umfahrung abstimmen zu können. Die Bürgerinit­iative sammelte daraufhin nochmals Unterschri­ften, diesmal mit einer leicht veränderte­n Fragestell­ung. Diese wurde schließlic­h vom Gemeindera­t für die Abstimmung zugelassen.

Am 4. Juli 2010 kam es schließlic­h zum Bürgerents­cheid. 59,6 Prozent sprachen sich dabei für das Ratsbegehr­en und damit für die große Lösung aus, 34,1 Prozent votierten für die „kleine Lösung“der Bürgerinit­iative. Es folgte eine Klage mehrerer Bürger gegen den Planfestst­ellungsbes­chluss vom Juni 2011, die den Bau der Umgehung weiter verzögerte. Sie wurde am 11. Juli 2012 abgewiesen. Von Klägerseit­e wurde im Anschluss daran aber die Zulassung auf Berufung beim Bayerische­n Verwaltung­sgerichtsh­of beantragt.

Der lehnte den Antrag dann am 4. Juni 2014 ab. Die ersten Arbeiten starteten mit naturschut­zrechtlich­en Maßnahmen in der Nähe des alten Steinbruch­s zum Schutz der Zauneidech­se. Im September 2015 begannen dann die Straßenbau­arbeiten. Zwischenze­itlich waren die Kosten auf geschätzte 11,9 Millionen Euro gestiegen. Weil die Gemeinde um einen höheren Fördersatz gekämpft hatte, blieb ihr Eigenantei­l dennoch bei 1,3 Millionen Euro.

Wenn der Verkehr ab 21. September auf der 4,22 Kilometer langen Trasse rollt, dann wird das Bauteam mehr als 200000 Kubikmeter Erdreich bewegt haben. Zur Straßenstr­ecke kommen noch einmal 1,3 Kilometer Anbindunge­n und 6,2 Kilometer Geh-, Rad- und Wirtschaft­sweg. Fünf Bauwerke werden dann fertiggest­ellt sein, davon vier Durchlässe und eine Brücke. Dazu kommen sieben Regenrückh­altebecken und die drei Kreisverke­hre. Derzeit finden noch Beschilder­ungsund Markierung­sarbeiten statt, wie Bürgermeis­terin Ingrid Krämmel sagt. Sie ist froh, dass das Bauprojekt nach so vielen Jahren endlich seinen Abschluss findet. Und auch über die positive Resonanz, die es in den vergangene­n Wochen und Monaten gegeben habe.

 ?? Foto: Joe Schmid ?? Aus seinem Motorsegle­r machte Joe Schmid Anfang August dieses Luftbild der Trasse, das einen der drei Kreisverke­hre zeigt. Die Ortsumfahr­ung ist eine unendliche Geschichte.
Foto: Joe Schmid Aus seinem Motorsegle­r machte Joe Schmid Anfang August dieses Luftbild der Trasse, das einen der drei Kreisverke­hre zeigt. Die Ortsumfahr­ung ist eine unendliche Geschichte.
 ?? Archiv Foto: Laszlo Mirk ?? Im August 2016 wurde das erste Teilstück der 4,2 Kilometer langen Umgehung asphaltier­t.
Archiv Foto: Laszlo Mirk Im August 2016 wurde das erste Teilstück der 4,2 Kilometer langen Umgehung asphaltier­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany