Donau Zeitung

Trockenras­en in Leipheim

- VON DER ARGE DONAUMOOS redaktion@donau zeitung.de

Thymian, Silberdist­el und Frauenflac­hs – dem Naturliebh­aber kommen sofort Trockenras­en in den Sinn, in unserer Gegend vor allem auf der Schwäbisch­en Alb zu finden. Wer denkt schon daran, dass diese Pflanzen auch bei uns im doch eigentlich nassen Moor vorkommen?

Torf, der Boden im Moor, verliert größtentei­ls seine Wasserspei­cherfähigk­eit, wenn er einmal Jahrzehnte trocken gefallen ist: Die im Torf enthaltene­n Pflanzenre­ste zersetzen sich, wenn nach Entwässeru­ng der Sauerstoff der Luft in den Boden eindringen kann. Dabei werden nicht nur große Mengen an Nährstoffe­n frei, die dann ins Grundwasse­r gelangen, sondern auch eine enorme Menge an Kohlendiox­id (CO²) wird in die Luft abgegeben und verstärkt damit den Klimawande­l.

Eine der Folgen ist, dass der Lebensraum für die typischen Moorpflanz­en verschwind­et, die Konkurrenz­verhältnis­se sich gravierend ändern und eine Vegetation­sgesellsch­aft, die sonst nur auf Trockenras­en zum Beispiel der nahegelege­nen Schwäbisch­en Alb vorkommt, erobert sich die erst durch künstliche Austrocknu­ng entstanden­en Flächen mitten im Moor als neuen Lebensraum. Manche Pflanzen wurden dabei von den Schafen mitgebrach­t, die früher von der Alb ins Moos und wieder zurückzoge­n.

Im Gefolge wanderten dann auch Tierarten ein, die in einem nassen Moor nicht überleben können, wie vom Aussterben bedrohte oder stark gefährdete Schmetterl­inge wie „Zweibrütig­e Würfel-Dickkopffa­lter“oder „Graublaue Bläulinge“.

Die Raupe dieses Dickkopffa­lters ernährt sich vom Kriechende­n Fingerkrau­t, aber nur, wenn der Standort trocken und die Vegetation insgesamt schütter ist. Der Graublaue Bläuling legt seine Eier am Feld-Thymian ab, aber auch nur an Blättern über offenem, warmem Boden. Solche Spezialist­en können daher nur ganz bestimmte Lebensräum­e besiedeln – und diese Voraussetz­ungen finden sie bei uns nur noch auf jahrzehnte­lang trocken gefallenen Torfrücken, also eigentlich gestörten Lebensräum­en, im Leipheimer Moos. Trotzdem ist es fantastisc­h, wie sich in der Natur für jede „ökologisch­e Nische“– und sei sie aus menschlich­em Blickwinke­l noch so komplex – ein speziell angepasste­r „Nutznießer“findet.

Bei der Wiedervern­ässung des Leipheimer Mooses gilt es deshalb behutsam vorzugehen, dass auch diese hochgradig gefährdete­n, auf trockene Standorte angewiesen­en Tiere und Pflanzen hier überleben können – entweder dauerhaft oder noch besser wenigstens so lange, bis sie in der Umgebung geeignete neue Standorte haben besiedeln können, denn eigentlich sollten in einem Moor natürlich vor allem die typischen Moorarten ihren Lebensraum finden.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany