Übernachtungszahlen brechen ein
Mit dem Convikt hat Dillingen eine wichtige Adresse verloren. Diese Veränderung hat Auswirkungen auf den ganzen Landkreis. Wohin weichen Gäste jetzt aus?
Landkreis Für Bayern heißt die Schlagzeile: „Der Aufwärtstrend hält an: Immer mehr Gäste übernachten im Freistaat.“Im Landkreis Dillingen muss sie leider etwas anders lauten. Nachdem im Juni die Übernachtungszahlen um ein Drittel eingebrochen sind, erholt sich der Tourismusmarkt jedoch so langsam wieder.
Der Grund für den plötzlichen Einbruch ist kein Geheimnis: In dem Monat hat Dillingens bekanntestes Hotel, das Convikt, seine Türen geschlossen. Am 18. Juni verließ der vorerst letzte Gast das traditionsreiche Haus. Seither sind keine Buchungen mehr möglich. Die Schließung war die Folge eines jahrelangen Rechtsstreits zwischen Eigentümer Josef Nusser und Pächter Thomas Klopfer, der das traditionsreiche Haus vor 13 Jahren übernommen hatte
Was für ein Gewicht das Hotel Convikt im Landkreis hatte, zeigen die Zahlen für den Juni: 33,6 Pro- zent weniger Übernachtungen wurden im Vergleich zum Vorjahr gezählt.
„Es war das größte Haus, das wir im Landkreis hatten“, sagt Yvonne Streitel vom Team Tourismus bei Donautal Aktiv. Derzeit weiß auch bei dem Tourismusverein niemand, wie es im Convikt weitergeht. „Es wäre schon von Vorteil, wenn jemand das Hotel übernimmt. Alles andere wäre für den Landkreis ein ‚Schlag ins Gesicht‘“, sagt Yvonne Streitel.
Ausweichmöglichkeiten für Landkreisbesucher sind laut der Expertin zufolge gar nicht so einfach zu finden. Schließlich gebe es auch Geschäftsreisende, die während ihres Aufenthalts gerne die Möglichkeit haben, im Hotel zu Mittag und zu Abend zu essen. Da wird es mit einer Alternative schwierig. Auch Tagungs- und Schulungsräume bieten die meisten anderen kleinen Betriebe nicht an. „Es kommt eben darauf an, was man braucht.“
Radtouristen zum Beispiel nutzen oft lieber Unterkünfte von privaten Anbietern. Doch auch in diesem Bereich gebe es während der Sommerferien oft statistische Einbrüche, erklärt Streitel. Viele kleine Betriebe schließen während oder noch vor der Urlaubszeit für ein paar Tage, weil sie selbst Urlaub machen: Das Hotel Sonne in Gundelfingen-Echenbrunn zum Beispiel oder das Landhotel Schlössle in Finningen. Daher seien statistische Schwankungen im Sommer oft ganz normal, sagt die Expertin.
Die Daten, die das Landesamt für Statistik für den Juli veröffentlicht hat, zeigen bereits wieder eine gewisse Entspannung. Die Übernachtungszahlen sind auf demselben Niveau wie im Vorjahr. Andere Landkreise allerdings konnten ihre Zahlen verbessern. Im Landkreis Augsburg zum Beispiel wurden 11,7 Prozent mehr Übernachtungen als im Juli 2016 gezählt.
Dass der „Convikt-Schock“– wenn man so möchte – wieder etwas überwunden ist, zeigen auch die Auslastungszahlen. Während im Juni nur 30 Prozent der Betten belegt waren, sind es im Juli wieder 43 Prozent. Laut Streitel von Donautal Aktiv ist das der Normalbereich für die Region. Für den Landkreis ist es gut, wenn hier Betten nachgefragt werden. Denn auch in den Nachbarlandkreisen, weiß Streitel, werden Fünf-Sterne-Zimmer angeboten.
Wie es im Convikt weitergeht, weiß im Moment auch Eigentümer Josef Nusser nicht. „Es ist zu, es ist ausgeräumt“, sagt er. Es gebe zwar Interessenten, aber so schnell werde er keine Entscheidung für einen neuen Pächter fällen. Derzeit sei der Insolvenzverwalter noch dabei, einige Dinge zu regeln. Nusser kann nicht einschätzen, wann man im Convikt wieder Zimmer buchen kann. Er sagt dazu nur: „Die Gespräche laufen.“
„Es wäre von Vorteil, wenn jemand das Convikt übernimmt. Alles andere wäre für den Landkreis ein ‚Schlag ins Gesicht‘.“Yvonne Streitel, Donautal Aktiv