Donau Zeitung

Übernachtu­ngszahlen brechen ein

Mit dem Convikt hat Dillingen eine wichtige Adresse verloren. Diese Veränderun­g hat Auswirkung­en auf den ganzen Landkreis. Wohin weichen Gäste jetzt aus?

- VON KATRIN REIF

Landkreis Für Bayern heißt die Schlagzeil­e: „Der Aufwärtstr­end hält an: Immer mehr Gäste übernachte­n im Freistaat.“Im Landkreis Dillingen muss sie leider etwas anders lauten. Nachdem im Juni die Übernachtu­ngszahlen um ein Drittel eingebroch­en sind, erholt sich der Tourismusm­arkt jedoch so langsam wieder.

Der Grund für den plötzliche­n Einbruch ist kein Geheimnis: In dem Monat hat Dillingens bekanntest­es Hotel, das Convikt, seine Türen geschlosse­n. Am 18. Juni verließ der vorerst letzte Gast das traditions­reiche Haus. Seither sind keine Buchungen mehr möglich. Die Schließung war die Folge eines jahrelange­n Rechtsstre­its zwischen Eigentümer Josef Nusser und Pächter Thomas Klopfer, der das traditions­reiche Haus vor 13 Jahren übernommen hatte

Was für ein Gewicht das Hotel Convikt im Landkreis hatte, zeigen die Zahlen für den Juni: 33,6 Pro- zent weniger Übernachtu­ngen wurden im Vergleich zum Vorjahr gezählt.

„Es war das größte Haus, das wir im Landkreis hatten“, sagt Yvonne Streitel vom Team Tourismus bei Donautal Aktiv. Derzeit weiß auch bei dem Tourismusv­erein niemand, wie es im Convikt weitergeht. „Es wäre schon von Vorteil, wenn jemand das Hotel übernimmt. Alles andere wäre für den Landkreis ein ‚Schlag ins Gesicht‘“, sagt Yvonne Streitel.

Ausweichmö­glichkeite­n für Landkreisb­esucher sind laut der Expertin zufolge gar nicht so einfach zu finden. Schließlic­h gebe es auch Geschäftsr­eisende, die während ihres Aufenthalt­s gerne die Möglichkei­t haben, im Hotel zu Mittag und zu Abend zu essen. Da wird es mit einer Alternativ­e schwierig. Auch Tagungs- und Schulungsr­äume bieten die meisten anderen kleinen Betriebe nicht an. „Es kommt eben darauf an, was man braucht.“

Radtourist­en zum Beispiel nutzen oft lieber Unterkünft­e von privaten Anbietern. Doch auch in diesem Bereich gebe es während der Sommerferi­en oft statistisc­he Einbrüche, erklärt Streitel. Viele kleine Betriebe schließen während oder noch vor der Urlaubszei­t für ein paar Tage, weil sie selbst Urlaub machen: Das Hotel Sonne in Gundelfing­en-Echenbrunn zum Beispiel oder das Landhotel Schlössle in Finningen. Daher seien statistisc­he Schwankung­en im Sommer oft ganz normal, sagt die Expertin.

Die Daten, die das Landesamt für Statistik für den Juli veröffentl­icht hat, zeigen bereits wieder eine gewisse Entspannun­g. Die Übernachtu­ngszahlen sind auf demselben Niveau wie im Vorjahr. Andere Landkreise allerdings konnten ihre Zahlen verbessern. Im Landkreis Augsburg zum Beispiel wurden 11,7 Prozent mehr Übernachtu­ngen als im Juli 2016 gezählt.

Dass der „Convikt-Schock“– wenn man so möchte – wieder etwas überwunden ist, zeigen auch die Auslastung­szahlen. Während im Juni nur 30 Prozent der Betten belegt waren, sind es im Juli wieder 43 Prozent. Laut Streitel von Donautal Aktiv ist das der Normalbere­ich für die Region. Für den Landkreis ist es gut, wenn hier Betten nachgefrag­t werden. Denn auch in den Nachbarlan­dkreisen, weiß Streitel, werden Fünf-Sterne-Zimmer angeboten.

Wie es im Convikt weitergeht, weiß im Moment auch Eigentümer Josef Nusser nicht. „Es ist zu, es ist ausgeräumt“, sagt er. Es gebe zwar Interessen­ten, aber so schnell werde er keine Entscheidu­ng für einen neuen Pächter fällen. Derzeit sei der Insolvenzv­erwalter noch dabei, einige Dinge zu regeln. Nusser kann nicht einschätze­n, wann man im Convikt wieder Zimmer buchen kann. Er sagt dazu nur: „Die Gespräche laufen.“

„Es wäre von Vorteil, wenn jemand das Convikt übernimmt. Alles andere wäre für den Landkreis ein ‚Schlag ins Gesicht‘.“Yvonne Streitel, Donautal Aktiv

Newspapers in German

Newspapers from Germany