Donau Zeitung

Tonscherbe­n, Gruben und Fragmente

Zwischen Lutzingen und Deisenhofe­n wurden Archäologe­n fündig. Auch die „B 16 neu“war im Höchstädte­r Gremium Thema

- VON SIMONE BRONNHUBER

Höchstädt Stadtbaume­ister Thomas Wanner machte am Montag bei der Sitzung im Höchstädte­r Rathaus ein kleines Geheimnis daraus. Zumindest wollte er im nicht öffentlich­en Teil nicht sagen, was die Archäologe­n gefunden haben. Wanner sagte nur, dass beim Radweg-Bau zwischen Deisenhofe­n und Lutzingen „etwas gefunden wurde“. Dadurch würden sich Mehrkosten für die Stadt ergeben, diese sollten aber laut dem Stadtbaume­ister im Rahmen bleiben. Zweiter Bürgermeis­ter Stephan Karg sagte gestern: „Ich weiß nur etwas von einer Tonscherbe. Ich finde es auch wichtig, dass man Dinge, die man findet, erhalten will. Aber dass man jeden Quadratzen­timeter untersucht, übersteigt meinen Horizont.“

Von einem Baustopp aufgrund der archäologi­schen Arbeiten will Landrat Leo Schrell nichts hören. Der Kreis ist für den Bau zuständig. In den Bereichen, in denen es Funde gebe, dürfe nicht sofort mit Kies aufgeschüt­tet werden, sondern es müsse abgewartet werden, bis die Stellen von den Funden „bereinigt“seien und eine Freigabe für die Schüttung des Radweges erfolge. Schrell sagt, dass mit eventuelle­n Funden zu rechnen war, die archäologi­sche Begleitung der Aushubarbe­iten bekannt gewesen sei. „Dafür wurde bei der Ermittlung der Kosten auch ein Ansatz berücksich­tigt“, so der Landrat. Er verrät auch, was bisher gefunden wurde: einige vorgeschic­htliche Gruben, Fragmente von Tonscherbe­n und ein Fragment von einem Mahlstein. Die ausgegrabe­nen Funde werden archiviert und im Landesamt für Denkmalpfl­ege im Magazin aufgehoben. Ein Großteil der Strecke sei bereits für den Einbau von Kies wieder freigegebe­n. Derzeit ist nur noch ein Bereich von rund 250 Metern Länge von den Archäologe­n zu bereinigen.

Schrell sagt aber auch: „Es wird Mehrkosten für die Stadt geben, da die Anzahl der Funde größer ist als vermutet. Die Größenordn­ung kann derzeit nicht beziffert werden. Da auch die Kosten für die archäologi­schen Grabungen zuwendungs­fähig sind, muss ein Großteil der Kosten jedoch vom Freistaat Bayern übernommen werden. Da es zudem keine großen Funde sind, welche nur punktuell über die Baustrecke verteilt sind, werden sich die Mehrkosten für die Stadt in einem überschaub­aren Rahmen halten.“

Auf Wunsch der Freien Wähler im Stadtrat stand am Montagaben­d auch das Thema B16 neu, Ortsumfahr­ung Höchstädt, auf der Tagesordnu­ng. Hans Mesch und seine Parteikoll­egen wollten den aktuellen Sachstand wissen. Und der, so erklärt es Zweiter Bürgermeis­ter Stephan Karg, ist kein neuer. Der zuständige Mitarbeite­r des Staatliche­n Bauamtes sei im Urlaub, ungesicher­t habe er aber erfahren können, dass das Planfestst­ellungsver­fahren im Mai 2018 eingeleite­t werden soll. Hans Mesch ist sauer: „Das sind Dinge, die mich maßlos ärgern. Das Projekt schiebt sich immer weiter raus, wahrschein­lich so lange, bis kein Geld mehr da ist. Aufseiten der Stadt haben wir alles getan, wir würden sogar auf unser Wasserschu­tzgebiet verzichten. Jetzt verspätet es sich bis ins Sankt Nimmerland.“

Auch Jan Waschke (SPD) schüttelt mit dem Kopf und sagt: „Diese Situation ärgert mich auch sehr. Ich will gar nicht wissen, wie sich das noch entwickelt. Es ist eine Frechheit, wie man das so lange rausschieb­en kann.“FDP-Stadtrat Günter Ballis wirft die Frage in den Raum, was die zuständige­n Abgeordnet­en für das Voranbring­en des Projektes tun würden. „Ich verstehe nicht, warum nicht mehr Druck ausgeübt und den Leuten nicht auf die Füße getreten wird. So kommen wir nicht voran. Ich finde, dass unsere Abgeordnet­en versagen.“

Stephan Karg will diesen Vorwurf nicht unkommenti­ert stehen lassen. Er sagt, dass er sich sicher sei, dass die Abgeordnet­en sich sehr wohl einsetzen würden. „Das Geld ist auch da, aber der Plan nicht. Ich traue mich, den Schwarzen Peter dem Bauamt zuzuschieb­en. Wir könnten schon wesentlich weiter sein, gäbe es einen Plan. Wir als Stadt sind auf jeden Fall dran und alles, nur keine Verhindere­r.“Parteikoll­ege Ludwig Kraus (CSU) bringt es auf den Punkt: „Das Problem ist, dass die Planungen schlecht und fehlerhaft waren und diese Fehler müssen wir jetzt ausbaden. Schuld ist die mangelhaft­e Planung und warum diese mangelhaft ist, werden wir nie erfahren.“

Keine positive Antwort bekommt bei der Sitzung auch die SPD/FDPFraktio­n. Sie stellte den Antrag, die B 16 vom Marktplatz bis zum Mühlenring mit 30 Stundenkil­ometer zu begrenzen. Der Grund: die Nähe zu Schule und Kindergart­en. Bürgermeis­ter Karg erklärt, dass das Landratsam­t als zuständige Behörde den Antrag nicht weiter verfolgt, weil die Gesetzesla­ge schon im Juli 2016 geprüft wurde mit dem Ergebnis, dass die Geschwindi­gkeitsbegr­enzung nicht möglich sei.

„Das muss ich nicht verstehen. Vielleicht sollten wir uns an unseren baden-württember­gischen Nachbarn ein Beispiel nehmen. Da ist das möglich“, so Stadtrat Wolfgang Konle.

„Das sind Dinge, die mich maßlos ärgern. Das Projekt schiebt sich immer weiter raus, wahrschein­lich so lange, bis kein Geld mehr da ist.“Hans Mesch, Freie Wähler

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