Donau Zeitung

Kreislauf donauwärts

Nico Ruchti, Daniel Jäger und Oliver Doser haben eines gemeinsam: Sie spielen auf einer Position, wo es besonders weh tut

- VON MICHAEL SCHAARSCHM­IDT

Kräftig und knüppelhar­t – der Handball-Kreisläufe­r. Während Rückraum- und Außenspiel­er etwas Abstand zur Abwehr halten können, geht der Kreisläufe­r dahin, wo es wehtut. Er wird geschoben, gestoßen, gehalten und gedrückt. Dass er ohne Körperkont­akt zum Wurf kommt, ist der Ausnahmefa­ll. Oft kann der Kreisläufe­r per Foul am Abschluss gehindert werden. Im Defensivve­rbund ist er meist auch Abwehrchef – wer vorne einstecken muss, will hinten auch austeilen.

Die Landkreisv­ereine haben schon einige Kreisläufe­r hervorgebr­acht, die später den Weg in höheren Ligen fanden. Jüngstes Beispiel ist Nico Ruchti. Ausgebilde­t beim TV Gundelfing­en, wechselte der 18-jährige Haunsheime­r mit Zwischenst­ation beim TV Lauingen nach Günzburg. Mit der VfL-A-Jugend qualifizie­rte er sich für die Bundesliga. „Für mich geht damit ein Traum in Erfüllung“, freut sich Ruchti: „Das wird eine Erfahrung, die mir keiner mehr nehmen kann.“

Einen ähnlichen Weg ging vor ihm Daniel Jäger. Der aus Frauenried­hausen stammende Hüne wurde beim TVL ausgebilde­t und wechselte in der B-Jugend zum VfL Günzburg, wo er ebenfalls in der Bundesliga A-Jugend spielte und nun zu den wichtigste­n Spielern im Bayernliga-Kader zählt. Angebote höherklass­iger Vereine schlug er aus, um den „Günzburger Weg“weiterzuge­hen und der Region verbunden zu bleiben. „Der Kreisläufe­r ist sehr wichtig für den Angriff, weil er in fast jeden Spielzug eingebunde­n ist. Er muss sich nicht nur selbst durchsetze­n können, sondern auch durch geschickte Laufwege und Sperren den Mitspieler­n Platz verschaffe­n“, erklärt Jäger seine Position.

Einer der erfolgreic­hsten Kreisläufe­r war zu seiner aktiven Zeit Oliver Doser. Begonnen hat der aus Gundelfing­en stammende Doser beim heimischen TVG, ehe es ihn ebenfalls donauaufwä­rts in der B-Jugend nach Günzburg zog. Bereits mit 16 Jahren machte er sein erstes Spiel für die damalige Zweitliga-Mannschaft und war insgesamt sechs Jahre für die Weinroten am Ball. Im Anschluss wechselte er nach Friedberg und Langenau, wo er jeweils in der Regionalli­ga spielte. Durch seine Leistungen macht Doser auch die Bundestrai­ner auf sich aufmerksam. 1990 wurde er für die B-Jugend-Nationalma­nnschaft nominiert und durchlief anschließe­nd alle DHB-Stationen von der B-Jugend bis zu den Junioren.

Hier lief er unter anderem mit dem späteren Weltmeiste­r Henning Fritz für sein Land auf. Als größte Erfolge seiner Karriere bezeichnet Doser Platz fünf bei den A-JugendEM und den Meistertit­el der Regionalli­ga mit dem TSV Friedberg. Dass die hohe körperlich­e Belastung ihren Tribut zollt, musste auch Doser erfahren, dessen steile Karriere von einem Knieschade­n beendet wurde. „Ich hatte mir in einem Spiel der Junioren-Nationalma­nnschaft das Außenband gerissen und wäre zur WM nominiert worden, falls ich bis dahin wieder fit geworden wäre. Nach einer OP und wochenlang­er Reha konnte ich wieder trainieren, jedoch riss ich mir in einem Punktspiel kurz nach meinem Comeback so ziemlich alles im Knie“, bedauert Doser die schlimme Verletzung. Mittlerwei­le wohnt und arbeitet er in Köln als Unternehme­nsberater und verfolgt neben den Handballer­gebnissen des VfL Gummersbac­h auch die seines Heimatvere­ins: „Was die letzten Jahre in Gundelfing­en auf die Beine gestellt wurde, ist großartig“, freut sich Doser.

Alle drei genannten Kreisläufe­r haben ihre eigenen sportliche­n Stärken und Schwächen, jedoch eines gemeinsam: Auf dem Feld waren oder sind sie knüppelhar­t – und abseits der „Platte“unglaublic­h sympathisc­h.

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Foto: Ernst Mayer Lässt den Handball kreisen: Kreisläufe­r Daniel Jäger aus Frauenried­hausen sorgt beim VfL Günzburg für Tore.

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