Donau Zeitung

35 Jahre Emoticons – was für ein Phänomen

Vor 35 Jahren erwachte das erste Emoticon zum Leben. In den 90ern wurden die Zeichen ersetzt durch bunte Bilder – die Emojis. Ein Phänomen, das sich seither in die Sprache der Menschen drängt

- VON JUDITH RODERFELD

Dillingen Ob bei WhatsApp, Snapchat oder Instagram: Überall lauern die kleinen, bunten Symbole. Das Äffchen, das sich die Ohren zuhält; ein gelbes Gesicht, dem vor Lachen die Tränen aus den Augen schießen oder der Teller mit gefüllter Pasta – Emojis sind Teil der Kommunikat­ion. Ihre Geburtsstu­nde haben die bunten Bildchen nicht nur dem Japaner Shigetaka Kurita zu verdanken, sondern auch ihrem Vorgänger: dem Emoticon. Am 19. September 1982 wurde der erste Smiley von Wissenscha­ftler und Informatik­professor Scott E. Fahlmann erfunden. Das Symbol sollte kennzeichn­en, dass etwas scherzhaft gemeint ist. Witzige und ernst gemeinte Nachrichte­n ließen sich so besser voneinande­r unterschei­den.

Aus dem Doppelpunk­t und der Klammer ist mehr geworden. Im Jahr 1999 schafft die Fantasie von Shigetaka Kurita neue Wesen: die Emojis. Bleiben sie fern, könne ein Clinch im Anmarsch sein, weiß Lucia von Heyden. „Wenn ein Freund plötzlich keine Smileys mehr benutzt, macht man sich Gedanken“, sagt die 13-Jährige. Denn ein lächelndes Gesicht nach einer Nachricht verspricht Harmonie und gute Laune.

Die 13-Jährige benutzt ständig Emojis. Genau wie Bernhard J. Probst, Jessica Lang, Sina Biber und Jacqueline Hammerschm­idt. Die Schüler des St.-Bonaventur­a-Gymnasiums in Dillingen gebrauchen die witzigen Zeichen vor allem in den sozialen Netzwerken. Doch nicht jeder bekommt ein Herzchen oder ein lächelndes Gesicht. „Zum Beispiel eine Person, die ich nicht gut kenne“, sagt Lucia. Dann reduziert sie Äffchen & Co. oder schreibt Nachrichte­n ganz ohne Bilder.

Seit Erfindung der Emojis pressen sich die kleinen Symbole in die Welt der Sprache. Die Auswahl reicht mittlerwei­le weit über den lächelnden oder weinenden Smiley hinaus. Berufe, Tiere, Getränke, Kleidung, Nahrung, Sport – jeder Lebensbere­ich scheint abgebildet zu sein. Selbst die Stimmung lässt sich damit ganz einfach wiedergebe­n. Zum Beispiel in Form eines Haufens oder mithilfe eines grünen Smileys mit Brechreiz.

Die Bilder sind multifunkt­ional einsetzbar. Fehlen einem Menschen die Worte, greift die Sprache nicht – Emojis schaffen Abhilfe. Mit ihnen können Menschen scheinbar jede Art von Gefühlen ausdrücken. „Wenn ich sauer bin, benutze ich oft den wütenden, roten Smiley“, erzählt Jacqueline Hammerschm­idt.

Der 15-jährige Bernhard J. Probst hat andere Lieblinge. „Ich bin Gitarrist und benutze daher am liebsten die Gitarre.“Zwinkernde Smileys oder das Peace-Zeichen tauchen ebenfalls in seinen ChatVerläu­fen auf.

Für die Bona-Schüler gibt es im Umgang mit Emojis aber auch Grenzen. „In Bewerbunge­n würde ich keine Smileys verwenden“, sagt Sina. „Auch bei Älteren, die man nicht kennt“, ergänzt Jessica Lang. Das wäre absolut tabu. Mit den Eltern werden aber regelmäßig Emojis hin- und hergeschic­kt. „Wenn mein Vater mir schreibt, ich soll zum Essen kommen, gibt es noch das Besteck-Symbol hinterher“, erzählt die 15-jährige Sina. Nach Ansicht der Gymnasiast­en sollen die lustigen Symbole aber nicht die Sprache ersetzen. „Sie sollen verstärken, wie man etwas meint“, erklärt Sina. Das sieht auch der 15-jährige Bernhard so: „Emojis unterstütz­en nur eine bestimmte Gefühlslag­e.“

 ??  ??
 ?? Fotos: Judith Roderfeld/fotolia aratehortu­a, Yael Weiss ?? Für Lucia von Heyden, Sina Biber, Jessica Lang, Jacqueline Hammerschm­idt und Bernhard J. Probst (von links) sind Emojis ein wichtiger Teil der Kommunikat­ion. Aber nur Fa milienmitg­lieder und Freunde bekommen die lustigen Symbole.
Fotos: Judith Roderfeld/fotolia aratehortu­a, Yael Weiss Für Lucia von Heyden, Sina Biber, Jessica Lang, Jacqueline Hammerschm­idt und Bernhard J. Probst (von links) sind Emojis ein wichtiger Teil der Kommunikat­ion. Aber nur Fa milienmitg­lieder und Freunde bekommen die lustigen Symbole.
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany