Der Lebensfluss führte sie zu Montessori
Beate Lahner-Ptach leitet seit diesem Schuljahr die Wertinger Montessorischule. Woher die 49-Jährige die Energie für diese Aufgabe nimmt
Wertingen Kürzlich las sie in einem Buch über Hirnforschung, dass Leute im Leben weiter kommen, die einen einfachen Namen tragen. „Zum Glück hat mir meine Mutter den Namen Beate gegeben“, sagt die neue Schulleiterin der Wertinger Montessorischule. Sie ist 49 Jahre und heißt – nicht ganz so einfach – Beate Lahner-Ptach. Gelassen und selbstbewusst sitzt sie in einem der Korbstühle in ihrem Zimmer. Hinter ihr der Schreibtisch und vier strahlende Bilder, alle selbst gemalt. Sie deuten an, welche Energie in ihr steckt.
Kunst, Religion, Biologie, Mathematik – es gab und gibt vieles, was die gebürtige Gunzenhausenerin interessierte. Sie will verstehen, Zusammenhänge sehen und vernetzen. So erweiterte sie einst schon ihr Studium vom Lehramt für Grundschule auf die Hauptschule (heutige Mittelschule), studierte parallel dazu noch an der Kunstakademie in München. „Ich dachte immer, Kunst wird das, womit ich mich speise.“Und so bewahrt sie sich heute tatsächlich ihre Energie unter anderem durchs Malen. Im Garten ihres Hauses in Wertingen, während ihr Mann oftmals am Klavier sitzt. Die Töne in freier Natur binden sie an, an die Kreativität und Schöpfung. „Die Kunst fließt aus meinen Fingern“, sagt sie. Im Fluss empfindet sie sich nach wenigen Wochen auch in der Schulleitung.
Vor vier Jahren war Beate Lahner-Ptach an die Wertinger Montessorischule gekommen, hat neben einer Klasse sogleich auch die stell- vertretende Schulleitung übernommen. Nach dem Studium hatte sie zunächst an einer staatlichen Grund- und Hauptschule in München unterrichtet, war von dort ins Staatsinstitut für Schulpädagogik und Bildungsforschung (ISB) berufen worden, um einen alternativen Lehrplan zu entwickeln zur Integration der damaligen Flüchtlingskinder aus Serbien und Kroatien. Der bunte Lernkoffer, der entstand, reizte sie selbst zum Ausprobieren. Sie wollte ins Ausland. Wegen akuten Lehrermangels ließ das Kultusministeriums damals keine Lehrer ziehen. So bewarb sie sich über das Auswärtige Amt, gab ihr Beamtentum auf und ging gemeinsam mit ihrem Mann Rainer Ptach für zehn Jahre als Ortslehrkraft nach Peru.
Die 49-Jährige bezeichnet die Stationen ihres Berufs- und Lebensweges immer wieder als Glücksfälle: „In meinem Lebensfluss haben mich schon viele Sachen gefunden.“So vor zehn Jahren auch die Montessoripadagogik. In Peru habe sie erkannt, dass es eine Reformpädagogik braucht. Nach der Rückkehr nach Deutschland, einer Zusatzausbildung und sechs Jahren an der Montessorischule in Kaufering „landete“sie im Herbst 2013 an der Wertinger Montessorischule. „Hier bin ich ganz angekommen“, sagt sie. Sie liebe ihr Haus, das „Städtle“und das Donauried. Täglich joggt sie dorthin, radelt zur Schule und schaut zumindest kurz rüber in den „Mühlwinkel“, das Erdkinderprojekt der Wertinger Schule
„Ich darf jeden Tag machen, was ich gerne mache“, fasst sie zusammen. Energie entsteht für sie, wenn man im Fluss ist, seine Stärken versteht und diese leben darf. Diese eigene Einstellung hofft die 49-Jährige auf alle Säulen der Schule ausweiten zu können – das pädagogische Team (derzeit 70 Mitarbeiter), die Schüler (311 in 13 Klassen), die Eltern und Geschäftsführer.
Vor allem den jungen Menschen will sie Zeit geben, sich zu finden. Die „vorbereitete Umgebung“der Montessori-Pädagogik kommt ihr da sehr entgegen, ein vielfältiges Angebot, in dem jeder Schüler das Seine finden kann – „anstatt alle über einen Kamm zu scheren“. Beate Lahner-Ptach sieht ihre Aufgabe darin, Rückhalt zu geben und die einzelnen Puzzleteile (Personen und Potenziale) zusammenzusetzen. „Was sind die Grundideen dieser Schule und was muss sich wie weiterentwickeln“– dieser Frage stellt sich die neue Wertinger Schulleiterin beispielsweise bezüglich der Digitalisierung. Wichtig ist ihr zudem, sich als Privatschule im gesellschaftlichen Kontext zu sehen.
An der Wertinger Montessorischule fand Beate Lahner-Ptach ein gewachsenes Miteinander vor, das letztendlich nur die Offenheit fürs Neue brauche. Sie freut sich über dieses „Glück“und weist verschmitzt darauf hin, dass Beate „die Glückliche“heiße. Der Lebensfluss habe sie wohl auch deshalb zu Montessori geführt, weil die Schüler ihre Lehrer hier duzen und sie somit täglich mit dem einfachen Namen „Beate“– die Glückliche – ansprechen.