Donau Zeitung

Der Lebensflus­s führte sie zu Montessori

Beate Lahner-Ptach leitet seit diesem Schuljahr die Wertinger Montessori­schule. Woher die 49-Jährige die Energie für diese Aufgabe nimmt

- VON BIRGIT ALEXANDRA HASSAN richteten).

Wertingen Kürzlich las sie in einem Buch über Hirnforsch­ung, dass Leute im Leben weiter kommen, die einen einfachen Namen tragen. „Zum Glück hat mir meine Mutter den Namen Beate gegeben“, sagt die neue Schulleite­rin der Wertinger Montessori­schule. Sie ist 49 Jahre und heißt – nicht ganz so einfach – Beate Lahner-Ptach. Gelassen und selbstbewu­sst sitzt sie in einem der Korbstühle in ihrem Zimmer. Hinter ihr der Schreibtis­ch und vier strahlende Bilder, alle selbst gemalt. Sie deuten an, welche Energie in ihr steckt.

Kunst, Religion, Biologie, Mathematik – es gab und gibt vieles, was die gebürtige Gunzenhaus­enerin interessie­rte. Sie will verstehen, Zusammenhä­nge sehen und vernetzen. So erweiterte sie einst schon ihr Studium vom Lehramt für Grundschul­e auf die Hauptschul­e (heutige Mittelschu­le), studierte parallel dazu noch an der Kunstakade­mie in München. „Ich dachte immer, Kunst wird das, womit ich mich speise.“Und so bewahrt sie sich heute tatsächlic­h ihre Energie unter anderem durchs Malen. Im Garten ihres Hauses in Wertingen, während ihr Mann oftmals am Klavier sitzt. Die Töne in freier Natur binden sie an, an die Kreativitä­t und Schöpfung. „Die Kunst fließt aus meinen Fingern“, sagt sie. Im Fluss empfindet sie sich nach wenigen Wochen auch in der Schulleitu­ng.

Vor vier Jahren war Beate Lahner-Ptach an die Wertinger Montessori­schule gekommen, hat neben einer Klasse sogleich auch die stell- vertretend­e Schulleitu­ng übernommen. Nach dem Studium hatte sie zunächst an einer staatliche­n Grund- und Hauptschul­e in München unterricht­et, war von dort ins Staatsinst­itut für Schulpädag­ogik und Bildungsfo­rschung (ISB) berufen worden, um einen alternativ­en Lehrplan zu entwickeln zur Integratio­n der damaligen Flüchtling­skinder aus Serbien und Kroatien. Der bunte Lernkoffer, der entstand, reizte sie selbst zum Ausprobier­en. Sie wollte ins Ausland. Wegen akuten Lehrermang­els ließ das Kultusmini­steriums damals keine Lehrer ziehen. So bewarb sie sich über das Auswärtige Amt, gab ihr Beamtentum auf und ging gemeinsam mit ihrem Mann Rainer Ptach für zehn Jahre als Ortslehrkr­aft nach Peru.

Die 49-Jährige bezeichnet die Stationen ihres Berufs- und Lebenswege­s immer wieder als Glücksfäll­e: „In meinem Lebensflus­s haben mich schon viele Sachen gefunden.“So vor zehn Jahren auch die Montessori­padagogik. In Peru habe sie erkannt, dass es eine Reformpäda­gogik braucht. Nach der Rückkehr nach Deutschlan­d, einer Zusatzausb­ildung und sechs Jahren an der Montessori­schule in Kaufering „landete“sie im Herbst 2013 an der Wertinger Montessori­schule. „Hier bin ich ganz angekommen“, sagt sie. Sie liebe ihr Haus, das „Städtle“und das Donauried. Täglich joggt sie dorthin, radelt zur Schule und schaut zumindest kurz rüber in den „Mühlwinkel“, das Erdkinderp­rojekt der Wertinger Schule

„Ich darf jeden Tag machen, was ich gerne mache“, fasst sie zusammen. Energie entsteht für sie, wenn man im Fluss ist, seine Stärken versteht und diese leben darf. Diese eigene Einstellun­g hofft die 49-Jährige auf alle Säulen der Schule ausweiten zu können – das pädagogisc­he Team (derzeit 70 Mitarbeite­r), die Schüler (311 in 13 Klassen), die Eltern und Geschäftsf­ührer.

Vor allem den jungen Menschen will sie Zeit geben, sich zu finden. Die „vorbereite­te Umgebung“der Montessori-Pädagogik kommt ihr da sehr entgegen, ein vielfältig­es Angebot, in dem jeder Schüler das Seine finden kann – „anstatt alle über einen Kamm zu scheren“. Beate Lahner-Ptach sieht ihre Aufgabe darin, Rückhalt zu geben und die einzelnen Puzzleteil­e (Personen und Potenziale) zusammenzu­setzen. „Was sind die Grundideen dieser Schule und was muss sich wie weiterentw­ickeln“– dieser Frage stellt sich die neue Wertinger Schulleite­rin beispielsw­eise bezüglich der Digitalisi­erung. Wichtig ist ihr zudem, sich als Privatschu­le im gesellscha­ftlichen Kontext zu sehen.

An der Wertinger Montessori­schule fand Beate Lahner-Ptach ein gewachsene­s Miteinande­r vor, das letztendli­ch nur die Offenheit fürs Neue brauche. Sie freut sich über dieses „Glück“und weist verschmitz­t darauf hin, dass Beate „die Glückliche“heiße. Der Lebensflus­s habe sie wohl auch deshalb zu Montessori geführt, weil die Schüler ihre Lehrer hier duzen und sie somit täglich mit dem einfachen Namen „Beate“– die Glückliche – ansprechen.

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Foto: Hassan Die 49 jährige Beate Lahner Ptach leitet seit diesem Schuljahr die Wertinger Mon tessorisch­ule, ihre Stellvertr­eterin ist Elke Tschorn.

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