Donau Zeitung

Verkehrsre­gelung bleibt „rechtswidr­ig“

Der Lauinger Rat konnte sich nicht auf ein neues Konzept einigen, daher läuft vorerst alles weiter wie bisher. Dabei hätte der Wunsch der Bürger nach einer Ampel erfüllt werden können

- VON KATRIN REIF

Lauingen „Wir haben von Anfang an gesagt, es ist nur eine Erprobungs­phase“, sagt Bürgermeis­ter Wolfgang Schenk in der Sitzung des Lauinger Stadtrats am Dienstag. Nun ist die Testphase für das Verkehrsko­nzept vorbei. Die Stadträte sind sich zumindest darin einig, dass es so in der Innenstadt nicht bleiben kann. Trotzdem läuft es nach einer hitzigen Diskussion genau darauf hinaus.

Der Saal ist voll, einige Menschen stehen am Rand. Rund 50 Zuhörer sind zur Sitzung erschienen. „Das bewegt die Leute“, sagt Anne Frank vom Arbeitskre­is „Lebenswert­es Lauingen“. Der Bürgermeis­ter präsentier­t den neuen Vorschlag: Demnach soll der verkehrsbe­ruhigte Bereich am Marktplatz zu einem verkehrsbe­ruhigten Geschäftsb­ereich mit einer Höchstgesc­hwindigkei­t von 20 Stundenkil­ometern werden. Tempo 30 soll in der Geiselinas­traße und der Oberen Herzog-Georg-Straße aufgehoben werden. Ziel dieser Maßnahmen: Die Ampeln in den Kreuzungsb­ereichen an der Geiselinas­traße und der Brüderstra­ße könnten dann wieder in Betrieb genommen werden. Viele Bürger haben diesen Wunsch geäußert. Schenk betont: „Dieses Konzept ist in Absprache mit Mitglieder­n des Stadtrats, der Polizei Dillingen, dem Landratsam­t und unter Beteiligun­g eines Sachverstä­ndigen für Straßenver­kehrsrecht ausgearbei­tet worden.“

Einige Stadträte zeigen, dass ihnen mündliche Verspreche­n über die Rechtssich­erheit des Konzepts nicht ausreicht. Alois Jäger (FDP) meint, das sei auch schon beim ersten Beschlussv­orschlag vor einem Jahr, der nachweisli­ch rechtswidr­ig sei, behauptet worden. Außerdem habe er eine Stellungna­hme des Landratsam­ts erhalten, in der nicht von einer Zustimmung, sondern eher von einem „Nicht-einschreit­en-Wollen“die Rede sei. Das sei etwas anderes.

Auch Markus Hoffmann (CSU) kündigt an, nicht zuzustimme­n. Er habe ein „ungutes Gefühl“ohne eine offizielle Zustimmung der Behörden und möchte „keinen Schnellsch­uss“wagen. Dem schließt sich Albert Kaiser (CSU) an. Der Dritte Bürgermeis­ter Helmuth Zengerle (CSU) geht zunächst in eine verteidige­nde Haltung, was das alte Konzept betrifft. Es hätten etliche Gespräche stattgefun­den und es sei von keiner Behörde eine Beschwerde gekommen. Dann spricht er sich für den neuen Vorschlag aus, mit einer Bedingung: „Wir verlangen eine klare Äußerung des Landratsam­ts.“Markus Stuhler würde diesen Punkt gern in den Beschlussv­orschlag aufnehmen. Der Fraktionsv­orsitzende der SPD findet außerdem, dass man daraus, dass es „nicht so hundertpro­zentig glücklich“gelaufen ist, lernen kann: Verkehrsre­cht sei diffizil, viele Wünsche seien nicht machbar, weil es die Gesetzesla­ge nicht zulässt, und außerdem seien unsachlich­e Diskussion­en auch in den Medien fehl am Platz gewesen. „Wir machen das ehrenamtli­ch und müssen uns nicht beleidigen lassen.“

Alois Jäger spricht ihn daraufhin direkt an: „Herr Stuhler, bemerkensw­ert. Sie hätten die Medien dort zitieren sollen, wo der SPD-Ortsverein schrieb, dass mit dem Konzept alles gut sei.“Daraufhin meldet sich der Zweite Bürgermeis­ter Dietmar Bulling (SPD) zu Wort: „Was Sie hier machen, ist eine Show abziediese­s hen.“Er weist außerdem darauf hin, dass man sich darum bemühe, eine gute Zwischenlö­sung zu finden. Mittelfris­tig müsse man bauliche Maßnahmen umsetzen. Abschließe­nd sagt er mit leicht erhobener Stimme: „Außerdem sollen sich Dillinger um Dillinger Schilder kümmern.“Damit spricht er Horst Böhringer an, der ebenfalls unter den Zuhörern ist. Der ehemalige Polizist hatte sich im Vorfeld der Sitzung mit einer Beschwerde an das Landratsam­t gewandt und Kontakt mit dem Staatsmini­sterium des Innern aufgenomme­n.

Bernhard Zenetti und Gerhard Frieß (beide FW) würden dem neuen Konzept in einzelnen Punkten zustimmen, sind aber gegen Tempo 50 in der Oberen Herzog-Georg-Straße. Frieß schlägt für die Straße außerdem Parkbuchte­n vor, die den Verkehr verlangsam­en könnten. Der Bürgermeis­ter gibt zu bedenken: „Wir können nicht den dritten Schritt vor dem ersten machen.“

Letztendli­ch macht der Stadtrat gar keinen Schritt. Es wird über zwei Beschlüsse abgestimmt. Der neue Vorschlag des Bürgermeis­ters wird mit zehn zu zehn Stimmen abgelehnt. Alois Jäger schlägt vor, den alten Zustand aus der Zeit vor der Änderung wiederherz­ustellen, bis eine profession­elle Lösung gefunden ist. Dieser Vorschlag erhält nur vier Stimmen. Im Anschluss sagt Jäger: „Solange sich die Innenstadt in diesem rechtsunsi­cheren Zustand befindet, werden wir diesen Weg weitergehe­n.“

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Rund 50 Besucher warteten am Dienstagab­end vor der Tür des Rathaussaa­ls darauf, an der Sitzung teilnehmen zu können. Es ging um ein kontrovers­es Thema.

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