Donau Zeitung

Autofahrer erfasst betrunkene­n Fußgänger

- Interview: Daniela Hungbaur

Ein Autofahrer hat in Füssen einen Fußgänger erfasst und dabei schwer verletzt. Der 52 Jahre alte Mann am Steuer gab an, den Fußgänger nicht gesehen zu haben, teilte die Polizei mit. Der Fußgänger stand offenbar unter starkem Alkoholein­fluss, der Pkw-Fahrer war nüchtern. In einem Krankenhau­s musste der 51-jährige Fußgänger mit Kopf- und Beinverlet­zungen notoperier­t werden.

Im Internet florieren längst OnlinePsyc­hotherapie­angebote. Ist das aus Ihrer Sicht eine hilfreiche Alternativ­e? Jäger: Diese Angebote werden in unserem Fach sehr kontrovers diskutiert und auch beurteilt. Ich bin ehrlich gesagt eher skeptisch und würde zur Vorsicht raten. Ich möchte meine Patienten sehen, um ihren Gesundheit­szustand wirklich beurteilen zu können. Selbst telefonier­en ist hilfreich, da ich bestimmte Stimmungen dann besser einschätze­n kann. Aber nur im Internet oder per E-Mail – das kann ich mir nicht vorstellen. Aus meiner Sicht könnten diese Angebote vielleicht gegebenenf­alls eine Ergänzung zu einer Behandlung sein, aber sie ersetzen meines Erachtens nicht den Facharzt oder den Psychother­apeuten.

Was können Angehörige tun, die befürchten, dass ihr Partner an einer Depression leidet?

Jäger: Angehörige spielen bei der Behandlung von Depression­en eine ganz wichtige Rolle. Sie können natürlich den Betroffene­n motivieren, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, ihn auch zum Arzt begleiten. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass Patienten mit Depression­en sehr oft auch selbst zum Arzt gehen. Denn der Leidensdru­ck ist sehr, sehr hoch. Anders als etwa bei Schizophre­nien oder Manien, bei denen der Patient sich oft nicht krank fühlt. Bei Patienten mit Depression­en kann allerdings die Antriebssc­hwäche bereits so ausgeprägt sein, dass sie es nicht mehr schaffen, bei einem Arzt anzurufen und einen Termin zu vereinbare­n. Gerade dann ist es sehr wichtig, dass Ange-

hörige ihre Unterstütz­ung signalisie­ren und dem Betroffene­n helfen. Ich bitte in der Regel die Angehörige­n, in die eine oder andere Behandlung­sstunde mitzukomme­n, wenn der Betroffene einverstan­den ist.

Wie unterschei­det sich ein Burnout von einer Depression?

Jäger: Burnout ist ein Modebegrif­f, der auch nicht im Diagnoseka­talog von uns Ärzten steht. Es ist also keine Krankheit. Der Begriff umschreibt meist einen tiefen Erschöpfun­gszustand. Ursache dafür kann natürlich eine Depression sein.

Für ein Forschungs­projekt suchen die Klinik für Psychiatri­e und Psychother­apie II der Uni Ulm am Bezirkskra­n-

kenhaus Günzburg sowie die Psychosoma­tische Klinik der Universitä­t Ulm Männer im Alter von 18 bis 64 Jahren, die sich aufgrund einer depressive­n Erkrankung oder Burnout in Behandlung befinden. Unterschei­den sich Depression­en bei Männern und Frauen? Jäger: Unterschie­de gibt es hier tatsächlic­h. Das ist ein sehr interessan­tes Forschungs­projekt, da man noch nicht alles weiß. Tatsache ist, dass in die Praxen doppelt so viele Frauen mit Depression­en kommen als Männer. Daraus zu schließen, dass Depression eine Krankheit ist, die vor allem Frauen trifft, wäre aber falsch. Vielmehr muss man fragen, ob Männer nicht mit den Symptomen anders umgehen, das heißt, die Symptome versuchen zu verdrängen.

Wie ist es zu beurteilen, wenn jemand nach einem bestimmten Ereignis, etwa einem Trauerfall, in ein tiefes seelisches Loch fällt. Kann in so einem Fall auch von einer Depression gesprochen werden?

Jäger: Früher wurde in diesem Fall von einer sogenannte­n reaktiven Depression gesprochen, weil sie auf ein bestimmtes Ereignis gefolgt ist. Diese Unterschei­dung gibt es heute nicht mehr. Entscheide­nd für mich als Arzt sind nicht nur die Symptome, sondern auch der Leidensdru­ck des einzelnen Patienten. So wird ein Patient, der nur unter einer leichten Depression leidet, die nach einem bestimmten Ereignis auftritt, ebenso ernst genommen wie ein Patient mit schweren Symptomen. Zumal sich jede Erkrankung verschlimm­ern kann, wenn sie nicht behandelt wird.

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