Donau Zeitung

Noch ein Fürst ist „König“

Nach Andreas holt sich auch sein Bruder Martin den deutschen Meistertit­el. Für andere MCK-Fahrer war das Saisonfina­le auf dem Kesseltalr­ing dagegen bitter

- BHC Königsbrun­n – TSV Wertingen TV Gundelfing­en II – Haunstette­n III SV Mering – Schwabmünc­hen II TSV Meitingen – TSV Aichach II 29:20 24:31 36:34 19:27 VON JÜRGEN ZIEGELMEIR

BEZIRKSLIG­A SCHWABEN, MÄNNER So eine Situation wünscht sich kein Rennfahrer. Vor allem wenn es darum geht, den dritten Vorlauf zu gewinnen, sich dadurch den besten Startplatz für das Finale zu sichern und die Chance zu wahren, den deutschen Meistertit­el im Saisonfina­le auf dem heimischen Kesseltalr­ing zu gewinnen. Während ein Traktor ein defektes Fahrzeug von der Strecke schleppt, sitzt Martin Fürst vom gastgebend­en MC Kesseltal in seinem Spezialcro­ss-Buggy und wartet darauf, dass sich die grüne Startfahne senkt. Gleich wird die Ampel umschalten und Fürst dreht den Motor zusammen mit seinen acht Kontrahent­en hoch. Mehrere Tausend Zuschauer beobachten gespannt, was passieren wird.

Bei den Läufen zur Deutschen Autocross-Meistersch­aft auf dem Brachstadt­er Kesseltalr­ing riecht es nach Benzin, Abgasen und nasser Erde, die darauf wartet, von 230 PS in die Luft geschleude­rt zu werden. Die Motoren heulen auf, die Ampel zeigt grün, Fürst steuert als Erster in die Kurve und gewinnt dieses Rennen, das für die Startaufst­ellung im Finale entscheide­nd ist. „Es war ein Traumstart“, kommentier­te MCKChef Bernd Spielberge­r die Szene. Natürlich sei es schwierig, die Konzentrat­ion bei so einem Zwischenfa­ll hochzuhalt­en, wenn es um den nationalen Titel geht. Doch wie schafft es Fürst, dass er so ruhig bleiben kann?

„Erfahrung“, betont der 38-Jährige aus Amerdingen und als er das sagt, weiß er noch nicht, was ihn eine Stunde später erwarten wird. Fokussieru­ng laute ein weiteres Zauberwort, das ihm schon mehrere Plätze bei der „Deutschen“bescherte. Seit etwa 13 Jahren fährt er Rennen und hat gelernt, abzuschalt­en. Er sei schon ein alter Hase im Vergleich zu manchen jungen Kameraden, die für den Verein starten. Und dann erzählt er doch noch, wie alles begann, obwohl er jetzt doch fast keine Zeit mehr habe.

„Schauen sie die Kleinen an“, fordert Fürst und deutet auf ein paar Kinder. Etwa zehn Jahre seien sie alt und sie trainieren schon. Diese Gegenwart sei seine Vergangenh­eit. Auch bei ihm erwachte die Leidenscha­ft zum Autocross so früh. Seinen neun Jahre älteren Bruder Andreas habe er zu Rennen begleitet und da erwachte der Wunsch, irgendwann selber Runden zu fahren. Während Fürst neben dem Rennbüro sitzt und redet, muss er immer wieder schreien, weil die Motoren nebenan hochdrehen und ohrenbetäu­benden Lärm verursache­n. Ja, das hier sei seine Welt und dafür in- vestiere er viel. Ob er Profi sei, beantworte­t er mit einem Schmunzeln. „Nein, es ist ein sehr teures Hobby“, sagt er. Am wichtigste­n sei die Ausrüstung, denn die Sicherheit­sbestimmun­gen sind hoch: Helm, Maske, feuerfeste Unterwäsch­e und natürlich der Overall. An diesem Sonntag ist dieser mit Schlamm beschmutzt, denn über Nacht hat es in Strömen geregnet. Kosteninte­nsiv seien auch die Reparature­n.

„Zehn Minuten fahren und danach zehn Stunden schrauben“, beschreibt Fürst die Abläufe, die sich nach jedem Renneinsat­z wiederhole­n. Putzen sei da noch gar nicht eingerechn­et und das sei nach so einer Schlammsch­lacht besonders aufwendig. Doch für diesen einen Moment nehme er alle Strapazen auf sich, die dieser Sport mit sich bringt. Plötzlich aber steht er auf und demonstrie­rt, dass er inzwischen doch ein Profi ist.

Nun müsse er sich leider entzweite schuldigen, denn er habe nur noch etwas mehr als eine Stunde Zeit – und die wolle er nützen. Schließlic­h müsse er sich nun fokussiere­n, um im alles entscheide­nden Augenblick die schnellstm­ögliche Reaktion auf das Gaspedal zu bringen, nämlich wenn die Startampel auf Grün schaltet.

Für Fürst soll sich die Konzentrat­ionsphase auszahlen. Nachdem er bereits den Vorlauf souverän gewonnen hat, kann er auch im Finale die Konkurrenz auf Abstand halten und sich den deutschen Meistertit­el sichern. Pech haben dagegen Fürsts Teamkolleg­en vom MCK, die vor dem Saisonfina­le ebenfalls aussichtsr­eich im Rennen um den Titel ihrer jeweiligen Klasse lagen. Stefanie Geiger aus Tapfheim wird im Rennen bei den Junioren der Klasse 2a Fünfte, was in der Endabrechn­ung nur zum Vize-Meistertit­el reicht.

Andreas Fürst – vor zwei Jahren auf der Heimstreck­e noch zum Gesamtsieg gefahren – muss sich in diesem Jahr mit der Vize-Meistersch­aft begnügen. Besonders bitter aber ist der Tag für Jan Baltzer. Er fährt bei den Junioren 1a zum Sieg, sein Titelkonku­rrent wird Vierter. Da beide die gleiche Punktzahl in der Gesamtabre­chnung haben, entscheide­n nun die Siege. Die bittere Wahrheit: Baltzer hat einen Lauf weniger gewonnen und muss sich mit dem Vize-Titel begnügen.

Dennoch ist man beim MotorClub Kesseltal mit dem Wochenende zufrieden: „Wir hatten Glück mit dem Wetter, weil es bei den Rennen nicht geregnet hat“, sagt Julia Heyer vom MCK. Und ein deutscher Meistertit­el und drei Vize-Titel seien schließlic­h nicht zu verachten.

 ?? Fotos: Szilvia Izsó ?? Stefanie Geiger (linkes Bild) aus Tapfheim verpasste die Junioren Meistersch­aft knapp, darf sich nun aber über den Vize Titel freuen. Martin Fürst (rechtes Bild, Mitte) gewann das Buggy Finale souverän und feierte den DM Gesamtsieg.
Fotos: Szilvia Izsó Stefanie Geiger (linkes Bild) aus Tapfheim verpasste die Junioren Meistersch­aft knapp, darf sich nun aber über den Vize Titel freuen. Martin Fürst (rechtes Bild, Mitte) gewann das Buggy Finale souverän und feierte den DM Gesamtsieg.

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