So sichern Apotheker unsere Versorgung
Manchmal sind Medikamente auch im Landkreis schwer zu bekommen. Ein Problem: Verträge mit den Herstellerfirmen werden nicht gesammelt abgeschlossen. So ergeben sich unterschiedliche Strategien
Landkreis Wer mit einem Rezept die Apotheke betritt, wird in der Regel fest davon ausgehen, diese mit dem gewünschten Medikament zu verlassen. Und falls dieses nicht vorrätig ist, es zumindest am folgenden Werktag zu erhalten.
Doch in manchen Fällen könnte das etwas zu viel Wunschdenken sein. Der Wertinger Apotheker Heinrich Klimesch berichtet von Veränderungen im Alltag seiner Kollegen. Denn in einzelnen Fällen kann es laut Klimesch zu Lieferengpässen kommen. „Hauptursache für Lieferengpässe sind die Rabattverträge,“glaubt Klimesch. Jede einzelne Krankenkasse schließe mit einem Hersteller einen Rabattvertrag über bestimmte Wirkstoffe ab und erhandele sich Rabatte. Die Beträge seien „eines der bestgehüteten Geheimnisse der Branche“.
Patentrechte laufen nach einer Frist von zehn Jahren ab. Viele Medikamente würden heute in Indien oder in China hergestellt. Die Produzenten von „Generika“– Nach- ahmerpräparate, die denselben Wirkstoff wie ein etabliertes Medikament benutzen – sparen sich eigene Investitionen in Forschung und Entwicklung und können damit billiger produzieren. Abweichungen zum ursprünglichen Produkt müssen allerdings sein, das Medikament darf nicht identisch kopiert werden. Meist werden die Zusammensetzung, der Geschmack oder die Optik verändert. Nicht unproblematisch, findet Klimesch. Gerade bei alten Menschen und Kindern könne das zu Problemen führen, etwa dass der Wirkstoff nicht optimal vom Körper aufgenommen wird.
Kommt ein Kunde mit einem Rezept in die Apotheke, muss zunächst geprüft werden, mit welchem Hersteller die jeweilige Krankenkasse einen Rabattvertrag abgeschlossen hat. Die dazu vorgeschriebene Dokumentation sei „ein Riesenaufwand und schluckt viel Arbeit“, ärgert sich Klimesch. Dabei sind die Vorgaben der Krankenkassen bindend – händigen die Apotheker ein anderes Medikament aus, werden sie zur Kasse gebeten.
Immer wieder gibt es Lieferprobleme bei Medikamenten. Lange Zeit waren nur Krankenhausapotheken davon betroffen. Ein Grund dafür war die bevorzugte Beschränkung der Kliniken auf nur eine Version eines Medikaments, um sich günstigere Einkaufsbedingungen und vereinfachte Zeitabläufe in der Pflege zu verschaffen. Heutzutage betrifft es alle Apotheken, sagt Dr. Matthias Schneider aus Dillingen, Sprecher der Apotheken im Landkreis. Er sieht eine der Ursachen in „Produktionsausfällen“und „abnehmender Bedeutung des deutschen Marktes“. Lange Zeit war es etwa schwierig, ein Schilddrüsenmedikament zu erhalten. Ähnliche Probleme mit der Beschaffung gebe es öfter mit Antibiotika. „Aktuell ist ein spezielles Heparinpräparat nicht zu bekommen,“sagt Schneider. Lieferengpässe gäbe es bei dem am häufigsten verordneten Schmerz- und Fiebermittel, Novaminsulfon, bei Herztabletten und bei Grippeimpfstoffen, berichtet Apotheker Klimesch. Auch Blutdrucksenker für Kinder seien immer wieder und teils über Monate hinweg nicht zu bekommen. Derzeit sei statt einer Fünffachimpfung nur eine Sechsfachimpfung zu bekommen. In der Konsequenz müssen sich Eltern für eine abweichende Form der Polioimpfung für ihr Kind entscheiden.
Noch auf dem Markt befindliche Ware wird von den Originalherstellern in Kontingenten verkauft, um einen Export in andere Märkte zu verhindern, berichtet „Apotheke adhoc“, eine Nachrichtenseite für Apotheker mit Sitz in Berlin. „Wenn der Platzhirsch mit den meisten Rabattverträgen ausfällt, sind auch die Lager der Konkurrenz schnell leer gefegt,“so wird die Lage von den dortigen Experten eingeschätzt.
„Die Pharmabranche arbeitet unter Preisdruck,“sagt Dr. Schneider. „Der günstigste Anbieter gewinnt.“Die Schwabenapotheke in Dillingen beliefert in einer Einkaufskooperation sowohl die Kreiskliniken in Dillingen und Wertingen. Um für die Patienten eine möglichst lückenlose Versorgung sicherzustellen, setzt er nach eigener Auskunft auf Verlässlichkeit. „Wir legen Wert darauf, nicht nur den allerbilligsten Anbieter zu nehmen, sondern den zuverlässigsten,“beschreibt Schneider seinen Versuch, den Liepässen ferengpässen zu begegnen.