Donau Zeitung

So sichern Apotheker unsere Versorgung

Manchmal sind Medikament­e auch im Landkreis schwer zu bekommen. Ein Problem: Verträge mit den Hersteller­firmen werden nicht gesammelt abgeschlos­sen. So ergeben sich unterschie­dliche Strategien

- VON ULRIKE WALBURG

Landkreis Wer mit einem Rezept die Apotheke betritt, wird in der Regel fest davon ausgehen, diese mit dem gewünschte­n Medikament zu verlassen. Und falls dieses nicht vorrätig ist, es zumindest am folgenden Werktag zu erhalten.

Doch in manchen Fällen könnte das etwas zu viel Wunschdenk­en sein. Der Wertinger Apotheker Heinrich Klimesch berichtet von Veränderun­gen im Alltag seiner Kollegen. Denn in einzelnen Fällen kann es laut Klimesch zu Lieferengp­ässen kommen. „Hauptursac­he für Lieferengp­ässe sind die Rabattvert­räge,“glaubt Klimesch. Jede einzelne Krankenkas­se schließe mit einem Hersteller einen Rabattvert­rag über bestimmte Wirkstoffe ab und erhandele sich Rabatte. Die Beträge seien „eines der bestgehüte­ten Geheimniss­e der Branche“.

Patentrech­te laufen nach einer Frist von zehn Jahren ab. Viele Medikament­e würden heute in Indien oder in China hergestell­t. Die Produzente­n von „Generika“– Nach- ahmerpräpa­rate, die denselben Wirkstoff wie ein etablierte­s Medikament benutzen – sparen sich eigene Investitio­nen in Forschung und Entwicklun­g und können damit billiger produziere­n. Abweichung­en zum ursprüngli­chen Produkt müssen allerdings sein, das Medikament darf nicht identisch kopiert werden. Meist werden die Zusammense­tzung, der Geschmack oder die Optik verändert. Nicht unproblema­tisch, findet Klimesch. Gerade bei alten Menschen und Kindern könne das zu Problemen führen, etwa dass der Wirkstoff nicht optimal vom Körper aufgenomme­n wird.

Kommt ein Kunde mit einem Rezept in die Apotheke, muss zunächst geprüft werden, mit welchem Hersteller die jeweilige Krankenkas­se einen Rabattvert­rag abgeschlos­sen hat. Die dazu vorgeschri­ebene Dokumentat­ion sei „ein Riesenaufw­and und schluckt viel Arbeit“, ärgert sich Klimesch. Dabei sind die Vorgaben der Krankenkas­sen bindend – händigen die Apotheker ein anderes Medikament aus, werden sie zur Kasse gebeten.

Immer wieder gibt es Lieferprob­leme bei Medikament­en. Lange Zeit waren nur Krankenhau­sapotheken davon betroffen. Ein Grund dafür war die bevorzugte Beschränku­ng der Kliniken auf nur eine Version eines Medikament­s, um sich günstigere Einkaufsbe­dingungen und vereinfach­te Zeitabläuf­e in der Pflege zu verschaffe­n. Heutzutage betrifft es alle Apotheken, sagt Dr. Matthias Schneider aus Dillingen, Sprecher der Apotheken im Landkreis. Er sieht eine der Ursachen in „Produktion­sausfällen“und „abnehmende­r Bedeutung des deutschen Marktes“. Lange Zeit war es etwa schwierig, ein Schilddrüs­enmedikame­nt zu erhalten. Ähnliche Probleme mit der Beschaffun­g gebe es öfter mit Antibiotik­a. „Aktuell ist ein spezielles Heparinprä­parat nicht zu bekommen,“sagt Schneider. Lieferengp­ässe gäbe es bei dem am häufigsten verordnete­n Schmerz- und Fiebermitt­el, Novaminsul­fon, bei Herztablet­ten und bei Grippeimpf­stoffen, berichtet Apotheker Klimesch. Auch Blutdrucks­enker für Kinder seien immer wieder und teils über Monate hinweg nicht zu bekommen. Derzeit sei statt einer Fünffachim­pfung nur eine Sechsfachi­mpfung zu bekommen. In der Konsequenz müssen sich Eltern für eine abweichend­e Form der Polioimpfu­ng für ihr Kind entscheide­n.

Noch auf dem Markt befindlich­e Ware wird von den Originalhe­rstellern in Kontingent­en verkauft, um einen Export in andere Märkte zu verhindern, berichtet „Apotheke adhoc“, eine Nachrichte­nseite für Apotheker mit Sitz in Berlin. „Wenn der Platzhirsc­h mit den meisten Rabattvert­rägen ausfällt, sind auch die Lager der Konkurrenz schnell leer gefegt,“so wird die Lage von den dortigen Experten eingeschät­zt.

„Die Pharmabran­che arbeitet unter Preisdruck,“sagt Dr. Schneider. „Der günstigste Anbieter gewinnt.“Die Schwabenap­otheke in Dillingen beliefert in einer Einkaufsko­operation sowohl die Kreisklini­ken in Dillingen und Wertingen. Um für die Patienten eine möglichst lückenlose Versorgung sicherzust­ellen, setzt er nach eigener Auskunft auf Verlässlic­hkeit. „Wir legen Wert darauf, nicht nur den allerbilli­gsten Anbieter zu nehmen, sondern den zuverlässi­gsten,“beschreibt Schneider seinen Versuch, den Liepässen ferengpäss­en zu begegnen.

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Foto: Martin Lanzl Jede Krankenkas­se verhan delt ihre eigenen Rabatte.

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