Dillingen und Lauingen als literarische Schauplätze
Anton Hirner stellt sein Heinz-Piontek-Album im Lauinger Rathausfestsaal vor
Lauingen Der schwankende Bekanntheitsgrad des Dichters Heinz Piontek (1925–2003) belegt überzeugend, dass der Schriftstellerruhm sehr stark vom wechselnden Zeitgeschmack und von ideologienahen Trends abhängig ist. Nun soll der Dichter in Lauingen – mindestens für einen Abend – wieder aufleben.
Piontek lebte von 1947 bis 1961 in Lauingen und Dillingen. Für den Lyriker, Romancier und Essayisten Piontek war die Schriftstellerei auch während der ideologisierten Strömungen um 1968 kein Instrument des politischen Tagesgeschäfts. Er war nie Mitglied der Gruppe 47. Im Gedicht „Wohin die Reise geht“stehen die Zeilen: „Aber was heißt: Immer der Nase nach? / frag ich die haken- / schlagende Zeit.“
Die Leben in den beiden Donaustädten förderte Pionteks Kreativität. Die Erfolge blieben nicht aus. 1960 wurde er Stipendiat der Villa Massimo in Rom, erhielt 1976 den Georg-Büchner-Preis, seine Gedichte erschienen in überregionalen Zeitungen und wurden in viele Schulbücher übernommen. Aber im heutigen literarischen Betrieb droht der Name des Dichters zu verblassen. Nicht einmal jedem Deutschlehrer ist er vertraut.
Dagegen stemmt sich seit Jahren der Lauinger Anton Hirner. Er gründete das Heinz-Piontek-Museum in Lauingen, beschäftigt sich kontinuierlich mit dem Werk des Dichters und macht die Ergebnisse seiner Entdeckungen der Öffentlichkeit zugänglich. Das geschieht auch am Donnerstag, 12. Oktober, um 19.30 Uhr im Lauinger Rathausfestsaal. Unter dem Titel „Heinz Piontek: Ein biographisches Album“verdeutlicht Hirner den Zusammenhang von Leben und Werk des Dichters.
Im powerpointgestützten Vortrag wird der Einfluss der Donaulandschaft auf das frühe Werk des Dichters untersucht, erinnert wird an die frühen Wegbegleiter und Mentoren, es folgt ein Überblick über Pionteks Reisen, Auszüge aus Kritiken und Laudationes zeichnen ein lebendiges Bild des vielfachen Preisträgers, und schließlich vermittelt Hirner einen Überblick über Pionteks Briefkontakte mit Verlagen. Insbesondere auf diesem Gebiet sind an diesem Abend viele neue Erkenntnisse zu erwarten.
Der Dichter hat sich auch nach seiner Übersiedlung nach München im Jahre 1961 mit Lauingen und Dillingen eng verbunden gefühlt. Der 1925 in Kreuzburg/Oberschlesien geborene Piontek hatte 1943 die Schulausbildung in seiner Heimatstadt abbrechen müssen, weil er zum Militär einberufen wurde. 1945 geriet er in Bayern in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung verdiente er seinen Lebensunterhalt als Arbeiter in einem Steinbruch in der Oberpfalz und als Bauarbeiter in München. Nachdem er 1947 nach Lauingen übersiedelt war, holte er das Abitur nach und studierte anschließend drei Semester Germanistik an der damaligen Philosophisch-Theologischen Hochschule in Dillingen. Schon ab 1948 konnte er sich als freier Schriftsteller bezeichnen, weil seine Veröffentlichungen einen sehr positiven Widerhall auslösten. In seiner Lauinger und Dillinger Zeit entstanden die Lyrik- und Erzählbände „Die Furt“(1952), „Die Rauchfahne“(1953), „Vor Augen“(1955), „Wassermarken“(1957), „Buchstab, Zauberstab“(1959) und „Bäume im Wind. Bruder und Bruder“(1961).
Wie der Dichter später berichtete, erschienen ihm Dillingen und Lauingen 1947 wie „Traumstädte“. Im Roman „Dichterleben“(1976) hat der Autor den Donaustädten ein Denkmal gesetzt, indem er den Romanhelden Achim Reichsfelder als eng verbunden mit „Dissingen“charakterisiert. Im poetischen Bild dieser Stadt mit verfremdetem Namen werden Szenerien aus Dillingen und Lauingen zusammengefügt. Termin Wer mehr über Leben und Werk von Heinz Piontek erfahren will, kann am Donnerstag,
12. Oktober, den Vortragsabend im
Lauinger Rathaus festsaal besuchen. Im Anschluss führt Anton Hirner die Be sucher auch durch das Lauinger Heinz Piontek Museum. Das kleine Foto rechts zeigt ein Gemälde des Künstlers Lothar Schätzl.