Schwäbischer und schwedischer Hintersinn
Mehlprimeln sind in Unterliezheim und philosophieren über den „Weltgeistfunken“
Unterliezheim Ein unterhaltsamer Abend war garantiert – das wussten die zahlreichen Besucherinnen und Besucher des Kabarettabends mit den Mehlprimeln im Saal der Klosterbräu-Gaststätte in Unterliezheim. Reiner und Dietmar Panitz stehen schließlich seit 45 Jahren für hintersinniges, oft humorvolles, manchmal auch scharfzüngiges Kabarett, garniert mit anspruchsvollen musikalischen Elementen echter Volksmusik und gelegentlich auch klassischer Musik.
All dies wurde den Gästen in der Klosterbräu, unter ihnen auch Landrat Leo Schrell mit seiner Gattin, von den beiden Brüdern in Fülle geboten. Franz Jall, der Schatzmeister des Vereins „DLG – Kultur und Wir e.V.“, begrüßte die Gäste, dankte dem Hauptsponsor des Abends, Bernd Schrell, und kündigte einen unterhaltsamen, vergnüglichen Kabarettabend an. Das ließen sich die Panitz-Brüder nicht zweimal sagen. Bereits im ersten Teil ihres aktuellen Programms „Weltgeistfunken“boten sie genügend Anklänge an die derzeitigen politischen Herausforderungen, sei es in Deutschland selbst oder auch darüber hinaus.
Die Lachmuskeln strapazierten sie daneben mit ihren zeitlosen Hits wie den „Fliegenden Untertassen“oder einer köstlichen Parodie eines „Volksmusiktages für Jugendliche“, frei nach dem Motto: „Wir waren die Einzigen, die da waren!“Den zweiten Teil des Abends gestalteten Reiner und Dietmar Panitz zu großen Teilen als Reminiszenz an den schwedischen Sänger und Komponisten Carl Michael Bellmann. In seiner skandinavischen Heimat hochverehrt, lebte dieser in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Ihm, dem zahlreiche Lieder über Liebe und Leidenschaft, über Schwelgen bei Essen und Trinken, aber auch über Armut, Leid und Tod zugeschrieben werden, widmeten die Mehlprimeln ihre zuletzt erschienene CD.
Darauf enthalten ist auch das Lied „So trolln wir uns ganz fromm und sacht“, das die beiden ebenso wie vor ihnen unter anderem schon Fredl Fesl oder Hannes Wader live großartig interpretierten. Hintersinn und Gesellschaftskritik blitzte auf, als das Lied „Schmetterlinge taumeln trunken“Anklänge aus der Gegenwart erhielt und mit Abgaswolken und tödlichem Gift garniert wurde. Und auch die digitale Jetztzeit wurde einer satirischen Betrachtung unterzogen, als es unter anderem hieß: „Als Grabbeigabe legt man nun die Festplatte mit ins Grab - und der ganze Friedhof wird verlinkt …“
Mit der „Gschicht vom glernten Brotzeitmacher“und der „Liebe in Zeiten des Dosenpfands“schlossen sich heitere Episoden, garniert mit feiner Ironie, an. Und nach einem Ausflug in die Liebestragödien der Tierwelt, in welcher der Keiler Horst die Sau nicht bekommt, die er gerne hätte, und der Menschen („Mein Weib will mich verlassen“) forderten die Besucher die beiden Protagonisten auf der Bühne vehement auf, mehr als nur die versprochenen beiden Zugaben zu bieten. Mit mehreren Liedern, natürlich auch mit sarkastischen Untertönen, und schließlich mit einem Potpourri, in dem sie einmal mehr ihre musikalische Virtuosität unter Beweis stellten, boten Reiner und Dietmar Panitz einen fulminanten Abschluss eines gelungenen Abends.