Klamotten für den guten Zweck
Die Einnahmen aus dem Lauinger Kinderkleiderbasar gehen an die Kartei der Not. In zweieinhalb Stunden kamen rund 800 Menschen. Die Organisatorin hat eine Erklärung, weshalb der Basar so beliebt ist
Lauingen Flink schneidet Maximilian Maier die Preisschilder von den Klamotten und entfernt die Kleiderbügel. Der Schüler ist schon erfahren, bereits zum dritten Mal hilft er beim Kinderkleiderbasar in der Lauinger Stadthalle. „Meine Mama hat mich damals mitgenommen und es hat mir von Anfang an viel Spaß gemacht“, sagt er grinsend. Gemeinsam mit Raphael Bär, der auch schon seit einigen Jahren hilft, steht er am Tresen. Zuvor haben sie am frühen Morgen die gebrauchten T-Shirts, Hosen, Mützen und Schals eingeräumt. Auch wenn der Verkauf am Nachmittag abgeschlossen ist, werden sie noch bis in die frühen Abendstunden damit beschäftigt sein, die Stadthalle wieder aufzuräumen. Dass sie dabei etwas Gutes tun, ist ihnen durchaus bewusst. Denn die Einnahmen fließen an die Kartei der Not, das Leserhilfswerk unserer Zeitung. Die Einnahmen ergeben sich aus dem Listenpreis, den die Verkäufer bezahlen und zehn Prozent vom Verkaufspreis, die zusätzlich aufgeschlagen werden. Insgesamt 43 Kinder und Jugendliche zwischen vier und 17 Jahren tragen zum reibungs- losen Ablauf bei, verrät Organisatorin Gabi Miller. „Vielen ist gar nicht bewusst, dass im Hintergrund so viele Kinder mithelfen“, sagt sie. Probleme gäbe es bei der langen Zeit, die die Kinder arbeiten, nie. Denn jedes von ihnen ist mit Herzblut dabei. In den 26 Jahren, die es den Kinderkleiderbasar in Lauingen schon gibt, wurde vielen bedürftigen Kindern geholfen. Mal wurden die Einnahmen an Kindergartenprojekte gespendet, mal an diverse Schulprojekte. Dieses Jahr werden mit dem Geld, das an die Kartei der
fließt, womöglich Schulartikel in bedürftigen Familien bezuschusst.
Auch über die Besucherzahl ist Gabi Miller erstaunt. Knapp 800 Leute seien in den zweieinhalb Stunden, in denen der Verkauf stattfand, gekommen. Miller vermutet, warum: „Es ist immer weniger Geld in den Familien da und die Klamotten und andere Sachen, die man für die Kinder braucht, werden immer teurer. Alleine für einen neuen Kinderwagen zahlt man ja schon fast 1000 Euro.“Auch die gibt es hier gebraucht zu kaufen. Genau so wie Spiele für Kinder. Der Dillinger Udo Olejnik stöbert mit seinem Sohn Timo durch die Spieleabteilung. Schon nach kurzer Zeit hüpft Timo glücklich in die Luft und hält ein Spiel der „Wilden Kerle“in den Händen. Spielzeug kauften sie häufig auf Flohmärkten, sagt Udo Olejnik. „Uns gefällt es sehr gut, dass es so übersichtlich gestaltet ist“, lobt er den Aufbau.
Unterdessen ist eine Bergheimerin auf der Suche nach einer kuscheligen Wintermütze für ihre Nichte. Während sie mehrere verschieden-farbige Mützen vom Ständer nimmt und wieder zurücklegt, sagt sie: „Man kann hier in Ruhe schauen, das ist schön. Was das Ganze noch besser macht, ist ja, dass man hier noch für einen guten Zweck einkauft.“Auch sie stelle fest, dass neue Kinderkleidung immer teurer werde. Deswegen kauft sie mittlerweile sehr oft gebrauchte Sachen auf Flohmärkten. Selbst habe sie auch schon noch gut erhaltene Kleidung von ihrem Sohn verkauft, aus der er rausgewachsen ist. „Deswegen braucht man das ja nicht wegzuschmeißen“, sagt sie.
Gabi Miller vermutet, dass der komplett anonyme Verkauf über die Liste für viele attraktiv ist. 10 000 Nummern haben die Organisatoren in diesem Jahr ausgegeben. Gebrauchte Artikel hätte es noch weit mehr gegeben. „Aber dann wäre es zu überladen“, sagt Miller. Die helfenden Kinder und Jugendlichen werden nach diesem Tag mit einem kleinen Taschengeld belohnt. Für Gabi Miller dauert es nicht mehr lange, bis sie mental beim Basar 2018 ist: Im Dezember geht bei ihr und ihrem Organisationsteam die Vorbereitung wieder los.