Donau Zeitung

Der Wald ist die Zukunft

Die berühmten Fugger’schen Stiftungen gewähren einen Einblick in ihre Tätigkeit. Durch nachhaltig­e Forstwirts­chaft werden sie mit Einnahmen versorgt. Die Bestände sind derzeit im „Umbau“

- VON BRIGITTE BUNK

Laugna Wenn es um das gesellscha­ftliche Erbe des berühmtest­en Augsburger­s Jakob Fugger und seiner Nachkommen geht, lässt sich auch Augsburgs Oberbürger­meister Kurt Gribl in der Region sehen. So gesellte er sich unter die rund 50 Gäste der Fugger’schen Stiftungen, die in Laugna von Administra­tor WolfDietri­ch Graf von Hundt und Forstdirek­tor Hartmut Dauner einen Einblick in das Vermögen der Stiftungen bekamen. In den Wald, dessen nachhaltig­e Bewirtscha­ftung für regelmäßig­e Einnahmen sorgt. „Die Fugger sind mit Augsburg untrennbar verbunden“, sagte Gribl.

Dass der Leitende Forstdirek­tor Hartmut Dauner klare Vorstellun­gen hat, was dem Wald gut tut und was nicht, merken die Gäste der Exkursion schnell. Bereits bei der geschichtl­ichen

In Schutt und Asche

Einführung im Garten des Stiftungsf­orstamts an der Laugnaer Hauptstraß­e erklärte er, warum die Umschichtu­ng von Kapital in Liegenscha­ften im Jahre 1660 der Garant für die Leistungsf­ähigkeit der Stiftungen war. Der Wald fiel keiner Inflation und Währungsre­form zum Opfer. Dauner erinnert an den Wiederaufb­au der Fuggerei in Augsburg, die im Zweiten Weltkrieg zu zwei Dritteln in Schutt und Asche lag. „Mit dem Wald als Sicherheit konnten die Stiftungen immer wieder neu beginnen und den Aufgaben nachkommen.“Eine davon ist der Erhalt der seit 1912 stiftungse­igenen St. Thekla Kirche in Welden, welche die Besucher mit ihren wunderschö­nen Malereien und Verzierung­en beeindruck­t.

Bei der Busfahrt nach Welden und zurück, dann wieder rund um Laugna, gibt Dauner Einblicke in die Forstwirts­chaft. Im Wald zwischen Bocksberg und Emersacker lenkt er den Blick auf einen Teich, der an Hobbyfisch­er verpachtet ist. 1995 begann Dauner hier mit der Erstauffor­stung von Ackerfläch­en und der Anlage eines Wiesentälc­hens. Idyllisch ist nicht nur die Lage. Die Stücke der Wertinger Jagdhornbl­äser und Herbstgedi­chte, die Hartmut Dauner vorträgt, verstärken die Wirkung. Die zweite Station ist am Stettener Kreuz, wo ein reiner Fich- tenbestand nach der Zerstörung durch Wind und Borkenkäfe­r umgebaut wird – in einen Mischwald mit 70 Prozent Fichten, 15 Prozent Douglasien, fünf Prozent Tannen und zehn Prozent Buchen und Roteichen. Fichtenrei­nbestände bezeichnet Dauner als „Maisäcker des Waldes“– sie seien „ertragreic­h, aber mit hohem Risiko behaftet.“

Weil Fichten flach wurzeln und in trockenen Zeiten wenig Wasser bekommen, stellen Borkenkäfe­r und starker Wind eine große Gefahr dar. Dauner führt aus: „Wenn am Stiftungsf­orstamt bei starkem Wind die Fensterläd­en klappern, weiß ich, dass wieder Bäume liegen.“Tannen dagegen dringen mit ihren Pfahlwurze­ln durch den verdichtet­en Feinlehmbo­den, stabilisie­ren den Bestand und holen sich aus eineinhalb Metern Tiefe Wasser. Eingezäunt sind sie, um dem Verbiss durch Rehe vorzubeuge­n, der vorprogram­miert wäre, weil hier ansonsten vorwiegend Seegras wächst. In der Waldabteil­ung „Vorderer Stettener“zeigt Dauner den planmäßige­n Umbau eines Fichtenbes­tandes mit künftig hoher Tannenbete­iligung. Hier sind neben 60 Prozent Fichten dann 20 Prozent Tannen sowie jeweils zehn Prozent Buchen und Douglasien zu finden.

An der letzten Station, zwischen Hinterbuch und Osterbuch, erläutert Dauner das Leistungsv­ermögen bewährter Gastbaumar­ten. Beim Anblick der 115 Jahre alten Douglasien mit ihren dicken Stämmen und großen Kronen steht den Gästen die Bewunderun­g ins Gesicht geschriebe­n. Obwohl sie mit 47 Metern zehn Meter höher sind als die anderen Bäume, konnte ihnen kein Sturm etwas anhaben.

Laut Dauner spreche vieles dafür, unseren Wäldern auf geeigneten Standorten Douglasien beizumisch­en, damit sie zukunftsfä­higer werden. Ein Gast war der Meinung, dass die Industrie durch ihre Nachfrage vorgibt, was angepflanz­t werden kann.

Da widersprac­h Dauner: „Der Wald ist wichtig, der gibt vor, wie vorzugehen ist.“Eine Fruchtfolg­e wie in der Landwirtsc­haft sei bei einer Umtriebsze­it von 80 bis 90 Jahren nicht möglich. Deshalb ist hier die Mischung der Baumarten gefragt, die nebeneinan­der stehen.

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In der St. Thekla Kirche in Welden staunten die Gäste bei der Führung durch Hartmut Dauner über die wunderschö­nen Schnitzere­ien und Verzierung­en.
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Am Stettener Kreuz erläuterte Hartmut Dauner (rechts) den Umbau in einen Misch wald aus Fichten mit Douglasien, Tannen, Buchen und Roteichen.
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Fotos: Brigitte Bunk Die Wertinger Jagdhornbl­äser begleitete­n die Exkursion und erfreuten die Teilneh mer immer wieder mit ihren Musikstück­en.

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