Einen Einblick in vier Welten
Wertinger Oberstufenschüler präsentieren und besprechen Bücher
Wertingen „Bücher öffnen Welten“, mit diesen Worten beschloss Studienrat Dr. Christian Pöpperl den Abend. Dass dies nicht nur eine abgedroschene Phrase ist, zeigten fünf Zwölftklässler des Gymnasiums Wertingen am Donnerstagabend. Sie luden im Rahmen der Dillinger Kulturtage zum Literarischen Quartett, ganz nach dem Vorbild der gleichnamigen Fernsehsendung von Marcel Reich-Ranicki, in den Musiksaal ein. Die Bücher, die die vier Redner und der Moderator Fabian von Hoch aus Wertingen besprachen, eröffneten einen Einblick in vier Welten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Den Anfang machte Giulia Mörz aus Wertingen mit dem Buch „Die Magie der Namen“von Nicole Gozdek. Der Fantasy-Roman beschreibt eine Welt, in der das ganze Leben eines Menschen durch seinen Namen definiert wird. Dieser entscheidet über den Beruf, den gesellschaftlichen Stand und das Schicksal einer Person.
Dass die Bedeutung des Namens der Hauptperson niemandem bekannt und sein Werdegang somit offen ist, fand Louisa Müller aus Ehingen besonders spannend. Fabian Gärtner aus Rieblingen stimmte ihr zu: „Die Geschichte ist von Anfang bis Ende fesselnd“, sagt der 19-Jährige. Auch Moderator Fabian von Hoch war begeistert: „Diese Welt ist sehr entfernt von unserer Realität, ohne auch nur einmal unrealistisch zu wirken.“
Dies traf auch auf das zweite Buch zu. Fabian Gärtner stellte „Survivor – Grahams Prüfung“von A. R. Shaw vor. Es wird erzählt, wie der Ausbruch eines Grippevirus fast die gesamte Weltbevölkerung tötet und sich die wenigen Überlebenden zusammenschließen. Da die Beschreibungen nicht übertrieben, sondern realistisch wirken, scheinen eine solche Zukunft für die gegenwärtige Welt möglich, sagte Louisa Müller. Auch Giulia Mörz stimmte zu: „Die Autorin beschreibt auf charmante Weise, wie ein normales, alltägliches Leben in einer zerstörten Welt ablaufen würde.“
Dass man sich sehr gut mit den Charakteren identifizieren könne und der postapokalyptische Roman oftmals zu Tränen rühre, erläuterte Marisa Schipf aus Osterbuch. Die 18-Jährige gab mit dem Buch „Wen der Rabe ruft“von Maggie Stiefvater einen Einblick in eine Welt voller Magie. Die Geschichte über das Mädchen namens „Blue“, das den Geist eines toten Jungen sehen kann, stieß nicht bei allen fünf Schülern auf Begeisterung. Am Anfang baue der Autor mit langatmigen Passagen über nebensächliche Themen auf die eigentliche Handlung der Geschichte hin, war sich das Quartett einig. „Die Spannung wird erst spät aufgebaut, verliert sich dann aber leider in zu vielen Nebenhandlungen“, sagte Louisa Müller.
Dass man sich erst in den Roman einlesen müsse, davon war Marisa Schipf überzeugt, doch dann könne man sich vor allem wegen der genauen Ausarbeitung der Protagonisten für dieses Buch begeistern. Dass man auf jeden Fall die weiteren Teile dieser Buchreihe lesen sollte, da das Ende des ersten Bands nicht besonders zufriedenstellend sei, bewerteten alle fünf Schüler gleich.
Das Ende des vierten Buches war den rund 40 Gästen schon bekannt. Madeline Millers „Das Lied des Achill“, das von Louisa Müller vorgestellt wurde, beschreibt die Geschichte des Trojanischen Kriegs. Doch der nach der berühmten Vorlage von Homers „Ilias“geschriebene Roman wird aus der Sicht des jungen Patroklos, der eine Liebesbeziehung mit Achill führt, erzählt. Die durchgehende Erzählweise aus der Ich-Perspektive führe dazu, das Gefühl zu haben, dabei gewesen zu sein, so Louisa Müller. Man kenne zwar den Ausgang der Geschichte, doch durch neue Aspekte und Ausschmückungen sei der Roman dennoch sehr spannend, findet Fabian Gärtner.
Besonders gut gefalle Giulia Mörz, dass das Augenmerk nicht nur auf dem Krieg liegt, sondern auch nebensächliche Handlungen, wie beispielsweise eine laue Lagerfeuernacht, detailreich beschrieben werden: „So entsteht eine ganz neue, gemütliche Stimmung“, sagte die Schülerin.