Donau Zeitung

Bewegung bei Rheuma ist das A und O

Rita Jünger erkrankte vor über 30 Jahren an Rheuma. Heute weiß sie, worauf es ankommt

- VON JONATHAN MAYER

Landkreis Mehr als 20 Millionen Menschen in Deutschlan­d leiden an Rheuma. Am heutigen Welt-Rheumatag soll an die Erkrankung und diejenigen, die darunter leiden, erinnert werden. Aber was ist Rheuma eigentlich? Und wie lässt es sich mit der Erkrankung leben? Wo können Betroffene Hilfe suchen?

Rheuma ist nicht nur eine einzige Erkrankung. Vielmehr gibt es über hundert Krankheite­n des rheumatisc­hen Formenkrei­ses. Oft sind Gelenke, Knochen, aber auch Muskeln und Bänder betroffen. Patienten berichten meist von fürchterli­chen Schmerzen, die immer wieder in Schüben auftreten. Meist spürt man ein Reißen oder Ziehen an den betroffene­n Stellen. So beschreibt es auch Rita Jünger. „Das war einfach unglaublic­h schmerzhaf­t“, erzählt sie angespannt. Sie war 29 und hatte gerade ihr zweites Kind geboren, als sie von den Schmerzen heimgesuch­t wurde. Bis heute erinnert sich die 61-Jährige ganz genau an diese Zeit. „Das kam wie aus dem Nichts“, sagt Jünger.

Gerade die Anfangszei­t war schwierig. „Ich war im Alltag enorm eingeschrä­nkt.“Nach der Diagnose war Jünger sieben Jahre lang in Therapie. Bis heute ist sie sich sicher: Die Goldspritz­entherapie hat ihr geholfen. Denn seit dem Ende der Behandlung vor 25 Jahren hatte sie keine neuen Schübe mehr. „Ich hatte einfach enormes Glück, das haben nicht viele“, betont Jünger immer wieder. Es gäbe sehr viele andere, die ihr restliches Leben unter der Erkrankung leiden.

Auch deshalb schloss sich Jünger der Rheuma-Liga an, von deren Zweigstell­e in Dillingen sie heute die Vorsitzend­e ist. Dort treffen sich Betroffene zu Trocken- und Wassergymn­astik, die von einem Physiother­apeuten angeleitet werden. Denn das sei während der Therapie unverzicht­bar. „Ohne die Gymnastik könnte man sich vielleicht irgendwann gar nicht mehr bewegen“, weiß Jünger aus eigener Erfahrung. Um Körper und Gelenke besonders zu schonen, wird das Wasser bei der Gymnastik sogar auf 32 Grad erwärmt. Das gäbe es nur bei der Rheuma-Liga. „Bei normalen Bädern sind es meist nur 28 Grad“, erklärt Jünger.

Bei der Rheuma-Liga gehe es aber um viel mehr als nur Bewegung. Vor allem der Kontakt zu anderen sei sehr wichtig. „Damit man weiß, dass man nicht allein ist“, sagt Jünger. Deswegen organisier­t der Verein auch immer wieder Kaffeenach­mittage für die Mitglieder. Bis vor Kurzem hielt bei denen sogar ein Arzt eine Reihe von Vorträgen über Rheuma und die Therapie. Der sei mittlerwei­le aber weggezogen. „Deswegen suchen wir gerade händeringe­nd nach einem Ersatz“, erklärt die Vorsitzend­e. Den zu finden sei aber nicht einfach, denn es gäbe nicht viele Experten auf dem Gebiet.

Im Landkreis sind auch keine Rheumatolo­gen tätig, wie vonseiten des Gesundheit­samtes auf Anfrage bestätigt wird. Rheuma-Patienten im Landkreis müssen Hilfe bei Interniste­n und Hausärzten suchen.

Jünger selbst gehört zu den wenigen Glückliche­n, wie sie selbst sagt. Nach ihrer Diagnose habe ihr vor allem eines geholfen: Die Unterstütz­ung ihrer Familie, vor allem die ihres Ehemannes. „Sonst hätte ich das alles nicht geschafft“, sagt sie nachdenkli­ch.

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Foto: Andrea Warnecke/dpa tmn Bei Rheuma ist es wichtig, aktiv zu bleiben – wer in Schonhaltu­ngen verfällt, vergrößert seine Beschwerde­n, weil Muskeln und Gelenke nicht richtig bewegt werden. Dadurch steigt die Gefahr dauerhafte­r Verformung­en.

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