Wie geht es mit der Simonsmühle weiter?
Der Förderverein hat das geschichtsträchtige Gebäude in Blindheim erworben. Wie geht es jetzt weiter?
Der Förderverein hat das alte Gebäude gekauft. Jetzt müssen die Mitglieder einen Investor finden. Und dann?
Blindheim Eine Ferienwohnung mit Rundumblick in die Natur. Ein Urlaubsort mit Flair. Und das mitten auf einem früheren Schlachtfeld. Dr. Arnold Schromm kann es sich bildlich vorstellen. „Man muss es nur dementsprechend bewerben und auf Internetportalen einstellen. Ich bin mir sicher, es gibt keine Probleme, das wirtschaftlich attraktiv zu machen“, sagt er und zeigt auf die grüne Wiese mit weiter Sicht ins Donautal. „Es geht doch auch darum, mehr Leute in unsere Region zu ziehen und wir haben hier schöne Ecken, wo man Urlaub machen kann.“Möglicherweise bald in Blindheim. Mit Übernachtungsmöglichkeit in der Simonsmühle. Schromm: „Wenn ich in den Urlaub fahre, dann will ich doch landestypisch wohnen.“
Von solch einer Nutzung ist die Simonsmühle noch weit entfernt. Das alte, geschichtsträchtige Gebäude kurz vor dem Blindheimer Ortsschild ist aktuell wegen Einsturzgefahr nicht mal betretbar – das ist auf den ersten Blick zu erkennen. Dennoch sind Schromm vom Förderverein zum Erhalt der Simonsmühle, Vorsitzender Dieter M. Schinhammer und Bürgermeister Jürgen Frank erleichtert darüber, dass nun der Verein der neue Besitzer des Gebäudes ist. Wie berichtet, hat der Förderverein nach Jahren des Streites mit der bisherigen EigentümerFamilie einen wichtigen Schritt in Richtung Erhalt des alten Mühlenwohngebäudes gemacht: Nach Wochen der Verhandlungen wurde der Kaufvertrag unterschrieben. Schinhammer: „Es ist die letzte Möglichkeit, das Gebäude zu retten. Bisher waren alle Verhandlungen mit möglichen Investoren zwecklos.“
Mit dem Förderverein als neuem Besitzer, darauf setzt Bürgermeister Frank, soll endlich etwas vorangehen. „Es gibt aktuell keinen konkreten Investor. Aber in zwei Wochen treffen wir uns mit einem Immobilienmakler, der sich auf solche Gebäude spezialisiert hat.“Frank sagt, dass der Verein ein Zwischenkäufer sei, das Gebäude so schnell wie möglich weiterverkauft werden müsse. „Wir können uns eine Sanierung nicht leisten. Darüber brauchen wir nicht reden“, ergänzt Schinhammer. Die finanziellen Mittel des Vereins haben für den Erwerb gereicht – 15 000 Euro für das Gebäude mit tausend Quadratmetern und dem Vorkaufsrecht auf die anschließenden tausend Quadratmeter. „Diesen Preis gibt es noch nicht lange. Wir haben das auch nur zufällig über das Landratsamt erfahren“, erklärt Jürgen Frank. Sonst hätte der Förderverein längst zugeschlagen, sagt er. „Das war plötzlich ein ganz anderer Preis.“Warum es den Preis jetzt gab? Schinhammer sagt: „Man muss noch in diesem Jahr eine Not- vornehmen. Die kostet 20 000 Euro.“Darum kümmert sich der Verein, die Gemeinde Blindheim unterstützt die Arbeiten mit 5000 Euro.
Helmuth Waizmann, der bisherige Eigentümer, sagt, dass er einfach froh sei, dass die Sache vom Tisch ist, „dass ich es los bin“. Jetzt könne er abschließen. „Wenn ein Eigentum keine Freude macht, dann ist das nicht schön. Auch den Behörden hat es keinen Spaß gemacht. Es war ein schönes Grundstück, jetzt ist es zerschlagen“, so Waizmann. 1998 hat er die rund 5000 Quadratmeter große Fläche inklusive Simonsmühle geerbt. Er erzählt, dass er direkt vier Jahre an die Gemeinde vermietet habe, eine Investorsuche erfolglos gewesen sei. Auch der historische Verein habe drei Jahre als Mieter vergeblich gesucht. 2007 war die Simonsmühle erstmals ausgeschrieben, 2014 zum zweiten Mal. Beide Male, so Waizmann, habe sich niemand gemeldet, auch nicht der Förderverein. Eine Schenkung hätten Schinhammer und Co. ebenfalls nicht angenommen. „Erst als der Abbruch nicht mehr zu verhindern war, haben sie sich gemeldet. Aber so ist es jetzt, ich bin froh, dass es erledigt ist.“Er habe keine andere Wahl gehabt, er sei verpflichtet gewesen, das denkmalgeschützte Gesicherung bäude zu unterhalten und das könne er nicht. In den fast 20 Jahren habe er genug Geld reingesteckt. „Es war vor allem nervenaufreibend. Ich bin gespannt, was die neuen Eigentümer jetzt machen wollen.“
Christa Marx von der zuständigen Rechtsabteilung im Landratsamt sagt, dass der Verkauf der Simonsmühle an den Förderverein positiv sei. Der Förderverein sei vor Jahren schließlich genau zu dem Zweck, das bedeutende Baudenkmal zu erhalten, gegründet worden.
Dies bedeute allerdings, dass der Förderverein, ebenso wie jeder andere Eigentümer eines Baudenkmals, nach dem Gesetz verpflichtet sei, das Baudenkmal instandzuhalten. Nachdem sich die Simonsmühle aktuell in einem schlechten baulichen Zustand befinde, werde der neue Eigentümer zunächst Notsicherungsmaßnahmen ergreifen müssen, um einem weiteren Verfall des Gebäudes entgegenzuwirken. „Welche Maßnahmen dies sind, wird das Landratsamt zusammen mit dem Verein in den nächsten Tagen nach einem Ortstermin festlegen“, so Marx.
Der Abbruchantrag des Voreigentümers liegt nach wie vor beim Landratsamt und hat sich allein durch den Eigentümerwechsel nicht automatisch erledigt. „Wir gehen aber davon aus, dass der Voreigentümer den Antrag nach entsprechender Aufforderung zurücknehmen wird.“
Im ersten Schritt muss der Förderverein sich nun um die Notsicherung kümmern, dann einen Investor finden und letztendlich hoffen – darauf, dass mit dem künftigen Besitzer die Zusammenarbeit besser läuft und wie Bürgermeister Frank sagt: „Vielleicht aus einem Schandfleck ein Aushängeschild gemacht wird.“
Im besten Fall mit kulturhistorischer Nutzung, wünscht sich Schromm. „Es ist ein historisches Gebäude, das an das weltbedeutende Ereignis, die Schlacht von 1704, erinnert. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal und so der wichtigste Grund zum Erhalt. Hätte man die Simonsmühle abgerissen, würden die Blindheimer als Kulturbanausen dastehen.“» Kommentar