Was der Schorsch so alles denkt
Ab morgen bereichert ein meinungsfreudiger Schwabe die Donau-Zeitung. Wir stellen ihn schon mal vor
Schorsch, schön, dass Du da bist. Morgen wirst Du uns auf Schwäbisch auf der ersten Lokalseite der DonauZeitung erzählen, was Dich gerade bewegt – und künftig wird das dann einmal im Monat sein. Sag mal: Was macht eigentlich den typischen Schwaben aus?
Schorsch: Griaß de! Woisch, den oina, den typischa Schwaub – dean gibt’s eigentlich gar et. D’r Schwaub tritt in Variationa auf. Es gibt eaba Sottige ond Sottige, ond a jeder für sich isch einmalig. Des isch doch wirklich einmalig, odr? Weil: D’ Württaberger sagat, mir send Bayern, ond d’ Bayern sagat, mir send Schwauba. Des isch mir aber wurscht. Weil onser Trick isch, dass mir boides sind, Bayern ond Schwauba. Ond mir vereinat des Beschte aus boide Welta in ons.
Wie würdest Du die schwäbische Sprache charakterisieren?
Schorsch: Hmmm. Meiii. Lass a kloins bissle überlega ... Jetzt woiß i’s. Mir nemmat ons Zeit zom Schbrecha. Des beinhaltet die Möglichkeit zum Nauchdenka d’rbei. Des isch der groaße Vorteil vom schwäbischa Dialekt.
Wie siehst Du Dich als Schwabe, der des Schwäbischen mächtig ist: Was sind Charakterzüge von Dir? Schorsch: Mei, des sollat besser dia oine odr von mir aus au dia andre beurteila. Blos oins: Schaffa isch koi Fremdwort für mi. Von nix kommt nix. Wobei manchmal isch nix besser als a rechter Schmarra. Aber wia au immer – manchmal isch d’r Blaumann au mei Sonntigshäs, da muass onser Herrgott scho ab ond zua a Äugle zuadrucka.
Fällt Dir außer der schwäbischen Betriebsamkeit noch etwas anderes ein? Schorsch: Ja, et bloss bei mir, sondern au bei viele andre isch des a so, dass mir relativ bescheidene Leit send ond eher au mal tiefschtaplat. I han unter meim Blaumann zom Beischbiel oft au a mal Markenklamotta a, abr dia muass ja net jedr glei seha! Also manchmal vielleicht a weng übertrieba onsra Bescheidenheit. Guggat eich bloß mal dia Franka a. Ständig schreiat se in d’ Welt naus, dass se z’kurz komma dädat. Ond mit was schreiat se naus? Mit Erfolg! Jetzt kriagat die Franka gar a Landesausstellung ond mir hand blos wiedr a Kaninchenausstellung und so Zuig. Mir Leit dau aus onsrer Gegend solltat vielleicht manchmal doch a wenga mehr dazu schtanda. Zu unserm scheana Schwablantis.
Was gefällt Dir an Deinen Mitschwaben?
Schorsch: Schwaben kommt ja a bissle von Schweben. Ond si schwebat übr vielen Dingen. Deshalb hant se au den Mut zur Oifachheit – im ganz positiva Sinn. Des gilt für onsra Schprauch, aber genauso au für onsra Kiche. Ich brauch koin Fernsehkoch, der mir mein Schnittlauch karamellisiert, mein Apfelmoscht reduziert ond nauche no an Ingwer drüberraschplat, Herrschafta! I brauch an Renkel Schwarzbrot, a Leberwurscht ond am Feiertag no a Essiggurk. Des isch oifach ond guat ... Oifach guat – sag i doch.
„Des gibt’s doch gar et“, heißt die neue Rubrik, in der Du mitteilst, was Dich bewegt.
Schorsch: Des isch a wunderschöner Titel. Weil der Ausspruch sowohl a Freid, aber au an Ärger bedeuta ka. Ähnlich wie „A wa“. Wobei ma au boide Aussprüch in direkter Abfolge benutza ka. „A wa, des gibt’s doch gar et!“zum Beispiel oder au anderschrum. Sagat se des mal in d’r sogenannta hochdeutschen Sprache. Da käm dann so ebbes wia: „Erstaunlich, aber ich zweifle die Echtheit dieser Tatsache an.“Des isch grausig.
Hat es in letzter Zeit ein besonderes Ärgernis für Dich gegeben? Schorsch: I muass ehrlich saga, der Donald trumpelt mir scho ganz schea auf de Nerva rom mit seim Getwittere ond dem kendischa Mischt, wo’r verzapft. Aber I muass au sei unterhaltsama Frisur loba – dia sieht a weng so aus, als ob des a Tierpräperator gmacht hätt. Schorsch: Von ebbes Kuriosem – von „Hello Wien“und oim aus Oberliaze.
OSchorsch ist eine Kunstfigur aus dem bayerisch schwäbischen Singspektakel „Schwablantis“des Burgauers Hermann Skibbe.