Die „Hüdde“ist fertig
Im Dezember gehen fünf Aislinger Jungs mit ihrer Idee in den Gemeinderat. Zehn Monate später steht Hinterm Anger 9 eine Hütte – der Traum eines eigenen Jugendtreffs ist wahr geworden
Aislingen Aus zwei alten Baucontainern wird eine Hütte mit nordischem Flair – nur ein grüner Schriftzug hebt sich von der blau-weiß gestrichenen Fassade ab. „Hüdde“steht oberhalb der Eingangstür geschrieben. So lautet der Name des neuen Aislinger Jugendtreffs. Nach mehr als einem halben Jahr Arbeit eröffnen die Jugendlichen ihren eigenen Rückzugsort.
Wer das Häuschen, gebaut aus zwei sechs mal zweieinhalb Meter großen Containern, betritt, dem kommt der Duft von frischer Farbe entgegen. Die Wände sind in Grau gehalten. Eine große Theke mit Holzverkleidung, ein Palettentisch und ein altes Sofa füllen den mit dunklem PVC-Boden ausgelegten Raum. An der Wand steht ein neuer Kamin. „Eine Heizung haben wir nicht“, sagt Martin Sturm. Den Kamin haben die Jugendlichen nicht selbst angebracht. „Schon allein wegen der Brandschutzverordnung“, erklärt Sturm. Bei dem Rest legten sie selbst Hand an. Knapp 35 Helfer haben seit April geschuftet, um aus den alten Containern ein kleines
„Keiner von uns hatte Erfahrungen auf dem Bau. Wir wussten nicht, was auf uns zukommt.“
Lukas Wecker
Traumhaus zu schaffen.
Bis zu dem Ergebnis dauerte es. Zum Beispiel wurde ein Dachstuhl errichtet, sogenannte Sandwichplatten eingebaut und der Boden verlegt. Unter dem Boden liegen eine Folie und Styroporplatten. „Zum Isolieren“, erklärt Sturm. Unterhalb der Decke sind die dicken Balken des Dachstuhls zu sehen. Sonst würde der Raum noch kleiner wirken, sagt der 18-Jährige. Bernhard Sailer habe ihnen bei allem viel geholfen. Genau wie seine Frau Andrea, die Zweite Bürgermeisterin in Aislingen.
Bevor es die „Hüdde“gab, trafen sich die Freunde in der Gartenhütte von Martin Sturm. „Da hat alles angefangen“, sagt der 18-Jährige. Dort wurde die Idee geboren.
In den Nachbarorten wie Holzheim und Weisingen gab es schon einen Ort für Jugendliche. Das wollten die Aislinger auch. Mit ihrem Vorschlag gingen sie zur Gemeinde. Mithilfe von Andrea Sailer und den Räten Stefan Kraus und Stefan We- cker erarbeiteten sie ein genaues Konzept. Das stellten sie dem Gemeinderat vor. Im Zuge des Jugendtreffs wurde Ende Juli der neue Verein „Hüdde Aislingen e. V.“gegründet. „30 Mitglieder haben wir schon“, erzählt Sturm, der zum Ersten Vorsitzenden ernannt wurde. Lukas Wecker ist sein Stellvertreter.
Ursprünglich war geplant, schon Ende Mai zu eröffnen. „Keiner von uns hatte Erfahrungen auf dem Bau. Wir wussten nicht, was auf uns zukommt“, sagt Wecker. Immer seien neue Sachen angefallen. Der 18-Jährige steckt mitten in der Ausbildung zum Krankenpfleger. Genau wie Sturm, der als Konstruktionsmechaniker arbeitet. Neben dem Alltag im Job sei es nicht möglich gewesen, ständig auf der Baustelle zu sein. Einige Tage in der Woche klappte es. Und sonst blieb nur noch das Wochenende. „Seit April waren wir fast jeden Samstag hier.“Viele hätten mitgeholfen – dafür sind die beiden dankbar. Das Resultat macht die Aislinger stolz. „Die nächste Generation wird auch was davon haben“, sagt Sturm. 1500 Quadratmeter beträgt die gesamte Grundstücksfläche. Vor dem Haus gibt es eine große Rasenfläche sowie eine Feuerstelle. Außerdem eine Toilette, eine kleine, selbst konstruierte Küche sowie einen Lagerraum. „Für Bier und was man sonst so braucht“, sagt Lukas Wecker und lacht. Alle sind erleichtert, dass die Zeit des Schuftens vorbei ist. „Wir sind froh, wenn es zum gemütlichen Teil übergeht.“
Einen genauen Plan, wann der Treff geöffnet sein soll, gibt es noch nicht. Sturm sagt: „Wir freuen uns jetzt einfach, dass wir nicht mehr zum Arbeiten herkommen müssen, sondern zum Schwätzen.“
20000 Euro sind im Haushaltsplan der Marktgemeinde vorgesehen. 10 000 Euro mehr als zunächst angedacht. Doch die Summe sei es wert, wenn es um die Investition in die Jugend ginge, sagte Bürgermeister Jürgen Kopriva schon im Juni.
Am Sonntag sind die Türen für alle geöffnet, die einen Blick in die „Hüdde“werfen wollen. Zwischen 14 und 18 Uhr gibt es gegen eine Spende Kaffee und Kuchen.
„Wir freuen uns jetzt einfach, dass wir nicht mehr zum Ar beiten herkommen müssen, sondern zum Schwätzen.“Martin Sturm