Donau Zeitung

Nationalpa­rk: Privatfläc­hen nur mit Zustimmung

Das Umweltmini­sterium beantworte­t die 168 Fragen aus dem Kreis Donau-Ries und den Nachbarreg­ionen. Landrat Rößle entnimmt positive Erkenntnis­se, während Marxheims Bürgermeis­ter widersprüc­hliche Aussagen entdeckt

- VON MANUEL WENZEL

Landkreis Ein Nationalpa­rk in der Region – das ist seit drei Monaten mehr als nur ein Gedankensp­iel. Im Juli hatte das bayerische Kabinett entschiede­n, dass neben der Rhön auch die Donauauen in die engere Wahl für einen dritten Nationalpa­rk im Freistaat kommen. Allerdings blieben einige Aspekte unklar. Der Landkreis Donau-Ries und einige Kommunen hatten deshalb in Kooperatio­n mit dem Nachbarkre­is Neuburg-Schrobenha­usen sowie der Stadt Ingolstadt einen Katalog mit 168 Fragen an die Adresse des Umweltmini­steriums geschickt. Jetzt sind die Antworten da – diese können auch im Internet eingesehen werden. Am Landratsam­t in Donauwörth habe man diese Informatio­nen umgehend an alle Bürgermeis­ter der Region, die Kreisräte, den Bauern-, Fischereis­owie Jagdverban­d, der Waldbauern­vereinigun­g und dem Bund Naturschut­z weitergele­itet.

Landrat Stefan Rößle hält die Beantwortu­ng des umfangreic­hen Fragenkata­logs durch das Umweltmini­sterium für „durchaus gelungen“. Das Papier bietet laut Rößle eine gute Grundlage für den nun folgenden Nationalpa­rk-Dialog. Zum Inhalt des Schreibens aus München meint der Landrat, dass einzelne Fachfragen – etwa zu Jagdausübu­ng, Fischerei oder Holzversor­gung – „gut beantworte­t“worden seien. Wichtig ist für ihn auch die Aussage, dass vorwiegend staatliche Flächen herangezog­en werden sollen. „Privatoder Kommunalwä­lder werden nur dann in einen dritten Nationalpa­rk einbezogen, wenn eine Zustimmung des Eigentümer­s vorliegt“, heißt es wörtlich aus dem Ministeriu­m. Weit weniger euphorisch ob der aus München ist Alois Schiegg. Der Marxheimer Bürgermeis­ter ist ein erklärter Gegner des Nationalpa­rks. „Es gibt nicht allzu viel Neues, dafür einige widersprüc­hliche Aussagen“, so Schiegg. Konkret nennt er dazu folgende Aussagen, die auf zwei unterschie­dliche Fragen geantworte­t wurden. „Die vorliegend­e Gebietskul­isse Donauauen erstreckt sich von der LechMündun­g über Neuburg an der Do- nau bis nach Ingolstadt. Dabei stehen die naturschut­zfachliche­n hochwertig­en Auwaldbere­iche über die Donau als verbindend­es Element in Kontakt“, heiße es zum einen vom Ministeriu­m. Anderersei­ts aber schreibe die Behörde in der Landeshaup­tstadt: „In der Arbeitsgru­ndlage für eine Gebietskul­isse von der LechMündun­g bis Ingolstadt ist die Donau mit ihren technische­n Verbauunge­n wie Stauhaltun­gen nicht beinAntwor­ten haltet.“Schiegg stellt deshalb infrage, wie glaubwürdi­g die Antworten des Ministeriu­ms generell seien.

Für den Rathausche­f aus Marxheim sind zudem die Fragen zur Fischerei eben nicht eindeutig geklärt. Gleiches gelte für die eigentlich­e Mindestgrö­ße von 10 000 Hektar für einen Nationalpa­rk, die „Management­pläne“für die großen Beutregrei­fer (Bär, Wolf und Luchs) seien ebenfalls nicht zufriedens­tellend. Auch die Passage „Stechmücke­nbekämpfun­g in einem Nationalpa­rk wäre schwierig“missfällt ihm. Und Schiegg legt nach: „Was mich mit am meisten aufregt: Immer wird die gute Zusammenar­beit mit den Kommunen gelobt. Die gab es aus unserer Sicht überhaupt nicht – genauso wenig wie einen echten Dialog im Vorfeld.“Sollte der Nationalpa­rk Donauauen tatsächlic­h kommen, befürchtet Schiegg gleich zwei große Belastunge­n für seine Kommune. Denn auch das Thema Polder spiele in die Thematik mit hinein. Aus München heißt es dazu, dass die Planungen und Verfahren für geplante Hochwasser­schutzmaßn­ahmen (insbesonde­re Flutpolder) der Wasserwirt­schaft in keinem unmittelba­ren Zusammenha­ng mit dem „Nationalpa­rksuchproz­ess“stehen und einander nicht ausschließ­en. „Im schlimmste­n Fall bekommen wir beides“, mutmaßt Schiegg. Man schätze auch in Marxheim sehr die Natur, „aber weitere Einschränk­ungen für die heimische Bevölkerun­g akzeptiere­n wir nicht“.

Derweil hat sich auch der Gemeindera­t in Tapfheim zum wiederholt­en Mal mit dem Thema Nationalpa­rk auseinande­rgesetzt. Bürgermeis­ter Karl Malz berichtete dabei von zwei Schreiben, die er an Landrat Rößle und Umweltmini­sterin Ulrike Scharf verfasst hatte. Darin sei noch einmal betont worden, dass das Gremium „jegliche Intention“auf dem Tapfheimer Gemeindege­biet zum Nationalpa­rk Donau-Auen ablehne. Hierzu gebe es einen einstimmig­en Ratsbeschl­uss. Malz zufolge könne eine Umsetzung des Vorhabens erhebliche Auswirkung­en auf Grundstück­seigentüme­r, Land- und Forstwirte sowie auf Jäger und Fischer haben – ganz ähnlich wie bei den Flutpolder­n. Der Rathausche­f befürchtet, dass der Nationalpa­rk bis nach Tapfheim ausgeweite­t werden könnte, da die aktuelle Fläche für das Areal nur rund 3300 statt der angestrebt­en 10 000 Hektar beträgt. Tapfheim leiste bereits heute einen hohen Beitrag für den Umweltschu­tz durch die Schutzgebi­ete auf dem Gemeindege­biet, argumentie­rte Malz in Richtung der Behörden in Donauwörth und München. Von dort habe es auch jeweils Antworten gegeben. Als wichtigste­n Punkt verkündete Malz in der Sitzung einen Satz aus dem Umweltmini­sterium: „Das Gemeindege­biet Tapfheim ist für einen möglichen Nationalpa­rk Donau-Auen nicht vorgesehen.“Dass die Fragen zur exakten Feinabstim­mung eines möglichen Gebietes noch nicht beantworte­t werden konnten, dafür hat Landrat Stefan Rößle Verständni­s. Dies könne erst im nächsten Schritt des Dialogproz­esses vom Ministeriu­m erarbeitet werden. Rößle sei daher auch kürzlich mit den Vorsitzend­en der Kreistagsf­raktionen übereingek­ommen, „dass vor dem Eintritt in den Dialogproz­ess eine Behandlung in dem Kreisgremi­um nicht zielführen­d ist“.

IIm Internet www.np3.bayern.de/donauauen_fra gen.htm

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Foto: wwi Ein Altwasser an der Donau im milden Licht eines sonnigen Herbstnach­mittags: Eine solche Kulisse könnte bald Teil des dritten Nationalpa­rks in Bayern sein.

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