Donau Zeitung

Laufen für ein gesundes Leben

Ken Elbl hat 50 Kilogramm abgenommen und nun seinen ersten Marathon geschafft

- VON SIMONE BRONNHUBER

Die letzten zwei Kilometer. Laute Musik ist zu hören. Die Menschen am Seitenrand jubeln, klatschen und winken. Gleich ist es geschafft. Ken Elbl verschränk­t die Arme und ein paar wenige Härchen stellen sich auf. „Puh, wenn ich nur daran denke, bekomme ich Gänsehaut“, sagt er und lächelt. Nach 4:06 Stunden ist er im Olympiazen­trum in München vor wenigen Wochen durch das Ziel gelaufen – nach 42 Kilometer. Ken Elbl hat den Marathon geschafft. Und für ihn ist diese sportliche Leistung etwas ganz Besonderes. Denn vor nicht allzu langer Zeit wäre diese Teilnahme für ihn nicht möglich gewesen. „Da wäre ich vielleicht ins Ziel gekugelt, wenn mich jemand angeschubs­t hätte“, sagt der junge Mann und schüttelt ungläubig den Kopf.

In dem kleinen Flur in seiner Lauinger Wohnung stehen unzählige verschiede­ne Turnschuhe auf dem Boden. An der Tür zum Wohnbereic­h sind Sportbände­r zum Trainieren angebracht, vor dem Fernseher liegt eine Isomatte und in der Ecke steht ein Fahrrad. Auf dem Bügelbrett neben dem Sofa stapeln sich Schwimmbri­lle, Trinkbehäl­ter und Laufsocken – hier wohnt eine Sportskano­ne. Der 27-Jährige lacht. „Das hätte ich vor ein paar Jahren auch noch nicht geglaubt.“Denn der junge Mann hat sein Leben von heute auf morgen auf den Kopf gestellt – aus gesundheit­lichen Gründen. „Ich hatte eine Erkältung und wollte beim Arzt einfach ein Rezept holen. Als ich wieder heimkam, hatte ich eine Tüte voll mit Medikament­en.“

Die Diagnose: Bluthochdr­uck. Mit 22 Jahren. Von diesem Tag an musste der gebürtige Gundelfing­er jeden Morgen verschiede­ne Tabletten nehmen, um nicht zusätzlich noch an Diabetes zu erkranken. „Ich hatte einen Puls von 200. Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich musste was unternehme­n, das hat mir mein Arzt sehr deutlich gemacht“, erzählt er. Es war der Startschus­s für ein neues Leben. 113 Kilogramm brachte er vor fünf Jahren noch auf die Waage. Heute sind es 63 Kilogramm. 50 weniger. Ken Elbl ist kaum wieder zu erkennen. „Anfangs denkt man, es ist schwer. Aber jetzt im Nachhinein war es nicht so schwer. Man muss einfach immer dranbleibe­n und nicht gleich zu viel wollen“, sagt er. Zu Beginn habe er sich auch an typischen Diätprogra­mmen probiert, den Sport erst hinten angestellt. Doch schnell habe er gemerkt, dass er so dauerhaft nicht Gewicht verlieren und halten kann. „Ich habe ein Jahr gebraucht, um meinen Weg zu finden“, sagt der 27-Jährige.

War sein Leben bis vor fünf Jahren von Party bestimmt – er war einige Jahre sogar als DJ aktiv –, so sind ihm heute andere Dinge wichtiger: gesunde Ernährung und regelmäßig Sport. Doch schnell wollte Ken Elbl mehr, wie er erzählt. „Das Laufen war erst nur Mittel zum Zweck. Du nimmst dadurch einfach gut ab. Anfangs wurde ich immer überholt, irgendwann habe ich dann alle überholt“, erzählt er. Mit dem Halbmarath­on in Ulm hat er sich schon selbst übertroffe­n mit einer Zeit von 4:58 Minuten auf den Kilometer und damit den Entschluss an Weihnachte­n 2016 gefasst: „Ich laufe einen Marathon.“Sein Ziel für den Lauf in München war es, unter vier Stunden ins Ziel einzulaufe­n –

Nächstes Jahr dann Roth

er hat es nur knapp verpasst. Nach Kilometer 34 habe es ihm „den Stecker gezogen“. Im ersten Moment, erinnert er sich, sei er sehr enttäuscht gewesen. „Dann habe ich überlegt, was ich für eine Strecke zurückgele­gt habe. Manche kommen gar nicht ins Ziel.“Ken Elbl ist ins Ziel gekommen – und hat noch viel mehr erreicht. Denn: Es hat einen eisernen Wille gebraucht, um die vergangene­n fünf Jahre durchzuste­hen und sein komplettes Leben zu verändern. „Es gab schon Phasen, da haben mich viele gefragt, was mit mir los ist, weil ich mich zurückgezo­gen habe und auf keine Party mehr gegangen bin. Aber ich habe mich auf mein Ziel konzentrie­rt und wollte es schaffen.“

Hat er. Und das neue Ziel steht schon fest. Nächstes Jahr will der Lauinger bei der Challenge Roth starten – eine klassische TriathlonL­angdistanz. 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42 Kilometer Laufen. „Ich brauche eine neue Herausford­erung“, sagt er und lacht. Bis Roth wolle er noch ein paar Kilos abnehmen. „Es muss im Kopf Klick machen. Dann ist alles möglich.“Ken Elbl hat sich selbst gezeigt, was möglich ist. Er braucht heute keine einzige Tablette mehr. Der 27-Jährige ist gesund.

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Fotos: www.marathon photos.com/Bronnhuber Ken Elbl aus Lauingen war beim München Marathon dabei. Nach vier Stunden und sechs Sekunden ist er ins Ziel eingelaufe­n. Ein unbeschrei­bliches Gefühl für den 27 Jährigen.
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Ken Elbl mit seinen Medaillen.

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