Laufen für ein gesundes Leben
Ken Elbl hat 50 Kilogramm abgenommen und nun seinen ersten Marathon geschafft
Die letzten zwei Kilometer. Laute Musik ist zu hören. Die Menschen am Seitenrand jubeln, klatschen und winken. Gleich ist es geschafft. Ken Elbl verschränkt die Arme und ein paar wenige Härchen stellen sich auf. „Puh, wenn ich nur daran denke, bekomme ich Gänsehaut“, sagt er und lächelt. Nach 4:06 Stunden ist er im Olympiazentrum in München vor wenigen Wochen durch das Ziel gelaufen – nach 42 Kilometer. Ken Elbl hat den Marathon geschafft. Und für ihn ist diese sportliche Leistung etwas ganz Besonderes. Denn vor nicht allzu langer Zeit wäre diese Teilnahme für ihn nicht möglich gewesen. „Da wäre ich vielleicht ins Ziel gekugelt, wenn mich jemand angeschubst hätte“, sagt der junge Mann und schüttelt ungläubig den Kopf.
In dem kleinen Flur in seiner Lauinger Wohnung stehen unzählige verschiedene Turnschuhe auf dem Boden. An der Tür zum Wohnbereich sind Sportbänder zum Trainieren angebracht, vor dem Fernseher liegt eine Isomatte und in der Ecke steht ein Fahrrad. Auf dem Bügelbrett neben dem Sofa stapeln sich Schwimmbrille, Trinkbehälter und Laufsocken – hier wohnt eine Sportskanone. Der 27-Jährige lacht. „Das hätte ich vor ein paar Jahren auch noch nicht geglaubt.“Denn der junge Mann hat sein Leben von heute auf morgen auf den Kopf gestellt – aus gesundheitlichen Gründen. „Ich hatte eine Erkältung und wollte beim Arzt einfach ein Rezept holen. Als ich wieder heimkam, hatte ich eine Tüte voll mit Medikamenten.“
Die Diagnose: Bluthochdruck. Mit 22 Jahren. Von diesem Tag an musste der gebürtige Gundelfinger jeden Morgen verschiedene Tabletten nehmen, um nicht zusätzlich noch an Diabetes zu erkranken. „Ich hatte einen Puls von 200. Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich musste was unternehmen, das hat mir mein Arzt sehr deutlich gemacht“, erzählt er. Es war der Startschuss für ein neues Leben. 113 Kilogramm brachte er vor fünf Jahren noch auf die Waage. Heute sind es 63 Kilogramm. 50 weniger. Ken Elbl ist kaum wieder zu erkennen. „Anfangs denkt man, es ist schwer. Aber jetzt im Nachhinein war es nicht so schwer. Man muss einfach immer dranbleiben und nicht gleich zu viel wollen“, sagt er. Zu Beginn habe er sich auch an typischen Diätprogrammen probiert, den Sport erst hinten angestellt. Doch schnell habe er gemerkt, dass er so dauerhaft nicht Gewicht verlieren und halten kann. „Ich habe ein Jahr gebraucht, um meinen Weg zu finden“, sagt der 27-Jährige.
War sein Leben bis vor fünf Jahren von Party bestimmt – er war einige Jahre sogar als DJ aktiv –, so sind ihm heute andere Dinge wichtiger: gesunde Ernährung und regelmäßig Sport. Doch schnell wollte Ken Elbl mehr, wie er erzählt. „Das Laufen war erst nur Mittel zum Zweck. Du nimmst dadurch einfach gut ab. Anfangs wurde ich immer überholt, irgendwann habe ich dann alle überholt“, erzählt er. Mit dem Halbmarathon in Ulm hat er sich schon selbst übertroffen mit einer Zeit von 4:58 Minuten auf den Kilometer und damit den Entschluss an Weihnachten 2016 gefasst: „Ich laufe einen Marathon.“Sein Ziel für den Lauf in München war es, unter vier Stunden ins Ziel einzulaufen –
Nächstes Jahr dann Roth
er hat es nur knapp verpasst. Nach Kilometer 34 habe es ihm „den Stecker gezogen“. Im ersten Moment, erinnert er sich, sei er sehr enttäuscht gewesen. „Dann habe ich überlegt, was ich für eine Strecke zurückgelegt habe. Manche kommen gar nicht ins Ziel.“Ken Elbl ist ins Ziel gekommen – und hat noch viel mehr erreicht. Denn: Es hat einen eisernen Wille gebraucht, um die vergangenen fünf Jahre durchzustehen und sein komplettes Leben zu verändern. „Es gab schon Phasen, da haben mich viele gefragt, was mit mir los ist, weil ich mich zurückgezogen habe und auf keine Party mehr gegangen bin. Aber ich habe mich auf mein Ziel konzentriert und wollte es schaffen.“
Hat er. Und das neue Ziel steht schon fest. Nächstes Jahr will der Lauinger bei der Challenge Roth starten – eine klassische TriathlonLangdistanz. 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42 Kilometer Laufen. „Ich brauche eine neue Herausforderung“, sagt er und lacht. Bis Roth wolle er noch ein paar Kilos abnehmen. „Es muss im Kopf Klick machen. Dann ist alles möglich.“Ken Elbl hat sich selbst gezeigt, was möglich ist. Er braucht heute keine einzige Tablette mehr. Der 27-Jährige ist gesund.