„Eine berührende ökumenische Geste“
Der Gesangverein Dillingen beeindruckt in der Katharinenkirche
Dillingen Sein diesjähriges Kirchenkonzert hat der Gesangverein Dillingen am Sonntagnachmittag ausschließlich in den Kontext des Reformationsjubiläums gestellt. Was lag da näher, als die evangelisch-lutherische Katharinenkirche als Veranstaltungsort zu wählen. Schließlich sollten Lieder von evangelischen Textdichtern und Komponisten erklingen. Diese Tatsache wertete Pfarrer Manuel Kleinert als historisches ökumenisches Ereignis und als berührende Geste.
Große Anerkennung gebührt dem Dirigenten Xaver Käser, der unter dem Motto „Eine feste Burg ist unser Gott“14 Chorsätze einstudiert hatte. In dem detaillierten Programmheft hat Käser ein Verzeichnis der Autoren veröffentlicht, die sich seit der Lutherzeit bis in die Moderne für Text und Musik verantwortlich zeichneten. Aufgeführt waren Lebensdaten, wichtige Infor- mationen zum beruflichen Werdegang und der musikalischen Bedeutung. Das erleichterte dem zahlreichen Publikum den Zugang zu den Stücken, zu einer inhaltlichen Deutung und dem musikalischen Gehalt. Ebenso zu rühmen die Leistung eines weltlichen Chores, der so engagiert und versiert sich der Kirchenmusik öffnete.
Von Martin Luther stammten „Eine feste Burg“, „Gelobt seist du, Jesu Christ“, „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“und „Gott, er Vater, steh uns bei“, alles Choräle, die von Johann Sebastian Bach vertont wurden. Der Gesangverein widmete sich mit großem Ernst, Ausgewogenheit und Stimmkultur der Ausdruckskunst des Komponisten wie auch in „Befiehl du deine Wege“und „Gloria sei dir gesungen“. Waren die Chorsätze „All Morgen ist ganz frisch und neu“(Johann Walter) und „Nun danket all (John Krüger) dem 16. und 17. Jahrhundert zuzuordnen, so gehörten die drei Chorlieder „Geh aus mein Herz“(August Harder), „Danket dem Herrn“(K. Fr. Schulz) und „Stern, auf den ich schaue“(Minna Koch) ins 19. Jahrhundert. Der Gesangverein verstand es, mit gutem Textverständnis und Tonreinheit die romantischen Harmonien darzustellen. Auch die 1939 entstandenen Chorsätze „Die Nacht ist vergangen“und „Ja, ich will euch tragen“gelangen dem Gesangsensemble mit der gebotenen Transparenz und rhythmischen Sicherheit.
Der Vorreiter des „Neuen Geistlichen Liedes“im deutschsprachigen Raum, Siegfried Fietz, hat eingängige Melodien geschaffen. „Wenn wir auf Jesus sehen“und „Wer von der Liebe singt“brachte Xaver Käser im Stil eines Liedermachers. Er sang mit Gitarre solistisch die zeitgenössischen Texte ausdrucksstark und besonders temperamentvoll „Vergiss die Einsamkeit, komm ins Licht“(Jürgen Werth).
Hochkarätig bereicherten die zwei Zwischenspiele das Konzertprogramm.
Aus der Sammlung zweistimmiger Stücke von Georg Rhau (1545) spielten Friedrich Maier (Querflöte) und Tochter Elisabeth (Violoncello) in erlesener Partnerschaft fünf Miniaturen. Dem Wechsel zwischen der melodischen Vorgabe und dem imitatorischen Kontrapunkt spürten die Duo-Partner feinfühlig nach. Mit dem sonoren Ton seiner Holzquerflöte gestaltete Friedrich Maier die A-Dur-Sonate von J. S. Bach BWV 1032. Virtuoses Melodienschwelgen, elegante Spitzentöne und Triller, klare rhythmische Diktion bestimmten die Interpretation, von Andreas Käßmeyer am Cembalo in souveräner Begleitkunst mitgetragen.
Großen Beifall gab es am Ende für die Instrumentalisten und den Chor, der die Besucher bei zwei Chören („Von guten Mächten“und „Nun danket all“) zum Mitsingen bewegen konnte.