Sparen kann gefährlich sein
Die Welt ist voller Geheimnisse. Soeben meldet die Bundesbank, dass das private Geldvermögen der Deutschen die Rekordhöhe von 5478 Milliarden Euro erreicht hat. Fast gleichzeitig behaupten die Forscher von TNS Emnid, dass jeder vierte Mitbürger charakterlich nicht fähig ist, Geld zu sparen.
Dieser Widerspruch lässt vermuten, dass der deutsche Durchschnittsmensch weiterhin spart wie einst die Urgroßväter. Aber seinen Konto- und Aktienstand verrät er keinem Demoskopen. Insbesondere dem schwäbischen Sparfuchs macht es Freude, als bedürftig zu gelten und wohlhabend zu sein. Wer beispielsweise die Verteuerung der Vollmilchpreise jammernd kritisiert und dabei behaglich an sein volles Sparbuch denkt, hält sich an das bewährte Motto „Mehr sein als scheinen“.
Riskant ist aber das versteckte Sparen. Bei der Entdeckung führt ein heimlich angehäuftes Guthaben in ehelichen Gemeinschaften nur selten zu Jubelrufen, häufig aber zum Krach. Das wusste schon Ludwig Thoma, wie sein „Bal-paré“-Gedicht beweist. „Daß man sich was heimlich spart / Und damit nach München fahrt, / Und damit als Lebemann / Sich Vergnügen gönnen kann. / Aber was hat eine solche / Schlechtigkeit für eine Folche? / Erstens kommt der Ehebund / Ganz allmählich auf den Hund, / Denn wer von der Sünde naschte / Und nach ihren Reizen haschte, / Hat in seinem Ehebett / Unwillkürlich das Gefrett.“