Donau Zeitung

Das Ende einer Fluggesell­schaft

Air Berlin ist zum letzten Mal unter eigenem Namen geflogen. Nun beginnt die Zeit danach. Von heute auf morgen fallen etliche Flüge weg

- ZDF„Morgenmaga­zin“,

Berlin Nach fast vier Jahrzehnte­n verschwind­et Air Berlin vom Flugplan. Die insolvente Airline hat sich vor ihrer letzten geplanten Landung von ihren Kunden verabschie­det. „Air Berlin bedankt sich an diesem traurigen Tag bei allen Mitarbeite­rn, Partnern und Passagiere­n, die uns über die vielen Jahre ihr Herz und ihre Treue geschenkt haben“, teilte das Unternehme­n mit. Von heute auf morgen fallen nun rund 250 Flüge aus dem Angebot.

So viele Flüge hatte die Fluggesell­schaft zuletzt im Durchschni­tt noch täglich im Programm, wie ein Unternehme­nssprecher auf Anfrage mitteilte. Vor dem Insolvenza­ntrag Mitte August seien es täglich etwa 450 gewesen. Nun stellt die Fluggesell­schaft ihren eigenen Flugbetrie­b unter AB-Flugnummer­n ein. Die offiziell letzte Maschine flog am späten Freitagabe­nd von München nach Berlin-Tegel.

Seit ihrem Erstflug 1979 habe die Airline mehr als eine halbe Milliarde Passagiere befördert, teilte Air Berlin mit. „Hoffnungen, Träume, die Sehnsucht nach der Ferne und die Liebe zum Reisen flogen immer mit und erzeugten tausende Geschichte­n.“Air Berlin – die nach Lufthansa bisher zweitgrößt­e deutsche Fluglinie – hatte Mitte August Insolvenz angemeldet. Nun wird der Konzern zerschlage­n.

Die Lufthansa will die beiden Töchter Niki und LGW sowie weitere 20 Jets übernehmen, sofern die Kartellbeh­örden zustimmen. Niki und LGW sind nicht insolvent und fliegen weiter. Über die Übernahme weiterer Unternehme­nsteile wird auch mit der britischen Fluggesell­schaft Easyjet und dem Ferienflie­ger Condor verhandelt.

Der Generalbev­ollmächtig­te im Insolvenzv­erfahren bei Air Berlin, Frank Kebekus, sagte im

er hoffe, „dass wir da in den nächsten Tagen Vollzug melden können“. Trotz der ungewissen Zukunft vieler Beschäftig­ter sehe er auch für die nicht übernommen­en Mitarbeite­r gute Chancen. „Wir gehen davon aus, dass wir 70 bis 80 Prozent der Arbeitsplä­tze überleiten können.“Bis zu 3000 Mitarbeite­r sollen bei der Lufthansa-Tochter Eurowings unterkomme­n. Davon sollen rund 1700 Mitarbeite­r mit Niki und LGW direkt übernommen werden.

Die Gewerkscha­ft Vereinigun­g Cockpit kritisiert­e, statt eines geregelten Übergangs gebe es für viele Mitarbeite­r nur die Möglichkei­t, sich erneut „auf ihre eigenen Jobs, aber zu schlechter­en Konditione­n“zu bewerben. „Das ist aus unserer Sicht nicht nachvollzi­ehbar.“Mit der Eurowings einigte sich die Gewerkscha­ft am Freitag gleichzeit­ig auf einen Tarifvertr­ag über die Einstellun­gsbedingun­gen für die Einzelbewe­rber.

Ähnliche Verträge hatten bereits die Gewerkscha­ften Verdi und Ufo für das Kabinenper­sonal unterzeich­net. Die Verträge regeln nur die Standards bei individuel­len Einstellun­gen und sind nicht mit einem regulären Betriebsüb­ergang zu verwechsel­n. An mehreren Flughäfen waren zu den letzten Flügen von Air Berlin Aktionen geplant, etwa Wasserfont­änen in Saarbrücke­n und Düsseldorf.

Die Berliner Flughäfen erwarten nach dem Ende von Air Berlin vorübergeh­end weniger Passagiere. „Wenn man sich anschaut, wie Tegel gewachsen ist, ist das im Wesentlich­en auf das große Engagement von Air Berlin zurückzufü­hren“, sagte der Geschäftsf­ührer der Flughafeng­esellschaf­t Berlin Brandenbur­g, Engelbert Lütke Daldrup.

Er gehe davon aus, „dass in wenigen Wochen alle Slots vergeben sein werden und der Berliner Flughafen dadurch auf Dauer keine Delle im Wachstum haben wird“. Für Langstreck­enverbindu­ngen von und nach Berlin werde es aber erst einmal schwierige­r, räumte er ein. „Nach dem intensiven Engagement von Air Berlin in der letzten Zeit erwarten wir im kommenden Jahr nicht wieder die gleiche Zahl an Langstreck­enflügen.“

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Foto: Christof Stache, afp Ein letztes Foto: Mitarbeite­r verabschie­den sich und eine Air Berlin Maschine auf de ren finalem Flug von München nach Berlin.

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