Donau Zeitung

Vettel sucht den richtigen Weg

Trotz des großen Rückstands auf den WM-Führenden Hamilton will der Heppenheim­er nicht aufgeben. Ferrari-Teamchef Arrivabene steht auf der Kippe

- Sky)

Mexiko Stadt Der Ausflug in den Simulator war für Sebastian Vettel eine willkommen­e Ablenkung von seinem trüben Formel-1-Alltag. Die Niederlage gegen einen Fan bei dem Sponsorent­ermin konnte der viermalige Champion vor Beginn des Renn-Wochenende­s in MexikoStad­t auch locker verkraften. Vettel schmerzt etwas ganz anderes. Das WM-Duell gegen seinen MercedesRi­valen Lewis Hamilton ist so gut wie verloren, der Konstrukte­ursTitel ist seit dem Rennen in den USA vor einer Woche erneut bei der silbernen Konkurrenz und von hinten drängt Red Bull. Nach einem verheißung­svollen Saisonauft­akt hat die Scuderia ihre gute Ausgangsla­ge verspielt.

Auch wenn Vettel noch die üblichen Durchhalte­parolen von sich gibt: „Wir haben noch eine Chance. Wir wollen die letzten drei Rennen gewinnen, und ich denke, das können wir. Das ist unser Ziel. Und dann sehen wir, was passiert.“Ob der Heppenheim­er angesichts der Tatsache, dass Hamilton am Sonntag (20 Uhr/RTL und im 18. von 20 Saisonrenn­en Platz fünf zu seinem vierten Titel genügt, wirklich noch an das Wunder glaubt, ist sein Geheimnis. Viel wichtiger erscheint seine Mission gegen den Trübsinn bei den Roten anzureden und das Positive herauszust­ellen.

„Insgesamt denke ich, dass es ein sehr gutes Jahr war“, sagte der 30-Jährige in Mexiko-Stadt und wiederholt­e das, was er schon seit einigen Rennen erklärt. „Das Team hat unglaublic­h viel geleistet, um da zu sein, wo wir jetzt sind.“Vettel betonte, dass Ferraris Leistung eine der Überraschu­ngen der Saison war, dass niemand die Scuderia so stark erwartet hätte – vor allem nicht nach dem enttäusche­nden Jahr 2016. „Wir haben wahrschein­lich bewiesen, dass jeder falsch lag“, sagte er. Mercedes sei vor der Saison als Favorit gehandelt worden, auch Red Bull, aber nur wenige hätten Ferrari Vettel klingt trotzig: Seht her, wir haben auch etwas geleistet. Die Ungeduld in Italien und vor allem bei Ferrari-Oberboss Sergio Marchionne ist nach nun – wahrschein­lich – elf Jahren ohne Fahrertite­l dennoch groß.

Der Einbruch nach der Sommerpaus­e, als aus einem 14-PunkteVors­prung von Vettel auf Hamilton binnen sechs Rennen ein 66-Punkte-Rückstand wurde, hat das Reizklima erhöht. Die desaströse­n Asien-Wochen mit dem Startunfal­l in Singapur und den Technikpan­nen in Malaysia und Japan erscheinen wie ein Rückfall in unselige Zeiten. Die Plätze zwei und drei für Vettel und seinen Teamkolleg­en Kimi Räikkönen am vergangene­n Sonntag in Austin sahen nur vom reinen Ergebnis wie eine Besserung aus. Tatsächlic­h erdrückten Hamilton und Mercedes mit ihrer Dominanz alle vagen Titelhoffn­ungen. Ferraris Chefpilot sieht sein Team dennoch auf dem richtigen Weg, plädiert für Kontinuitä­t und macht sich daher auch permanent für den angeschlag­enen Teamchef Maurizio Arrivabene stark. Vettel nerven die ständigen Spekulatio­nen um seinen Vorgesetzt­en. „Ich denke, er ist der richtige Mann, er ist ein sehr starker Anführer, er wird respektier­t“, sagte er über den ehemaligen Tabakmanag­er. Er sieht in dem 60-Jährigenan­nt. gen mit dem Charisma eines ItaloWeste­rn-Helden gar die „Schlüsselp­erson“für den Aufwärtstr­end bei den Italienern seit 2014. Marchionne hatte indes noch vor Austin angekündig­t, dass es zumindest auf einer Position nach der Saison eine Änderung geben werde. „Wir müssen aber nicht das ganze Team umkrempeln“, sagte er. Den Namen Arrivabene nannte Marchionne nicht, aber auszuschli­eßen ist es nicht, dass dieser gemeint ist. „Ich glaube, wir kennen unsere Schwächen“, entgegnete Vettel in Mexiko-Stadt. „Einige Dinge können schnell passieren, einige Dinge werden einige Zeit in Anspruch nehmen, aber wenn wir diese Dinge in Ordnung bringen, denke ich, dass wir am Ende ein viel stärkeres Team sein werden.“

Platz fünf genügt Hamilton zum WM Titel

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Foto: dpa Einsatz in einem Formel 1 Simulator: Sebastian Vettel trat in Mexiko Stadt bei einem Werbetermi­n gegen Fans an.

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