Donau Zeitung

Benevit in Wittisling­en ist eingeweiht

56 Plätze für Senioren stehen dort zur Verfügung. Das Personal arbeitet bereits seit zwei Wochen im neuen Gebäude. Am Sonntag können sich die Bürger ein Bild von dem Heim machen

- VON JAKOB STADLER

Wittisling­en Etwas ist anders. Der Boden. Kein PVC, sondern etwas, das wie Teppich aussieht, leuchtend rot, mit Streifen und Mustern. Dazu die gelben Wände. „Die kräftigen Farben sind Teil des Konzepts von Benevit“, sagt Helga Meindl, Pflegeund Einrichtun­gsleitung. „Aber überall sind sie ein bisschen anders.“In den verschiede­nen Benevit-Häusern, aber auch innerhalb des Gebäudes: In jedem Stockwerk hat der Boden eine andere Farbe. So finden sich auch Menschen mit Demenzerkr­ankung leichter zurecht.

Schließlic­h ist das Benevit ein Pflegeheim. Deshalb ist der Boden kein einfacher Teppich, sondern besteht aus Mikrofaser – waschbar und desinfizie­rbar. „Ein klassische­s Pflegeheim hat ja eher diese Krankenhau­satmosphär­e“, sagt Katharina Bosling. Sie ist Teil des Teams, das sich ab 2. November um die Bewohner der Einrichtun­g kümmert. Ihr Aufgabensp­ektrum ist vielseitig. Denn in den vier Wohngruppe­n des Hauses fallen Haushaltsa­rbeiten an, wie in einer normalen Wohnung. Jeder Mitarbeite­r macht alles und die Bewohner können, je nach Wille und Fähigkeite­n, bei allem mithelfen. Die Gruppen kochen gemeinsam, waschen ihre Wäsche vor Ort und setzen sich zusammen auf die Sofas in ihrem Wohnbereic­h. Dieser große Raum, mit der offenen Küche und den Tischen auf der einen Seite und der gemütliche­n Wohnecke auf der anderen, ist das Kernstück jeder Wohngruppe. Dort befindet sich auch der Arbeitsber­eich für die Mitarbeite­r, sodass diese immer in der Nähe und ansprechba­r sind. Rückzugsmö­glichkeite­n gibt es trotzdem. Im Haus befinden sich 48 Einzelzimm­er und vier Doppelzimm­er. Ausgestatt­et mit Bett, Schrank, Tisch und Stuhl – all das können die Senioren aber auch gegen eigene Möbel austausche­n. Am 2. November wird erst einmal eine der vier Wohngruppe­n belegt. „Der Einzug ist eine besondere Situation“, erklärt Meindl. Dass die Bewohner gestaffelt kommen, gibt auch den Mitarbeite­rn die nötige Zeit, sich einzuarbei­ten. „Erst wenn alles stabil läuft, kommen die Nächsten.“Das Team ist bereits seit etwa zwei Wochen im Haus. Auf der einen Seite, um beim Einrichten zu helfen. Geschirr muss in die Schränke geräumt, die Vorratslag­er müssen gefüllt werden, und bis die Besucher kommen, muss alles fertig sein. Zum anderen absolviere­n die Mitarbeite­r Schulungen, um das BenevitKon­zept zu verinnerli­chen.

In den oberen Stockwerke­n befinden sich Räume mit besonderer Ausstattun­g. Da ist die Pflegewann­e. Während Bewohner gewaschen werden, können sie einen Sternenhim­mel aus farbwechse­lnden LEDs an der Decke beobachten. So einen Sternenhim­mel gibt es auch ein Stockwerk weiter oben. Darunter steht eine Schwebelie­ge, in der sich Bewohner und Personal entspannen können. Daneben führt eine Tür in den größten Raum des Hauses. Hier ist genug Platz für alle vier Wohngruppe­n, oder auch für die Geburtstag­sfeier eines Bewohners.

Am Freitag wurde der Saal gleich genutzt. Zur offizielle­n Einweihung war er vollgestel­lt mit Stühlen, ausgericht­et auf das Rednerpult. Dort sprachen diejenigen, die den Bau ermöglicht haben. Der Landtagsab­geordnete Georg Winter wies darauf hin, dass die Plätze im zweiten Benevit-Haus im Kreis, in Syrgenstei­n, wegen der hohen Nachfrage schneller belegt waren als erwartet. Der stellvertr­etende Landrat Alfred Schneid erklärte, die Pflege sei eines der Themen, die den Menschen am wichtigste­n sind.

Hans Beyrle vom Bundesverb­and privater Anbieter sozialer Dienste lobte das Konzept, das „ein Zuhause mit viel Normalität und Selbstbest­immung“biete. Architekt Norbert Saur erklärte die Besonderhe­iten des Baus, und Benevit-Gründer Kaspar Pfister dankte der Gemeinde für die Zusammenar­beit. Er erklärte, dass das Gebäude in Wittisling­en vorerst das letzte Heim der Gruppe sein wird. Geeignetes Personal zu bekommen sei schwierig, außerdem benötige die Gesellscha­ft nun alle Kraft für den Bestand. Wittisling­ens Bürgermeis­ter Ulrich Müller bezeichnet­e das Benevit als den „Rolls-Royce unter den Pflegeheim­en, aber immer noch zu VW-GolfKosten“. Von Gemeindese­ite wurde dafür einiges investiert. Müller sprach von rund 600000 Euro. Diese Ausgaben hatten während der Planung für Kritik vonseiten der Wittisling­er SPD gesorgt. Die Gemeinde habe sich zu großzügig gezeigt, so der Vorwurf. Das Gelände zwischen Egau und Oberbechin­ger Straße erhielt Benevit geschenkt. Die Gebäude darauf wurden abgerissen, der Boden mit einer Pfahlgründ­ung stabilisie­rt. „Es geht hier um die Daseinsvor­sorge, eine kommunale Aufgabe“, erklärt Müller. Als Bonus sei anzusehen, dass durch das Pflegeheim auch etwa 40 bis 50 neue Arbeitsplä­tze in der Gemeinde geschaffen wurden. Er dankte dem Gemeindera­t, der die Entscheidu­ng für das Benevit mitgetrage­n hat.

Am Sonntag können sich auch die Bürger ein eigenes Bild vom neuen Pflegeheim machen: Von 11 Uhr bis 17 Uhr findet dort ein Tag der offenen Tür statt.

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Fotos: Jakob Stadler Bereit für die Bewohner sind die beiden Leiterinne­n des Benevits, im Vordergrun­d Ingrid Fuchsloche­r und Helga Meindl. Dahinter sind von links zu sehen: Hans Beyrle vom Bundesverb­and privater Anbieter sozialer Dienste, Bundestags­abgeordnet­er Ulrich...
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Pflegefach­kraft Katharina Bosling

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