St. Leonhard trug einen Regenschutz
Trotz Unwetterwarnung ließen sich die Unterliezheimer ihren 27. Leonhardiritt nicht nehmen. Was sie noch finden könnten
Unterliezheim Eigentlich hatte Erzabt Wolfgang Öxler aus der Erzabtei St. Ottilien in seiner Predigt nicht über das Wetter gesprochen, als er sagte: „Du meinst, das brauchst du. Dann hast du es und schon brauchst du etwas anderes.“Der angesagte Sturm, der am Sonntag wohl so manchen Teilnehmer und Zuschauer schwer überlegen ließ, ob er zum Leonhardiritt nach Unterliezheim kommen sollte, der war kaum zu merken, als sich die Pferde vor der Pfarrkirche St. Leonhard aufstellten.
Doch schon bevor Feuerwehrvorsitzender Leonhard Schuster das Zeichen hörte, in Form der Kirchenglocken, die beim Te Deum kurz vor Ende des Gottesdiensts den großen Gott mitlobten, regnete es. Und es hörte auch nicht mehr auf, solange die rund 20 Gespanne, weitere Reitergruppen und Einzelreiter ihren Ritt durch Unterliezheim absolvierten. Den Worten einer Reiterin „alles nass“, konnten die Zuschauer nur zustimmen, allerdings standen die meisten von ihnen geschützt unter ihrem Regenschirm. Nichtsdestotrotz boten die wunderschön geschmückten Gespanne mit den Wagen ein prächtiges Bild. Die gute Laune ließen sich auch die Reiter nicht nehmen, die gekommen waren, um ihre Lieblinge von Erzabt Öxler segnen zu lassen und damit um ihre Gesundheit zu bitten.
Beim Umritt allen voran ging die Musikkapelle Lutzingen mit ihrem Dirigenten, Bürgermeister Eugen Götz, gefolgt von den Fahnenabordnungen und dem Kreuzwagen, dem ersten, den Familie Leonhard Schuster aus Unterliezheim geschmückt hat. Gezogen wurde er vom Gespann von Fritz Gerstenmeyer aus Balgheim. Die Kinder vom Reitverein Zoltingen saßen im Wagen von Thomas Scherer aus Unterliezheim, das Gespann dazu kam von Anton Rürtel aus Adelsried. Ihnen folgten weitere Zoltinger Reiter auf ihren Pferden mit der Vereinsfahne.
Der Truhenwagen von Familie Eggenmüller aus Lutzingen mit der Jugendgruppe des Trachtenvereins Donauwörth, der Kindergarten, die Ministranten, ein Gemüse-, Leonhardsund ein Kürbiswagen, alle von Familie Schuster, letzterer gezogen von den Schwarzwälder Füchsen von Johann Grandel aus Binswangen, der Wagen des Obstund Gartenbauvereins mit dem Gespann von Manfred Groll aus Ellwangen, ein riesiger Eichenstamm, an dem die herbstlich gefärbten Blätter noch zu sehen waren, und noch vieles mehr gab es zu sehen. Allen, die sich die Mühe und Zeit genommen hatten teilzunehmen, dankten Moderator Peter Hurler und Landrat Leo Schrell, dem keiner widersprach, als er meinte, dass er wohl als Schirmherr seiner Aufgabe nicht so richtig nachgekommen sei. Gerade bei so einem Wetter könne man jedoch nachvollziehen, meinte er, warum der Heilige Leonhard als Schutzpatron der Tiere in früheren Jahren so ein hohes Ansehen hatte. „Damals war man davon abhängig, dass das Vieh gesund war. Und von der Natur, um die elementaren Dinge des Lebens überhaupt bestreiten zu können.“
So freue sich Landrat Schrell jedes Jahr auf den Leonhardiritt in Unterliezheim, der einen Dreiklang bilde aus Volksfrömmigkeit, Tradition und Brauchtum. „Das ist keine Folkloreveranstaltung, sondern echte Tradition, die es seit Jahrhunderten gibt.“Sie zeige auch, dass die in der Predigt angesprochenen Werte, die großen Steine im Leben, hier noch eine Bedeutung haben. Sonst würde so eine Veranstaltung nicht stattfinden, wo so viele Menschen mithelfen.
Die großen Steine im Leben, damit meinte Erzabt Öxler in der Predigt die Dinge, die den Menschen wirklich wichtig sind. Und er erinnerte mit vielen anschaulichen Beispielen daran, dass die meisten heutzutage vor allem funktionieren, statt zu leben. Wichtig sei, die wahren Schätze im Leben zu erkennen und vor allem, so wie der Heilige Leonhard, Jesus als Schatz in seinem Herz zu tragen. So gab er den Gläubigen die Hoffnung mit: „Vielleicht gehen auch Sie heute noch heim und finden Ihren wirklichen Schatz.“ Bei uns im Internet finden Sie viele Bilder unter www.donau zeitung.de/bilder