Irmgard Böhm ist gestorben
Irmgard Böhm gründete vor 35 Jahren in Dillingen eine Hausaufgabenhilfe für Schüler mit Migrationshintergrund. Jetzt ist sie im Alter von 91 Jahren gestorben. Noch im Sommer half sie einem afghanischen Buben
Dillingen „Mitleid“– das war es am Anfang, als sie die Not türkischer Mütter sah, die ihren Kindern nicht weiterhelfen konnten, weil sie selbst der deutschen Sprache nicht mächtig waren. Deshalb rief Irmgard Böhm vor 35 Jahren in Dillingen eine Hausaufgabenhilfe ins Leben. Es war die Liebe zu den Kindern, die die pensionierte Lehrerin antrieb und und motivierte. Erst recht, wenn diese Hilfe brauchten oder benachteiligt waren. Am vergangenen Mittwoch ist Irmgard Böhm nun im Alter von 91 Jahren im Kreis ihrer Angehörigen in Dillingen gestorben. Noch im Sommer hatte ein afghanischer Bub bei ihr Deutsch gelernt.
Ohne Unterbrechung hatte Irmgard Böhm bis ins Alter von 90 Jahren zusammen mit anderen Frauen und Männern dreimal in der Woche in der Grundschule in Dillingen Schülern mit Migrationshintergrund bei den Hausaufgaben geholfen. Ehrenamtlich und voller Engagement. Auch wenn sich das Team in all den Jahren immer wieder verändert hatte, so war Irmgard Böhm die feste Konstante bei der Hausaufgabenhilfe. Noch mit 89 Jahren hatte sie unserer Zeitung versichert: „Ich mache weiter. Das ist so wichtig.“
Die achtfache Mutter hatte vor dreieinhalb Jahrzehnten einen kleinen Kreis von evangelischen und katholischen Kirchenmitgliedern geleitet. Schon damals, so erzählte sie, seien ausländische Familien mit schulpflichtigen Kindern zu ihr gekommen. „Ich habe dann den Vorschlag gemacht, dass wir es richtig aufziehen.“Das war 1982.
Hunderten Kindern haben Irmgard Böhm und ihr Team seitdem das Lesen, Schreiben und Rechnen beigebracht. Jeden Montag, Mittwoch und Donnerstag gibt es die Unterstützung an der Grundschule in Dillingen, jeweils zwei Stunden. Zusätzlich werden manche Kinder noch zuhause betreut.
Für ihren Einsatz wurde Irmgard Böhm 2007 mit der Silberdistel unserer Zeitung geehrt. Vor fünf Jahren erhielt die Dillingerin die bayerische Staatsmedaille für soziale Verdienste. Oberbürgermeister Frank Kunz sagt, dass sich Irmgard Böhm „mit beispielhaftem Einsatz in das Leben unserer Stadt eingebracht hat“. Die Verdienste der Verstorbenen wurden bereits 1994 mit dem Bürgerbrief der Stadt Dillingen gewürdigt.
Irmgard Böhm stammt aus Obermauerbach bei Aichach. Sie war mit dem Lehrer Hans Böhm verheiratet, mit dem sie acht Kinder hatte. Um ihre verstorbene Oma trauern jetzt auch acht Enkel. Und natürlich die vielen einstigen Schulkinder, denen Irmgard Böhm mit ihrem Einsatz geholfen hat.
Trauergottesdienst beginnt am Montag, 30. Oktober, um 9 Uhr, in der Studienkirche in Dillingen. Die Beer digung im Friedhof in Dillingen findet um 10 Uhr statt.