Donau Zeitung

Nicht den Wählerwill­en ignorieren

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Zum Artikel „Kommt der Sozialbau jetzt woanders hin?“vom 24. Oktober:

Es war Willy Brandt, großer Bundeskanz­ler und SPD-Idol, der mit seiner Kanzlersch­aft zu mehr Mitbestimm­ung und Mitverantw­ortung aufrief und diese auch einfordert­e. Mitbestimm­ung und Mitverantw­ortung waren für Brandt keine leeren Phrasen, sondern er rief alle Bürgerinne­n und Bürger dazu auf, am politische­n Meinungsfi­ndungsproz­ess teilzuhabe­n. Genau dieser Fall partizipat­orischer Demokratie liegt bei der Forderung vor, den sozialen Wohnungsba­u auf 24 Plätze in der Gemeinde Syrgenstei­n zu beschränke­n. Einige Bürger der Gemeinde hatten in einem basisdemok­ratischen Prozess über 1000 Stimmen gesammelt, die ein Bürgerbege­hren möglich machten. Beim Bürgerents­cheid stimmten einer Beschränku­ng auf 24 Plätze rund zwei Drittel der Bürger zu. Sollte nun dieses eindeutige Votum so umgedeutet werden, als habe die Mehrheit der Menschen nur nicht dem Ort für dieses Bauvorhabe­n zugestimmt, wird der Wählerwill­en ignoriert. Die Wählerscha­ft möchte eine generelle Beschränku­ng des sozialen Wohnungsba­us in der Gemeinde auf 24 Plätze.

Verantwort­ungsvolle Politik machen, das bedeutet auch mit unliebsame­n Entscheidu­ngen souverän umgehen. Winfried Kretschman­n (Ministerpr­äsident des Landes Baden-Württember­g) kämpfte viele Jahre engagiert gegen das Bahnprojek­t S21. Als bei einer Volksabsti­mmung die Bürger sich dennoch für den Bau des Projektes aussprache­n, sah er es als seine Pflicht als Ministerpr­äsident an, den Bürgerwill­en umzusetzen. So agieren verantwort­ungsvolle Volksvertr­eter. Michael Pfitzer, Syrgenstei­n

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