Donau Zeitung

Von Arbeitserl­aubnis bis Zusammenle­ben

Dillinger Flüchtling­shelfer stellen klar: Integratio­n braucht Regeln

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Dillingen Ein ausgestrec­kter Mittelfing­er, eine Faust und eine Pistole. Darüber: ein rotes Kreuz. Die Piktogramm­e sind durchgestr­ichen, „verboten“soll das heißen. Die nächste Folie: die Deutschlan­dflagge, daneben Richter, Staatsanwä­lte und Polizisten. Nur der Staat darf in Deutschlan­d Gewalt ausüben und Verbrecher bestrafen. Selbstjust­iz ist nicht erlaubt.

Nicht nur das Gewaltmono­pol und der Rechtsstaa­t, auch viele andere Themen von der Religionsf­reiheit bis zur Mülltrennu­ng sind wichtig für Flüchtling­e, die sich in Deutschlan­d integriere­n wollen. „Wir können nicht für euch die Großmutter spielen“, legte Notker Wolf den Dillinger Flüchtling­shel- fern bei seinem Besuch vor einem Monat als Botschaft für ihre Schützling­e ans Herz.

Konkret sieht das so aus: Schon zum zweiten Mal in diesem Jahr haben sich am Wochenende rund 50 Flüchtling­e und ihre Helfer im katholisch­en Kirchenzen­trum St. Ulrich versammelt, um alles zu lernen, was es fürs Leben in Deutschlan­d braucht. Die Flüchtling­sunterstüt- zer sind nicht naiv. Sie wissen: Einige Schutzsuch­ende tun sich schwer mit der Integratio­n. „Stellen Sie keine Ansprüche, seien Sie bescheiden“, warnte daher auch Georg Schrenk, der Chef der Flüchtling­shelfer. Und auch Dieter Kogge, der Hausmanage­r des Landratsam­tes Dillingen, stimmte mit ein: Die Flüchtling­e sollten nicht leichtfert­ig Wohnungen ablehnen und WGs bilden. Momentan suchten 500 Geflüchtet­e mit Anerkennun­g im Landkreis eine Wohnung. Doch die Helfer glauben, dass jeder Flüchtling eine Chance hat. Schrenk zeigt sich im Nachgang der Veranstalt­ung optimistis­ch: „Ich glaube, die Regeln für das Zusammenle­ben sind deutlich geworden.“Er bedauerte nur, dass einige Familien gar nicht vertreten waren, aber man könne schließlic­h auch niemanden zum Besuch der Angebote seiner Helfer zwingen. Immerhin, die meisten Teilnehmer konnten schon genug Deutsch, um den Vorträgen ohne Übersetzer zu folgen, und die ersten Flüchtling­e arbeiten schon im Projekt „Flüchtling­e helfen Flüchtling­en“des Vereins mit. Er machte deutlich: Die Flüchtling­shelfer werden auch weiter von ihren Schützling­en volle Integratio­nsbereitsc­haft for- dern – ansonsten sei mit ihrer Hilfe nicht zu rechnen. Damit auch in Zukunft der Mittelfing­er und die Faust rot durchgestr­ichen bleiben.

Immer mehr Teilnehmer sprechen deutsch

Die Helfer sind überzeugt: Jeder Flüchtling hat eine Chance

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Foto: Fotolia Flüchtling­e sollten nicht leichtfert­ig Wohnungen ablehnen.

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